"Washington ist bereit, um vor Trump in die Knie zu gehen", schreibt De Standaard auf Seite eins. "Trump II: Donald Trump legt den Eid als 47. Präsident der Vereinigten Staaten ab", meldet Gazet van Antwerpen. "Deportationen, Rache und vielleicht mal mit Putin telefonieren – schon an Tag eins plant Präsident Trump radikale Eingriffe", liest man bei De Morgen. "Donald Trump – grenzenlose Macht?", fragt La Libre Belgique. "Startschuss in 1.461 Tage Unsicherheit", lautet die Überschrift bei L'Avenir.
Man mag Donald Trump schmähen, beleidigen, sich über ihn lustig machen, kommentiert La Dernière Heure, aber eine Sache ist sicher: Es gibt keinen zweiten Mann wie ihn. Und Trump wird ein Tornado sein, der die Welt noch mehr durcheinanderwirbeln wird als beim ersten Mal, 2016. Trump hat sich vorbereitet und ist entschlossen. Seien also auch Sie vorbereitet, denn die Welt wird sich am heutigen Montag verändern, prophezeit La Dernière Heure.
Wer schützt uns vor Trump?
Ob nun Menschen auf der Straße in Belgien, illegale Migranten in den Vereinigten Staaten, der Präsident von China oder Klimaaktivisten, zählt Het Belang van Limburg auf: Sie alle fühlen, dass die Welt am Dienstag merklich anders aussehen wird. Aus Umfragen geht hervor, dass die überwältigende Mehrheit der Unternehmer hierzulande durch Trump mehr Protektionismus, Handelsspannungen, Preissteigerungen und unfairen Wettbewerb erwartet. Diese Angst wird unter anderem befeuert durch das von Trump angedrohte Sperrfeuer von sogenannten "Executive orders" von Tag eins an. Über hundert dieser präsidentiellen Dekrete liegen schon bereit, von Migration und Diversität über das Klima bis hin zum internationalen Handel und Sicherheit. Derweil haben wir weiterhin keine neue Föderalregierung, die notwendige Maßnahmen zum Schutz unserer Wirtschaft und Sicherheit ergreifen könnte, beklagt Het Belang van Limburg.
Donald Trump wird auch aus bestimmten Ecken Europas viel mehr zugejubelt als noch vor acht Jahren, hält Het Nieuwsblad fest. Denn durch seine knallharte Haltung gegen Migration, alles angeblich "woke", Klima- und Umweltschutzmaßnahmen begeistert Trump vor allem das rechte Spektrum. So wie auch mit seiner Ankündigung, den Beamtenapparat radikal zusammenzustutzen. Eines aber sollte den europäischen und sicher auch flämischen Fans von Trump völlig klar sein: Das Einzige, was Trump interessiert, das ist Amerika selbst und was er rausschlagen kann, warnt Het Nieuwsblad.
Man muss die Drohungen ernst nehmen
Wird Donald Trump der letzte amerikanische Präsident sein?, fragt L'Avenir. Oder zumindest der letzte demokratisch gewählte amerikanische Präsident? Diese Frage mag erst mal albern scheinen. Aber leider war die amerikanische Demokratie noch nie so dicht davor, zu einer Autokratie zu werden, wie wir sie aus Russland und China kennen. Donald Trump verkörpert die Rückkehr des Imperialismus und er genießt dabei die Unterstützung zahlreicher Milliardäre wie Musk und Zuckerberg. Wenn Trump also sagt, dass das die letzten Wahlen in den Vereinigten Staaten waren, dann muss man das genauso ernst nehmen wie die Drohung, Grönland zu annektieren, sich den Panamakanal zu holen, Kanada als neuen Bundesstaat den Vereinigten Staaten anzugliedern oder die amerikanische Staatsschuld durch Kryptowährungen beseitigen zu wollen. Ja, es werden wohl vier lange und unsichere Jahre werden, stöhnt L'Avenir.
Manche klammern sich ja noch an die Hoffnung, dass diese Präsidentschaft Trumps weniger chaotisch und konstruktiver wird als seine erste, schreibt La Libre Belgique. Aber die ersten Zeichen sind alles andere als ermutigend. Es ist zu befürchten, dass Trump den ukrainischen Widerstand statt die russische Aggression beenden wird, dass er "massenhaft" illegale Migranten deportieren wird, ohne das Problem der Einwanderung zu lösen, dass er die Wirtschaft für Wall Street, Big Tech und die Reichen ankurbelt, aber keinerlei Rücksicht nehmen wird auf Minderheiten, die Umwelt und die weniger Begünstigten. Die Amtseinführung diesen Montag hat etwas von einem furchtbaren Sprung ins Unbekannte, befürchtet La Libre Belgique.
Trump ist nicht die USA
Nein, wir müssen keine Angst vor Trump haben, meint derweil Gazet van Antwerpen. Denn jede Präsidentschaft hat ein Ende, spätestens Anfang 2029 ist Trump wieder weg. Und es gibt noch weitere positive Punkte: Donald Trump hat sich etwa schon als tatkräftig erwiesen, siehe Feuerpause in Gaza. Auch die extremen Figuren, denen Trump Spitzenämter gegeben hat, zeigen nach und nach mehr Realitätssinn. Aber das bedeutet natürlich nicht, dass die Wahl Trumps eine gute Nachricht war, schon gar nicht für die Menschenrechte. Seine lächerliche Haltung gegenüber der Erderwärmung ist sogar fahrlässig. Aber dennoch sieht es nicht danach aus, dass Trump unser Leben hier in Belgien groß beeinflussen wird. Seine angedrohten Einfuhrzölle für europäische Produkte werden möglicherweise still und heimlich begraben werden, weil sie die Inflation für die normale US-Bevölkerung nur noch schlimmer machen würden. Und Trump mag die USA zwar führen, aber er ist nicht Amerika. Auch unter Trump werden US-Betriebe weiter hier investieren und wird weiter Handel getrieben werden, glaubt Gazet van Antwerpen.
Auch De Morgen versucht, Trump II Positives abzugewinnen: Als großer Absatzmarkt hat Europa natürlich starke Hebel, um sich gegen amerikanische Einfuhrzölle zu wehren. Und wir könnten selbst von Trumps Kampf gegen Klima- und Umweltschutz profitieren. Etwa, indem wir europäische Start-Ups, die unter Biden durch günstige Bedingungen nach Amerika gelockt wurden, wieder zurückholen. Das Gleiche gilt für Wissenschaftler, die sich an amerikanischen Universitäten durch immer stärker werdende konservative Strömungen zunehmend unwohl fühlen. Europa könnte sich selbst als sicherer Zufluchtsort profilieren für amerikanische Intellektuelle, Richter und Politiker, die sich in den Vereinigten Staaten Trumps bedroht fühlen. Sie wären hochwillkommen beim Nachdenken über die Zukunft unserer kostbaren und bedrohten Demokratien, appelliert De Morgen.
Boris Schmidt