"Die Diskussion über den Index hängt über der Endphase der Regierungsbildung", titelt De Tijd. "Die Debatte über den Index erschwert die Arizona-Landung", so formuliert es L'Echo.
Bei den föderalen Koalitionsverhandlungen gibt es wieder Streit, und das drei Tage vor Ablauf der Deadline. Die flämischen Sozialisten Vooruit haben ein Veto eingelegt gegen die Pläne von Regierungsbildner Bart De Wever. Der hat die Absicht, die Berechnung des Index' zu verändern; er selbst sagt, dass dieses Vorhaben von Anfang an in der so genannten Supernote stand, und dass es sich ohnehin nur um kleinere Korrekturen handele. Vooruit betont seinerseits, dass das für die Sozialisten eine rote Linie sei und macht daraus einen Casus belli.
Für Arizona ist der neuerliche Knatsch regelrecht lebensgefährlich, warnt Gazet Van Antwerpen in ihrem Leitartikel. So kurz vor der Deadline sich so hart aufzustellen, das kann eine Situation schaffen, aus der es kein Zurück mehr gibt. Es sei denn, das ist die eigentliche Absicht des einen oder anderen Protagonisten. Man kann nur hoffen, dass es eine solche versteckte Agenda nicht gibt und dass alle Parteien wirklich ernsthaft auf eine Einigung hinarbeiten.
Der Fall von Goma … und Präsident Tshisekedi?
Einige Zeitungen blicken aber auch besorgt auf die Demokratische Republik Kongo. Im Osten des Landes stehen Rebellen kurz davor, die Stadt Goma einzunehmen. "Der Fall von Goma bedroht das Regime von Félix Tshisekedi", titelt La Libre Belgique. De Morgen hinterfragt "die wahren Ziele der Rebellengruppe M23".
Präsident Félix Tshisekedi unterschätzt den Ernst der Lage, glaubt La Libre Belgique. Er und sein Umfeld sind offensichtlich mehr damit beschäftigt, die Staatskasse zu plündern. Das erinnert an einen seiner Vorgänger, den selbst ernannten "Maréchal" Mobutu. Doch hier endet nicht die Parallele. Auch Mobutu reagierte nicht entschlossen genug auf die "Invasion" des Rebellenführers Laurent-Désiré Kabila 1997, der seinerzeit übrigens auch schon von Ruanda unterstützt wurde. In Windeseile jagte der Mobutu aus dem Amt. Jetzt könnte auch Tshisekedi die Zeche dafür zahlen, dass er sein Land vernachlässigt und letztlich nicht regiert hat. Wegen seiner unstillbaren Gier ist sogar die Armee unterfinanziert. Jetzt wankt sein Regime, und er allein ist dafür verantwortlich.
Kann der Orkan in den USA auch bei uns für frischen Wind sorgen?
Einige Zeitungen ziehen eine Zwischenbilanz nach einer Woche Donald Trump im Weißen Haus. Es gibt Menschen, die ernsthaft glauben, dass Donald Trump als US-Präsident ein Segen für die Palästinenser sein könnte. Womöglich ist es am Ende das krasse Gegenteil, glaubt De Morgen. Ja, zugegeben: Es mag so aussehen, als hätte Trump – wie mit einem Zauberstab – den Gaza-Krieg beendet. Schon wenige Tage später wurden aber seine wahren Absichten deutlich: Er regte an, dass die rund zwei Millionen Palästinenser den Gaza-Streifen verlassen und sich in Ägypten beziehungsweise Jordanien niederlassen sollten. Das wäre eine Katastrophe für das palästinensische Volk, die übrigens noch schlimmer wäre als die "Nakba", also die Vertreibung vieler Palästinenser nach dem arabisch-israelischen Krieg 1948. Man sollte besser nicht den Fehler machen, diese Idee schlichtweg als "dumm" abzutun. Vielmehr lässt dieser Plan tief blicken. Für Trump scheint die Zweitstaatenlösung tot und begraben zu sein.
Seit einer Woche fegt ein Orkan durch Washington D.C., konstatiert Het Laatste Nieuws. Donald Trump geht derartig frenetisch zu Werke, dass seinen politischen Gegnern regelrecht die Spucke wegbleibt. Bei all den disruptiven Entscheidungen weiß die Opposition schon gar nicht mehr, welche Maßnahme sie zuerst kritisieren soll. Das Ganze kann aber paradoxerweise auch positive Nebenwirkungen haben. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat gerade einen Masterplan angekündigt: Sie will auf "beispiellose Art und Weise", die Bürokratie abbauen. Das Mantra: "vereinfachen und verschnellern". Wer will, der kann hier ein Eingeständnis dafür sehen, dass Trump und Musk zumindest in einigen Punkten vielleicht doch nicht ganz unrecht haben. Wer weiß: Der Orkan in den USA könnte auch bei uns für frischen Wind sorgen.
Leistungsstarke und kostengünstige chinesische KI-Alternative
Einige Zeitungen schließlich beschäftigen sich mit einer regelrechten Knallermeldung, die die Welt der Künstlichen Intelligenz erschüttert hat. Ein chinesisches Start-up-Unternehmen hat ein neues KI-System vorgestellt, das durchaus mit den amerikanischen Platzhirschen wie etwa ChatGPT konkurrieren kann. Das allerdings für einen Bruchteil der Kosten. DeepSeek verfügte nur über ein Budget von rund sechs Millionen Dollar, während in den USA mindestens zweistellige Milliarden-Beträge im Spiel sind. Nach der Vorstellung von DeepSeek verloren die großen KI-Konzerne an den Börsen buchstäblich über Nacht insgesamt 1.300 Milliarden Dollar an Wert.
Für die Amerikaner muss sich das fast schon wie ein neues Sputnik-Moment anfühlen, frotzelt De Tijd. 1957 waren es die Sowjets, die mit ihrem Satelliten Sputnik I den USA ihren Rückstand in der Raumfahrt vor Augen führten. Und jetzt zeigt China, dass man auch ohne Milliarden-Investitionen im Bereich der Künstlichen Intelligenz durchaus mithalten kann. Dabei hatte Donald Trump gerade erst ein großes Förderprogramm angekündigt: 500 Milliarden Dollar sollen in die Entwicklung neuer KI-Systeme investiert werden. DeepSeek mit seinem Low-Cost-Modell führt diesen Plan jetzt ad absurdum.
Und genau das sollte jetzt auch die Europäer inspirieren, hakt L'Echo ein. DeepSeek ist der beste Beweis dafür, dass selbst die Welt der milliardenschweren Tech-Giganten nicht in Beton gegossen ist. Bester Beweis war auch schon Apple, das zwar das Smartphone nicht erfunden, die Welt aber mit seinem iPhone regelrecht revolutioniert hat. Und wenn ein chinesisches Start-up es schafft, die Branche aufzumischen, dann können das auch die Europäer.
Roger Pint