"Europa steht alleine da", titelt De Standaard. "US-Vizepräsident wischt den Boden mit Europa auf", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Wie gefährlich ist der Frieden à la Trump?", fragt De Morgen auf seiner Titelseite.
Die jüngsten Entscheidungen des US-Präsidenten Donald Trump und die Äußerungen seines Vizepräsidenten Vance auf der Sicherheitskonferenz in München sind auch Themen in den Leitartikeln. Vance hatte gestern in einer Rede den europäischen Staaten fehlendes Demokratieverständnis vorgeworfen.
Het Nieuwsblad regt sich auf: Alle Regeln des Anstands, Grundlagen der Diplomatie, und - was noch wichtiger ist - jeglicher Respekt vor der Demokratie und ihren Werten sind gestern von US-Vizepräsident J.D. Vance mit Füßen getreten worden. Das war eine Kriegserklärung an Europa und an alle Werte, die von der EU hochgehalten werden: ein inklusives Zusammenleben, Diversität, Chancengleichheit und gegenseitiger Respekt. Diese Werte sollten in jeder Demokratie gelebt werden. Trump und seine Mannschaft stellen die Sachen auf den Kopf. Spätestens nach dieser Rede sollte jeder begriffen haben, dass die EU vor ihrer vielleicht größten Herausforderung steht. Sie muss eine Einheitsfront schließen gegen Trump und seinen ideologischen Kreuzzug, fordert Het Nieuwsblad.
Der mürrische Kaiser
De Morgen notiert: Wie ein mürrischer Kaiser fegt Donald Trump nonchalant über die Weltkarte. Wer im Weg steht, hat Pech gehabt. Diplomatie oder Bundesgenossen zählen für ihn nicht. Er zeichnet die Weltkarte neu, so, wie es ihm passt. Und dabei zählen nur die Starken. Schwache verachtet Trump. Als Erstes haben das die Palästinenser zu spüren bekommen. Diese Woche waren die Ukrainer dran. Und fast im gleichen Atemzug auch die Europäer. Denn wenn Trump ankündigt, die Ostgrenze der Nato nicht mehr verteidigen zu wollen, dann ist das ein Affront gegen die europäischen Bündnispartner. Sie werden alleingelassen von den USA. Auch Europa wird Opfer von Trump, schimpft De Morgen.
L'Avenir zieht einen Vergleich: Trump ist wie ein Bulldozer, wie jemand, der die Weltordnung mit einer beunruhigenden Arroganz umwälzt. Diese Woche war die Ukraine dran. Ein Telefonat mit Putin hat gereicht und schon liegt das Wort Frieden in der Luft. Die Europäer oder gar die Ukrainer wurden erst gar nicht gefragt. Gestern dann hat Trumps Vize Vance den Europäern nochmal unmissverständlich klargemacht, dass sie aktuell keine Rolle spielen in Amerikas neuer Strategie für die Welt. Die Europäer müssen sich entscheiden: Entweder lassen sie sich von dem Bulldozer plattwalzen oder bauen endlich ihren eigenen Weg, meint L'Avenir.
E5 und Nordic Baltic Eight
L'Echo überlegt: Vielleicht muss Europa als Antwort auf die neue US-Politik und ihre Herausforderungen nicht immer und überall geeint auftreten. Manches kann vielleicht besser gelingen, wenn nur ein paar Staaten mit gleichen Vorstellungen sich zusammentun. So hat sich zum Beispiel das Weimarer Dreieck aus Deutschland, Frankreich und Polen vor Kurzem erweitert. Jetzt gehören auch Italien und Großbritannien zu der sogenannten E5-Gruppe, die sich vor allem um die Ukraine bemühen möchte. Die skandinavischen und baltischen Staaten haben sich zu den Nordic Baltic Eight zusammengeschlossen. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien arbeiten mit arabischen Staaten daran, Hilfe für die Menschen in Gaza zu organisieren. Ein überall geeintes Europa ist also nicht immer nötig, um handeln zu können, betont L'Echo.
Das GrenzEcho kommentiert zu den Protesten gegen die Reformpläne der neuen Föderalregierung: Die heiße Phase des Widerstands hat gerade erst begonnen. Die Gewerkschaften haben für den 31. März einen Generalstreik angekündigt und rüsten sich für einen der härtesten Arbeitskämpfe seit Jahrzehnten. Dabei ist ihr Protest nicht nur ein notwendiges Korrektiv, ein Ausdruck von Unzufriedenheit, sondern ebenso ein Zeichen politischer Lebendigkeit. Eine gesunde Demokratie muss all das aushalten. Mehr noch: Wer den Protest nur als Ärgernis sieht, verkennt seine Bedeutung als Teil des politischen Prozesses hin zu schmerzhaften Entscheidungen. Die Regierung kann zwar Reformen beschließen – doch ihre Akzeptanz kann sie nicht erzwingen, weiß das GrenzEcho.
Was für ein Zirkus!
Le Soir beschäftigt sich mit den neuen Preisen für Zugfahrkarten und lobt: Die neuen Tarife werden die Bahn für viele sicher attraktiver machen. Das war auch das Ziel. Doch das allein reicht nicht aus. Um wirklich langfristig attraktiv für neue Kunden zu werden, muss die Bahn weiter an ihrer Pünktlichkeit arbeiten, Streiks vermeiden und genügend Personal haben, um guten Service zu bieten. Was sich – summa summarum – ziemlich utopisch anhört, bedauert Le Soir.
Mit Blick auf die Regierungsbildung in der Hauptstadtregion Brüssel empört sich La Libre Belgique: Was für ein Zirkus! Acht Monate nach den Wahlen ist die politische Situation in Brüssel weiter komplett blockiert. Immer noch bestimmen Provokationen, Befindlichkeiten und Egos die Szenerie. Man kann sich schon fragen, was die Protagonisten dieses Schauspiels in der Politik verloren haben, wenn sie sich sogar unfähig zeigen, über ihre Unterschiede überhaupt miteinander zu sprechen. Derweil geht es wirtschaftlich immer weiter bergab in Brüssel, wird das Finanzloch immer größer und kämpfen die Banden in den Vierteln immer noch gegeneinander, ätzt La Libre Belgique.
Kay Wagner