"Erneut turbulente Silvesternacht in Brüssel", titelt De Morgen. "Immer aggressivere Gewalttaten in Brüssel", notiert Le Soir auf Seite eins. "Krawallmacher riskieren bis zu fünf Jahre Haft", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws.
Die Ausschreitungen in der Silvesternacht werden auch in einigen Leitartikeln aufgegriffen.
De Tijd schreibt: Champagner, Feuerwerk und leider auch wieder Ausschreitungen – das sind die Bilder der vergangenen Silvesternacht. In verschiedenen Städten, vor allem aber in Brüssel, wurden wieder Polizei und Feuerwehr mit Feuerwerkskörpern, Steinen und sogar Molotowscocktails beworfen und wurden Dutzende Autos in Brand gesteckt. Landesweit wurden 200 Menschen festgenommen. Eine "turbulente" Nacht wird das euphemistisch genannt. Das ist zwar kein belgisches Phänomen, denn überall in Europa gibt es solche Ausschreitungen zu Silvester. Trotzdem bleibt diese Gewalt gegen Polizei und Hilfsdienste inakzeptabel. Es muss endlich wirksam etwas dagegen getan werden. Die Toleranzgrenze für asoziales Verhalten liegt einfach viel zu hoch. Das zu ändern muss eine Aufgabe für uns alle in diesem neuen Jahr sein, mahnt De Tijd.
Zeigen, wer der Boss ist
Auch La Dernière Heure berichtet: Die Hauptstadt wurde genauso wenig verschont wie Antwerpen und Verviers. In all diesen Städten haben junge Menschen Busse mit Steinen beworfen, Sicherheitsdienste angegriffen, Molotowscocktails auf Polizisten geworfen und zahlreiche Autos angezündet. Die Freude dieser meist minderjährigen Jugendlichen an solchen Gewaltakten ist schwierig zu begreifen. Einzige Erklärung: eine Abscheu gegen jegliche Autorität. Das darf natürlich nicht so bleiben. Und weil bislang alle Maßnahmen dagegen nichts bewirkt haben, bleibt wohl nur die Wahl, die Strafen noch härter zu machen, überlegt La Dernière Heure.
Het Laatste Nieuws meint: Der belgische Staat muss wieder zeigen, wo das Gewaltmonopol liegt. Frankreich sollte als Beispiel dienen. Allein im Zentrum von Paris waren zum Jahreswechsel 10.000 Polizisten im Einsatz, im ganzen Land mehr als 100.000. Im vergangenen Jahr halfen sogar 5.000 Soldaten mit aus. Alles mit einem einzigen Ziel, nämlich zu zeigen, wer der Boss ist. Und das hat Erfolg. Dieses Jahr gab es in Paris weniger Zwischenfälle als in Brüssel. Gewalt in der Neujahrsnacht ist keine Schlagzeile mehr in der französischen Presse, weiß Het Laatste Nieuws.
Begeisterung für die Zukunft
La Libre Belgique bilanziert für das vergangene Jahr: Noch nie haben in einem Jahr so viele Menschen auf der Welt eine neue Regierung gewählt wie 2024. Mit der Folge, dass sich wenig getan hat in der Weltpolitik. Denn statt zu handeln waren die Politiker damit beschäftigt, Wählerstimmen zu sammeln. Es ist zu hoffen, dass dieser Stillstand jetzt überwunden wird. An Aufgaben mangelt es nicht. International wäre zum Beispiel ein Frieden in der Ukraine erstrebenswert. Europa sollte sich mit viel Begeisterung den zahlreichen Herausforderungen stellen. Und Belgien sich mit einer neuen Föderalregierung endlich wieder handlungsfähig machen, rät La Libre Belgique.
Zur Regierungsbildung kommentiert Het Nieuwsblad: Jetzt soll es also Ende des Monats endlich so weit sein. Dann soll die neue Regierung stehen, heißt es aus Verhandlungskreisen. Warten wir mal ab, ob das auch so kommen wird. Denn wenn nach den Wahlen die Partner der Arizona-Koalition mit viel Hoffnung auch bei den Wählern die Verhandlungen aufgenommen haben, so hat sich mittlerweile Enttäuschung breitgemacht. So viel Streit zwischen den möglichen Partnern erinnert an die abgewählte Regierung, der man ja auch vorgeworfen hat, sich lieber zu streiten als zu regieren. Arizona muss erst noch beweisen, dass es mit ihr anders wird, grübelt Het Nieuwsblad.
Polen als Chance
Le Soir wünscht sich mit Blick auf Europa: Für die EU sollte 2025 das Jahr des Aufbruchs werden. Denn das ist notwendig für Europa, um all das zu verteidigen, wofür die Union steht, nämlich für Solidarität und Frieden. Diese Werte werden zurzeit bedroht. Und mit Trump als neuem Präsidenten in den USA werden die Zeiten nicht einfacher werden. Aber wenn sich die EU nicht abhängig machen möchte von den Launen Trumps oder auch Putins, dann muss sich Europa auf seine eigenen Werte besinnen und sie stärken, fordert Le Soir.
De Standaard sieht das ähnlich und argumentiert: Die polnische EU-Ratspräsidentschaft, die gestern begonnen hat, kommt zur rechten Zeit. Denn mit Polens Premierminister Donald Tusk wird die polnische Regierung von einem Mann geführt, der erstens schon viel Europa-Erfahrung besitzt und zweitens gezeigt hat, dass er Widerstände überwinden kann. Im vergangenen Jahr hat er die Wahlen in seinem Land überraschend gegen die Demokratie bedrohende PiS-Partei gewonnen. Tusk weiß, wie man das Ruder herumreißen kann. Europa sollte diese Chance mit ihm ergreifen, betont De Standaard.
Kay Wagner