"Luftschläge gegen Regime von Gaddafi", so die Schlagzeile im Grenz-Echo. Belgiens einzige deutschsprachige Tageszeitung schreibt, dass mit massiven Luftschlägen einer internationalen Streitmacht die UN-Resolution gegen das Regime des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi jetzt umgesetzt wird. Damit sollen weitere Angriffe der Truppen des Diktators auf das eigene Volk verhindert werden.
Militärschlag gegen Gaddafis Truppen - Kommandowirrwarr bei Alliierten
"Libyen unter Feuer" titelt Het Nieuwsblad und schreibt, dass die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich die libysche Armee jetzt bombardieren. Im Leitartikel heißt es, dass das militärische Auftreten gegen Colonel Gaddafi keinen Tag zu früh kam. Doch dieser Umstand sorge auch für Probleme. Es sei keine Zeit für eine detaillierte Abstimmung des Einsatzes gewesen. Die Militärschläge seien in einem verwirrenden Kontext angelaufen. Franzosen, Amerikaner oder NATO -alle seien abwechselnd vorgeprescht. Dies habe Gaddafi am Wochenende nicht wirklich schwächen können. Die Unterstützung aus dem arabischen Lager bröckele. Das Kommando der Aktionen müsse rasch geklärt werden. Je schneller der Einsatz vorbei sei, desto besser wäre es.
In die gleiche Kerbe schlägt auch der Leitartikler von Le Soir. Das militärische Eingreifen müsse eine Ausnahme bleiben. Es müsse überdies zeitlich extrem begrenzt und ohne Gegenleistungen, wie etwa Öllieferungen, bleiben und ausschließlich gegen die Feuerkraft des Gaddafi-Regimes gerichtet sein, so die Brüsseler Tageszeitung.
Belgische Kampfflugzeuge vor dem Einsatz
L'Avenir sieht derweil bereits "belgische F-16 Kampfflugzeug am Himmel über Libyen". Ab heute würden sechs belgische F-16, die an einer Übung in Griechenland teilnahmen, die Flugverbotszone über Libyen kontrollieren. Verteidigungsminister De Crem erklärte nach Angeben der Zeitung bereits, dass Belgien jetzt auch im Kriegszustand mit dem Gaddafi-Regime sei und der Einsatz in Nord-Afrika sich länger hinziehen könnte.
Nach Angaben von La Dernière Heure hält der belgische Verteidigungsminister auch den Einsatz von Bodentruppen einer internationalen Anti-Gaddafi-Koalition in Libyen für möglich. De Crem schließe aber gleichzeitig die Beteiligung belgischer Soldaten an einem derartigen Einsatz aus.
Hoffnung für die libysche Opposition
La Libre Belgique macht ebenfalls mit dem Thema auf und meint, dass die Opposition in Libyen wieder Hoffnung schöpft. Die internationalen Schläge gegen Colonel Gaddafi und dessen Regime ließen dessen Truppen zurückweichen. Im Leitartikel heißt es, die Tinte, mit der die UNO-Resolution 1973 geschrieben wurde, sei noch nicht trocken gewesen, da habe es bereits Marschflugkörper auf die Truppen des libyschen Revolutionsführers gehagelt. Mit der Erlaubnis zum Einsatz von Gewalt warnten die Vereinten Nationen alle anderen Diktatoren und mache die UNO deutlich, dass ein massives Eingreifen gegen sie in den Bereich des Möglichen gerückt ist.
Arabische Liga schwächelt
Während der Westen, so schreibt De Morgen heute, die Flugverbotszone durchsetze, werde die Arabische Liga von Zweifeln übermannt, und sage Muammar al-Gaddafi einen langen Krieg voraus. Den befürchtet auch der Leitartikler der flämischen Tageszeitung. Dies habe nichts Überraschendes. Ein frischer, fröhlicher Krieg sei immer schon ein Mythos gewesen. Es habe wenig Sinn, bei den ersten Problemen, in diesem Fall der bröckelnden Unterstützung durch die Arabische Liga, die gesamte Operation wieder in Frage zu stellen. Schließlich galt es, ein Blutbad als Folge bürgerkriegsähnlicher Zustände zu vermeiden.
Warnung für andere Diktatoren
Auch Het Laatste Nieuws fürchtet derweil, dass es ein langer Krieg wird, glaubt aber, dass die ersten Angriffe Gaddafi bereits schwere Verluste zugefügt haben. Im Leitartikel heißt es, dass man Frankreichs Staatspräsident Sarkozy zugestehen müsse, dass er für Bewegung gesorgt habe.
Ehre wem Ehre gebührt, so der Leitartikler. Es sei Sarkozy gewesen, der das militärische Eingreifen gegen Gaddafi in Gang gesetzt habe. Dies, so der Leitartikler, sollte als Fingerzeig an alle anderen Diktatoren verstanden werden: Früher oder später würden sich auch deren Völker gegen sie auflehnen. Selbst wenn man derzeit noch dulden müsse, dass in Saudi-Arabien, Jemen, Bahrein oder Syrien die Diktatoren, warum auch immer, noch an der Macht seien.
Frankreichs Vorreiterrolle - mit den Präsidentschaftswahlen im Hinterkopf
De Standaard schreibt hierzu, dass hier und da Frankreichs Vorgehen auch auf Unmut gestoßen sei. Innerhalb der NATO sei es vor allem die Türkei, die hieran Kritik übte. Der Leitartikler von De Standaard fragt sich derweil, was man in Libyen erreichen wolle, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass es für Paris nicht nur um das Schicksal der Libyer gehe, sondern auch die französischen Präsidentschaftswahlen eine Rolle spielten. Die Situation in Libyen sei undeutlich. Kommt es zu einem Regimewechsel in Tripolis, stelle sich die Frage, ob dieser ohne den Einsatz von Bodentruppen vollziehbar ist, will man ein Machtvakuum vermeiden. Wenn Frankreich darauf dränge, eine Hauptrolle beim Einsatz in Libyen zu spielen, dann dürfe man nicht vergessen, dass im nächsten Jahr in Frankreich Präsidentschaftswahlen anstünden.
Bild: Französisches Verteidigungsministerium (epa)