"Präsident Putin hält sich weiter bedeckt über eine mögliche Waffenruhe in der Ukraine", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Selenskyj bekräftigt die Zustimmung der Ukraine zu einer Waffenruhe", so die Schlagzeile des GrenzEchos. "Trump erhöht den Druck auf Russland", titelt Het Laatste Nieuws.
"Die Welt wartet auf Moskau", könnte man sagen. Nachdem sich Amerikaner und Ukrainer auf eine 30-tägige Waffenruhe geeinigt haben, muss jetzt der Kreml auf den Vorschlag reagieren. Eine amerikanische Delegation ist heute in Russland, um für das Abkommen zu werben. Und "wenn Putin sich weigert, dann droht Trump mit scharfen Sanktionen", notiert Het Laatste Nieuws.
Wertlose Waffenruhe
"Von Putin müssen wir jetzt eine neue Partie Bluff-Poker erwarten", glaubt Le Soir in seinem Leitartikel. Theoretisch befindet sich jetzt der Ball im Feld des Kremls. Aber eben nur theoretisch. Auf dem Schlachtfeld konnte Russland zuletzt Erfolge verzeichnen. Für den "Zar" aus Moskau ist das Grund genug, sich alle Zeit der Welt zu nehmen, um den Vorschlag einer Waffenruhe zu prüfen. Bislang hat der Kreml immer bekräftigt, dass man keine zeitweilige Waffenruhe brauche, sondern einen dauerhaften Frieden mit robusten Garantien für Russland und seine Bürger. Aus dem Mund eines Mannes, der in den letzten 25 Jahren sämtliche internationale Abkommen gebrochen und noch dazu einen Krieg entfesselt hat, klingt das wie der blanke Zynismus. Eben vor diesem Hintergrund darf man auch nicht zu viel erwarten. Selbst wenn eine Waffenruhe zustande kommt, so hätte die nur den Wert, den Putin ihr beimisst. Und das wäre nicht viel, genauer gesagt: nichts.
Parallel dazu hat US-Präsident Donald Trump gestern ja auch seine Einfuhrzölle scharf gestellt. Unter anderem auch auf europäische Aluminium- und Stahlimporte werden ab jetzt 25 Prozent erhoben. Die EU hat umgehend Gegenmaßnahmen in Kraft gesetzt. "Der Handelskrieg eskaliert", so denn auch die Schlagzeile von De Standaard.
"Die EU muss sich jetzt unnachgiebig zeigen! ", fordert L’Echo in seinem Kommentar. Bislang hat die Kommission alles richtig gemacht. Erstens: Im Gegensatz zu den USA hat die EU "intelligente" Einfuhrzölle erlassen, die zielgerichtet sind und zugleich für die Verbraucher in der EU wohl wenig Auswirkungen haben werden. Zweitens: Die Schlagkraft ist etwas geringer als die der amerikanischen Zölle, was als Zeichen von Versöhnungsbereitschaft zu werten ist. Kleiner Nebeneffekt: Trump kann die EU-Kommission, die er doch so abgrundtief verachtet, jetzt nicht mehr ignorieren. Jedenfalls muss die Kommission jetzt ihre Entschlossenheit demonstrieren, notfalls auch noch einen Gang hochzuschalten. Idealerweise sucht man jetzt auch die Nähe zu den anderen Opfern der Trumpschen Zollkriege, allen voran zu Kanada und Japan.
Erinnerungen an die 1930 Jahre werden wach
In den USA gilt inzwischen offensichtlich nicht mehr "America First" sondern "America Only", meint Het Belang van Limburg. Trump nimmt die Welt als Geisel, zieht seine Agenda ohne Rücksicht auf Verluste durch. Sein Zollkrieg ist da nur ein Beispiel unter vielen. Gerade im Fall Trump droht das zu allem Überfluss zu einer Frage des Egos zu werden: Der Mann will immer das letzte Wort haben. Das Ganze verheißt nichts Gutes. Nicht umsonst hat es in der Vergangenheit nicht allzu viele wirkliche Handelskriege gegeben. Das schlimmste Beispiel war 1930, als die USA in den Abgrund rauschten und dabei die ganze Welt mitgerissen haben.
Eben an diese Episode erinnert sich auch De Morgen. Mit historischen Vergleichen muss man vorsichtig sein, aber gerade hier droht sich die Geschichte zu wiederholen. 1930 erließ der damalige Präsident Herbert Hoover eine Reihe von protektionistischen Maßnahmen, um die heimischen Landwirte zu schützen. Das Resultat war genau das Gegenteil. Die neuen Zölle waren ein klarer Bruch mit den damals geltenden Handelsabsprachen, sie brüskierten Nachbarn und Partner und lösten eine Lawine von Einfuhrgebühren aus. All das verschärfte noch die Weltwirtschaftskrise, die zu einer großen Depression wurde. Und das war die Saat, die am Ende den Zweiten Weltkrieg auslösen sollte. Eigentlich hatte man geglaubt, dass das planlose Herumirren der Politiker in den 1930er Jahren eine Warnung für die folgenden Generationen sein würde, und dass man dieselben Fehler nicht mehr wiederholt. Und dann kam Donald Trump.
Hoffnungsschimmer Midterms?
"So so, die selbsternannte Friedenstaube Donald Trump hat nun also einen Handelskrieg entfesselt", frotzelt sarkastisch Het Nieuwsblad. Und damit hat der US-Präsident zwangsläufig eine unselige Spirale in Gang gesetzt. Denn: "Natürlich" hat die EU sogleich Gegenmaßnahmen ergriffen, eben gemäß dem Prinzip "Aktion - Reaktion". Jeder weiß, dass es in einem solchen Konflikt nur Verlierer gibt. Erschwerend kommen hier noch die ständigen Gemütsschwankungen des US-Präsidenten hinzu, die inzwischen so extrem sind, dass man sich wirklich fragen muss, ob der Mann noch weiß, was er tut. In der EU scheint man jedenfalls mehr denn je verstanden zu haben, dass Trump - genauso wie Putin - die europäischen Staaten auseinandertreiben will. Doch kann ihm sein Handelskrieg auf die Füße fallen. In seiner ersten Amtszeit biss er sich an China die Zähne aus, was letztlich ein Grund dafür war, dass die Republikaner die Halbzeitwahlen verloren. So zynisch es klingt, aber die Welt muss eigentlich hoffen, dass Trump mit seinem Konfrontationskurs genauso weitermacht. Denn die nächsten "Midterms" sind ja schon in anderthalb Jahren.
Roger Pint