"Beispielloses Flammenmeer, beispiellose Zerstörungen", titelt Het Nieuwsblad. "Totale Verwüstung", so die Schlagzeile von De Morgen. "Es sind die zerstörerischsten Brände aller Zeiten in LA", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Auf vielen Titelseiten überwiegt heute die Farbe Rot: Erschreckende Fotos zeigen das Inferno in Los Angeles. Die Rede ist im Moment von sechs oder sieben Toten, die Lage bleibt unübersichtlich.
In diesem traurigen Zusammenhang passt die Schlagzeile von L'Echo und De Tijd: "Die symbolische Marke der 1,5 Grad wurde erstmals überschritten", schreiben beide Blätter. 2024 war das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Erstmals lag die weltweite Durchschnittstemperatur um 1,6 Grad über dem vorindustriellen Niveau. Bislang galt eine Erwärmung um 1,5 Grad als die Schwelle, die nicht überschritten werden durfte.
Ein perfekter Sturm
Der Zusammenhang zwischen beiden Meldungen ist offensichtlich, ist Het Nieuwsblad überzeugt. Was wir in Los Angeles sehen, ist das, was der Angelsachse einen perfekten Sturm nennt: Ein Zusammenfallen von mehreren Faktoren, die sich gegenseitig noch verstärken. Grob zusammengefasst: Der letzte Winter in Kalifornien war nass. Das bedeutet: viel Pflanzenwachstum. Der darauffolgende Sommer war glühend heiß, Herbst und Winter dann außergewöhnlich trocken. Dann reicht ein Funken. Und dieser Funken kam ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, in dem ein Sturm wütete mit Windgeschwindigkeiten, die seit 14 Jahren nicht mehr in der Region gemessen wurden. All diese Dominosteine wurden verursacht durch die Klimaerwärmung. Das sagen Wissenschaftler, das sagt auch die Feuerwehr in Kalifornien, die derzeit einen unmöglichen Kampf führen muss. Wie viele Ereignisse dieser Art braucht die Welt eigentlich noch, um einzusehen, dass der Klimawandel Kräfte entfesselt, gegen die nichts und niemand etwas ausrichten kann?
"Aber einer sieht das anders", hakt Gazet van Antwerpen ein. Donald Trump gibt dem demokratischen Gouverneur von Kalifornien die Schuld an dem Desaster, weil der angeblich Trumps "Wasserplan" nicht umsetzen wollte. Da können alle Experten noch so oft betonen, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Trump verdreht nämlich hier die Ursache und die Folgen, führt Het Belang van Limburg aus. Trumps ominöser Plan drehte sich um die Feuerbekämpfung, wir sprechen hier aber von den tieferen Ursachen für das Inferno. Sich ums Löschwasser zu sorgen, ist vielleicht nicht falsch, doch werden hier nur Symptome bekämpft. Man muss das Übel aber an der Wurzel packen.
Kein Recht auf Selbstbestimmung
Zumal die Symptombekämpfung auch ihren Preis hat, konstatiert De Tijd. Das Unternehmen Münchener Rück hat gestern seine Zahlen für 2024 bekannt gegeben. Wie der Name es schon vermuten lässt, handelt es sich um einen "Rückversicherer", also eine Gesellschaft, die die Risiken von Versicherungsgesellschaften absichert. Eine Zahl spricht Bände: Naturkatastrophen haben im vergangenem Jahr Schäden in Höhe von insgesamt 310 Milliarden Euro angerichtet. 2024 war damit das zweitteuerste Jahr seit rund vier Jahrzehnten. Es reicht denn auch nicht, sich auf die Folgen des Klimawandels einzustellen, man muss auch mehr denn je die Erwärmung an sich abbremsen. Auch für die Wirtschaft ist die Bekämpfung des Klimawandels inzwischen von entscheidender Bedeutung.
Die Haltung des künftigen US-Präsidenten Donald Trump ist da mindestens zwiespältig, und das ist nicht frei von Ironie, meint De Standaard. Auf der einen Seite negiert er den Klimawandel und will von Themen wie der Energiewende nichts wissen. Auf der anderen Seite hat er aber sehr wohl die Folgen der Erwärmung im Blick. Dass Trump ein Auge auf Grönland und sogar auf Kanada geworfen hat, hat nämlich vor allem mit dem schmelzenden Arktischen Ozean zu tun, und damit verbunden mit der Aussicht auf neue, günstigere Schifffahrtsrouten. In gewisser Weise scheint der Mann also doch den Klimawandel auf dem Zettel zu haben. Ganz davon abgesehen ist das Ganze aber ein Ausdruck seines Machtverständnisses. Wie Putin oder Xi Jinping denkt er in Einflusssphären. Die betreffenden Bewohner werden nicht gefragt, es gibt kein Recht auf Selbstbestimmung. Wer sich weigert, dem droht Gewalt. Man muss nur in die Ukraine schauen. Hier zieht eine neue Weltordnung auf, in der das Völkerrecht nur noch ein Stück Papier ist, und in der nur noch das Recht des Stärkeren gilt. Und die Geschichte wird einfach neu geschrieben, wie auch schon in George Orwells epochaler Dystopie 1984.
Überdimensionierte Egos
Auch La Libre Belgique kritisiert den "imperialistischen Wahn" von Donald Trump. Wir waren ja schon vorbereitet auf eine neue Welle von irrwitzigen Aussagen. Dass der künftige US-Präsident aber gleich schon über mögliche Annexionen schwadronieren würde, damit hatte man dann doch nicht gerechnet. Der eine oder die andere würde das vielleicht noch als simple Provokation weglachen, man wäre aber gut beraten, diese Aussagen bis zu einem gewissen Punkt ernst zu nehmen. Trump hat schon wieder mal für mächtig Unruhe gesorgt, allem voran in Dänemark und auch in Kanada. Die transatlantischen Bindungen und auch die Solidarität unter westlichen Demokratien werden jedenfalls schon jetzt spürbar erschüttert. Und das genau in dem Moment, in dem wir eigentlich zusammenstehen müssten. Eigentlich wäre das die Stunde der Zusammenarbeit, und nicht die der Konfrontation. Erst recht nicht, wenn diese Konfrontation die Frucht einer Hybris ist, die so fehl am Platz ist wie die überdimensionierten Egos derer, die sie inspirieren.
Roger Pint