"Großer Champion, großer Mann", titelt Het Laatste Nieuws. "Danke schön, lieber Kaiser", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Ein Leben für den Radsport", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins. Le Soir spricht von der "ewigen Legende des Radsports".
Die meisten Zeitungen erinnern heute zunächst noch einmal an die Radsport-Legende Rik Van Looy, der gestern im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Van Looy feierte seine größten Erfolge Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre. Er gewann dreimal den Radklassiker Paris-Roubaix, zweimal die Flandern-Rundfahrt und 37 Etappen in den großen Rundfahrten. Deswegen nannte man ihn den "Kaiser von Herentals". Überschattet wurde seine Karriere aber gewissermaßen durch den Mann, der ihm folgte; das war nämlich Eddy Merckx. De Standaard nennt Rik Van Looy denn auch den "zweitbesten belgischen Radsportler aller Zeiten".
"Der Kaiser ist von uns gegangen", konstatiert traurig Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Der Mann aus dem Kempenland hat maßgeblich dazu beigetragen, dass der Radsport in Belgien derartig populär geworden ist: Erst als aktiver Radsportler, dann aber auch hinter den Kulissen. Er hat sein Leben vollends dem Radsport gewidmet. Insgesamt 367 Profi-Siege hat er errungen, wirklich eine eindrucksvolle Karriere. Der große Radfahrer war aber auch ein großer Mensch. Seine geliebte Ehefrau hat er bis zu ihrem Tod liebevoll gepflegt. Wir werden ihn nie vergessen.
Ein archäologisches Relikt
Daneben geht es aber auch um die Innenpolitik: "De Wever muss wahrscheinlich wieder mit leeren Händen zum König", bemerkt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Der Regierungsbildner hat morgen wieder Termin im Palast. Das müsste das 16. Mal sein in diesem Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Arizona-Partner bis dahin einen Durchbruch erzielt haben werden, geht aber gegen Null.
Einige Leitartikler beschäftigen sich ihrerseits mit dem Bahnhof von Mons. Das Prunkgebäude ist gestern feierlich eröffnet worden, zehn Jahre später als ursprünglich geplant.
"Viel zu spät und noch dazu viel zu teuer", giftet De Morgen in seinem Leitartikel. Die Kosten für das Projekt haben sich im Laufe der Zeit verzehnfacht. Am Ende belief sich die Rechnung auf astronomische 480 Millionen Euro. Und das für einen Bahnhof, der täglich von gerade mal 9.000 Pendlern genutzt wird. In den Brüsseler Bahnhöfen sind es fünfmal so viele. Zugegeben: Das von dem spanischen Architekten Santiago Calatrava designte Gebäude ist ein Kunstwerk. Zugleich ist es aber auch ein archäologisches Relikt, wurde der Bahnhof doch geplant in einer Zeit, in der jede Stadt ihren eigenen Bilbao-Effekt kreieren wollte. Nach dem Vorbild also der baskischen Stadt, die mit ihrem Museum Weltruhm erlangte. Der Bahnhof von Mons wird wohl, abgesehen von ein paar Architekturstudenten, keine Touristen anlocken. Was bleibt, das ist ein Symbol für die Verschwendung von Steuergeldern.
"Fataler" Fehler
"Merci beaucoup, Elio Di Rupo!", stichelt denn auch sarkastisch Het Laatste Nieuws. 480 Millionen Euro für den neuen Bahnhof einer Provinzstadt! Während die Brüsseler Bahnhöfe regelrecht verrotten. Die Eröffnung kommt zu einer Unzeit. Der Bahnhof ist ein Symbol für Missmanagement, während dem Land jetzt eine budgetäre Rosskur droht. Hier zeigt sich, dass in diesem Land nicht immer die richtigen Prioritäten gesetzt werden. Die PS beziehungsweise Elio Di Rupo haben hier aber nicht das Monopol. Im Antwerpen von Bart De Wever wurde für 45 Millionen Euro ein "kulinarisches Zentrum" gebaut, das die Welt nicht braucht. Die Modernisierung in Ehren, aber können unsere Politiker dabei vielleicht mal etwas weniger größenwahnsinnig sein?
Apropos SNCB: La Dernière Heure greift heute den Fall eines Zugbegleiters auf, der sich vor Gericht verantworten muss, weil er auf flämischem Boden die Fahrgäste mit "Bonjour" begrüßt hat. Die Dienstregelung besagt, dass in Zügen immer nur die Sprache der Region gesprochen werden darf, in der man sich aktuell befindet.
Ein "Bonjour" auf flämischem Territorium, es ist dieser "fatale" Fehler, der dem Zugbegleiter jetzt also zum Verhängnis wurde, zischt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel. Der Mann hat nicht auf Französisch auf eine Frage geantwortet, er hat auch keine Anweisungen in der Sprache Molières gegeben, er hat lediglich die Fahrgäste mit einem " Goeiedag, bonjour" begrüßt. Diese Höflichkeitsfloskel sorgt jetzt sogar für politische Spannungen. Der CD&V-Vorsitzende Sammy Mahdi etwa sprach von einem Mangel an Respekt für die flämische Sprache. Diese Geschichte bringt das Land keinen Millimeter weiter.
Fußfessel statt Rolex
Vor allem die frankophonen Zeitungen beschäftigen sich schließlich mit dem Urteil gegen den früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Der wurde jetzt in einer Abhöraffäre für schuldig gesprochen und muss ein Jahr lang eine elektronische Fußfessel tragen.
Das ist etwas anderes als die Rolex, auf die Sarkozy doch so stolz war, frotzelt L'Avenir in seinem Leitartikel. Sarkozy reiht sich jetzt also ein in die Liste der ehemaligen oder aktiven Staats- und Regierungschefs, die von Gerichten verurteilt wurden. Dazu gehören unter anderem Männer wie Jacques Chirac, Silvio Berlusconi oder Donald Trump. Das zeugt von der guten Gesundheit unserer demokratischen Institutionen: Die Justiz stellt damit noch einmal ihre Unabhängigkeit unter Beweis. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich das Image der Politik immer weiter verschlechtert und sich die Bürger deswegen sogar von der Demokratie abzuwenden drohen.
Auch La Libre Belgique sieht die Symbolik in dem Urteil mit gemischten Gefühlen. Klar: Vordergründig zeigt sich hier, dass vor der Justiz wirklich alle gleich sind. Gewisse Teile der Bevölkerung glauben allerdings dennoch nicht mehr daran, sondern sehen hier den Beweis für eine politisierte Justiz. Vertrauensbildend ist dieses Urteil also leider nur bedingt. Hilfreicher wäre es, wenn man künftig von der Politik absolute Transparenz verlangt.
Roger Pint