"Der Twin Peaks-Regisseur ist tot", schreibt Gazet Van Antwerpen auf Seite eins. "Er machte bahnbrechende Filme zwischen Traum und Albtraum", so die Schlagzeile von De Morgen. Het Nieuwsblad spricht vom "Meister des Mysteriösen".
Der amerikanische Filmemacher David Lynch ist gestern im Alter von 78 Jahren gestorben. Viele Zeitungen würdigen den visionären Regisseur heute auf ihren Titelseiten. Bekannt geworden war Lynch vor allem durch die Serie und den gleichnamigen Film "Twin Peaks", und auch die erste Version von "Dune". Seine Filme erschlossen sich nicht immer sofort; er arbeitete viel mit Stimmungen und Eindrücken. "Seine Filme musste man erfahren, nicht erklären", schreibt denn auch De Standaard auf Seite eins. Le Soir nennt David Lynch den "Zauberer des Bildes".
Viele Zeitungen blicken aber auch wieder besorgt in den Nahen Osten, wo die Erleichterung der Ernüchterung weichen musste. "Zwischen Hoffnung und Zweifeln", titelt La Libre Belgique. "Das Gaza-Abkommen versinkt schon jetzt im israelischen Chaos", so formuliert es De Standaard. Israel und die Hamas haben sich gestern gegenseitig vorgeworfen, die Besiegelung der Waffenruhe verzögern zu wollen. Anscheinend sind die Probleme inzwischen ausgeräumt. Aber: "Abkommen oder nicht: Die Bomben fallen weiter", titeln ernüchtert Het Nieuwsblad und Gazet Van Antwerpen.
"Ein Hoffnungsschimmer inmitten von Ruinen"
"Es ist ohnehin nur ein Hoffnungsschimmer inmitten von Ruinen", konstatiert La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Klar: Erstmal muss der Bombenhagel aufhören. Zu viele unschuldige Opfer wurden getötet. Der Gazastreifen war die Hölle auf Erden. Das Recht auf Selbstverteidigung, das Israel nach dem 7. Oktober 2023 für sich beansprucht hat, das war zwar legitim, ist aber nicht absolut. Die Waffenruhe war jedenfalls längst überfällig. Angesichts des Ausmaßes an Tod und Zerstörung gibt es aber nur eine zaghafte Perspektive. Von einem dauerhaften Frieden sind wir wohl noch weit entfernt.
La Dernière Heure sieht das ähnlich. Wichtig ist nicht nur, was in dem Waffenstillstandsabkommen tatsächlich steht, sondern vor allem, was es nicht enthält. Von einer Zweistaatenlösung ist jedenfalls nicht die Rede. Kein Wort darüber, wie man es erreichen will, dass Israelis und Palästinenser irgendwann mal friedlich koexistieren können. Ein dauerhafter Frieden ist allenfalls eine bloße Fata Morgana.
Keime für neue Spannungen und Konflikte
Auch Gazet Van Antwerpen kann nicht wirklich eine langfristige Perspektive erkennen. Ja! Die Hamas wurde tödlich getroffen. Die Organisation wurde aber nicht definitiv ausgeschaltet. Die israelischen Raketen haben zudem Gaza umgepflügt und damit zu einem fruchtbaren Nährboden für neuen Extremismus gemacht. Und wenn die Hamas als politischer Machtfaktor wiederaufersteht, dann bleibt die Zukunft für die zwei Millionen Einwohner des Gaza-Streifens verbaut. Kein westlicher Staat ist scharf darauf, Geschäfte zu machen mit einer Art "Afghanistan am Mittelmeer". Für den Wiederaufbau sind das nicht die besten Vorzeichen. Statthafter Wohnraum, eine stabile Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln, ein Gesundheitswesen, das diesen Namen verdient, und nicht zuletzt wirtschaftliche Perspektiven, all das ist nicht nur von existentieller Bedeutung für die notleidende Bevölkerung, es sind auch die besten Waffen im Kampf gegen Extremismus und Gewalt.
De Tijd stellt sich die Frage, ob das Abkommen über eine Waffenruhe nicht schon die Keime für neue Spannungen und Konflikte enthält. Dem selbst ernannten "Deal-Macher" Donald Trump ging es doch nur um den kurzfristigen Erfolg. Er wollte schon vor seiner Amtsübernahme ein Zeichen setzen und demonstrieren, wie schnell er doch Probleme lösen kann. Frage ist, was danach kommt. Als Präsident dürfte Trump einen ausgesprochen pro-israelischen Kurs fahren. Es gibt schon Spekulationen, dass er stillschweigend eine israelische Annexion von Palästinenser Gebieten im Westjordanland akzeptieren würde. Es steht zu befürchten, dass die Palästinenser am Ende wieder die Dummen sind.
Reine Sandkasten-Querele
Apropos Trump: In Amerika streiten sich der amtierende und der zukünftige Präsident über die Frage, wer denn nun die Vaterschaft für die Waffenruhe für sich beanspruchen kann. "Ernsthaft?", fragt sich wütend De Morgen. Ist das wirklich die wichtigste Frage, die sich in diesen Tagen stellt? Ob sich nun Trump oder Biden diese Feder an den Hut stecken kann, das darf man getrost als Sandkasten-Querele bezeichnen. Viel wichtiger ist, ob die Waffenruhe überhaupt zustande kommt; ob sie halten wird; ob sie wirklich die Aussicht auf eine Zweitstaatenlösung enthält, oder doch nur ein Freifahrtschein für eine weitere Kolonisierung des Westjordanlands ist. Ein Waffenstillstandsabkommen ist allenfalls ein zaghafter Anfang.
Het Laatste Nieuws sieht das genauso. Trump oder Biden? Derlei Fragen können sich wohl nur Menschen stellen, die aus sicherer Entfernung im gemütlichen Sessel auf diesen Konflikt blicken. Eigenlob und sich stolz auf die Brust schlagen, das macht blind für den Trümmerhaufen, der sich hinter den Waffenstillstandsabkommen verbirgt.
Reynders-Affäre – ING wird sich erklären müssen
Le Soir bringt schließlich noch eine Titelstory, die wohl viel Staub aufwirbeln könnte: "Reynders-Affäre: Die ING-Bank wird sich erklären müssen", so die Schlagzeile. Didier Reynders hatte über zehn Jahre verteilt insgesamt 800.000 Euro an Bargeld auf sein ING-Konto eingezahlt. Die ING hat aber über fünf Jahre mit einer entsprechenden Verdachtsmeldung gewartet. Die Bank wird jetzt erklären müssen, warum sie gezögert hat.
Im Grunde sehen wir hier eine neue "Reynders-Affäre", meint Le Soir in seinem Leitartikel. Wie kann es sein, dass der Mann zehn Jahre lang unter dem Radar der Anti-Geldwäsche-Verordnungen bleiben konnte? Das ist ein regelrechtes Schulbeispiel, das dringend hinterfragt werden muss. Das Ganze riecht nach einem handfesten Skandal.
Roger Pint