"Die Ukraine droht, Pokrowsk zu verlieren: 70.000 Russen rücken auf logistische Drehscheibe vor", meldet De Morgen. "Der Fall von Pokrowsk wäre eine große Niederlage für die Ukraine", warnt De Standaard. "Krieg in der Ukraine: 'Wenn beide Armeen erschöpft sind, gibt es eine Chance auf Waffenstillstand'", liest man auf Seite eins von De Tijd. "Die belgische Armee hat den Verdacht, dass die Russen die Sicherheit ihrer Kasernen 'testet'", schreibt La Libre Belgique.
Die europäischen Verteidigungshaushalte steigen zu langsam, hält De Tijd in ihrem Leitartikel fest. Kiew bleibt zu abhängig von amerikanischen Waffen und die Unterstützung der europäischen Wähler für die von den Russen angegriffenen Ukrainer verdampft zu schnell. Angesichts dieser Tatsachen wird immer offener von Verhandlungen gesprochen und damit von Zugeständnissen an den russischen Aggressor. Natürlich kann niemand gegen ein Schweigen der Waffen sein, aber der Preis dafür droht enorm zu werden. Auch wenn sich Europa auf Verhandlungen mit Putin vorbereitet, darf eines auf gar keinen Fall ignoriert werden: Putin darf man nie vertrauen. Das bedeutet, dass die europäischen Verteidigungsbudgets ein dringendes Problem bleiben werden. Und das bedeutet, dass es Nato-Vereinbarungen über die Sicherheit der Ukraine geben muss. Es ist essenziell, dass Russland klargemacht wird, dass es sich keine dritte Invasion der Ukraine leisten kann, fordert De Tijd.
Die Welt bereitet sich auf Trump vor
Zwar treffen die russischen Bomben ukrainische Städte, erinnert das GrenzEcho, dennoch ist dieser Krieg ein globaler, ein hybrider, ein Cyberkrieg. Und er wird auch nicht zwischen Russland und der Ukraine ausgefochten, sondern zwischen den USA und ihren Verbündeten auf der einen, und China und seinen Alliierten auf der anderen Seite. China hat sich mit der Neuen Seidenstraße, dem Zugang zu den wichtigsten Rohstoffen der Welt sowie mit einer Allianz von Ländern wie Indien, Brasilien, Südafrika, führenden Staaten der Golfregion und so weiter und eben Russland eine starke Position geschaffen. Ob der Westen am Ende als Sieger hervor- oder untergehen wird, steht in den Sternen, meint das GrenzEcho.
Die Welt bereitet sich auf die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus vor, kommentiert De Morgen. Von Russland über den Nahen Osten bis nach China. Und natürlich wird auch in den europäischen Hauptstädten fieberhaft an diplomatischen Avancen gearbeitet, um den künftigen US-Präsidenten milde zu stimmen. Unter anderem wird über eine Erhöhung der sogenannten Nato-Norm gesprochen. Die besagt aktuell, dass bis 2030 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in die Landesverteidigung investiert werden sollen. Das soll auf drei Prozent steigen. Niemand in Europa kann noch ernsthaft behaupten, dass sich Russland mit einem Stück der Ukraine zufriedengeben wird. Aber genauso deutlich ist, dass man sich Trumps Wohlwollen wird erhalten müssen, denn Europa ist ein politisch und wirtschaftlich verwundbarer Kontinent. In Paris und Berlin schrillen deswegen schon die Alarmglocken. Gerade für Belgien droht jede Erhöhung der Nato-Norm aber zu einem Problem zu werden. Wir liegen trotz neuer Anstrengungen immer noch unter dem Zwei-Prozent-Ziel. Ein Sprung auf drei Prozent würde bedeuten, dass Belgien jedes Jahr zehn weitere Milliarden finden müsste. Offenbar ein Ding der Unmöglichkeit angesichts der Haushaltslage. Die Frage wird allerdings sein, ob Trump das noch akzeptieren wird vom Heimatland der Nato, warnt De Morgen.
Israel und Syrien
De Standaard blickt auf den Nahen Osten: Das Assad-Regime war noch kaum gestürzt, da begann die israelische Armee schon mit schweren Bombardierungen der Hardware der syrischen Streitkräfte. In nur 48 Stunden sollen israelische Jets 70 bis 80 Prozent des gesamten syrischen Militärmaterials vernichtet haben. Die syrische Armee sei nicht geschwächt, sie existiere einfach nicht mehr, fasste ein Beobachter zusammen. Gleichzeitig sind israelische Bodentruppen weit nach Syrien vorgestoßen. Der israelische Premier Netanjahu verteidigt das Vorgehen damit, dass nur so Israels Sicherheit gewährleistet werden könne. Nicht nur bei arabischen Ländern fallen die Reaktionen auf diesen "Landraub" aber scharf aus, selbst Deutschland und Frankreich finden, dass Israel mit dem Feuer spielt und die Chancen auf Frieden in Syrien gefährdet. Aber offenbar spielt Frieden in Syrien für Netanjahu so wenig eine Rolle wie im Libanon und in Gaza. Kurzfristig mag das Netanjahu und Israel nutzen. Langfristig aber sät Israel vor allem Potenzial für künftige Konflikte und Racheaktionen, befürchtet De Standaard.
Het Belang van Limburg macht sich Gedanken über die Zukunft der aus Syrien geflüchteten Menschen: Nach mehr als 50 Jahren Assad-Regime fällt unter den im Exil lebenden Syrern nun oft das Wort "Rückkehr". Aber von Euphorie kann keine Rede sein. Was auch nur logisch ist: So lange nicht klar ist, wohin die Reise gehen wird unter den neuen Machthabern, so lange haben die Menschen allen Grund vorsichtig zu bleiben. Auch wenn sich Politiker überall in Europa gegenseitig überbieten mit Ansagen über eine Rückführung. Aber so oder so sagen wir voraus: Die meisten der 43.000 Syrer in Belgien werden nicht in ihr Heimatland zurückkehren. Jeder, der die Geschichte der Migration studiert, weiß das auch. Die Italiener, Türken und Marokkaner sind ja schließlich auch geblieben, hebt Het Belang van Limburg hervor.
Eine Aufgabe für die Arizona
Le Soir befasst sich mit einer neuen Studie der Vereinigung "Financité" zur digitalen Kluft bei Bankdienstleistungen: Die Situation ist noch dramatischer als gedacht. 19 Prozent der Belgier über 16 Jahre, also fast ein Fünftel der Bevölkerung, nutzen keine digitalen Bankdienstleistungen. Das sind 1,9 Millionen Belgier zwischen 16 und 89 Jahren. Wobei der Anteil mit zunehmendem Alter deutlich steigt. Und das angesichts des Wegbrechens quasi aller physischen Bankdienstleistungen. Egal ob Bankniederlassungen, Selfbanking-Punkte oder Geldautomaten – es gibt immer weniger. Und wo es noch Bankfilialen gibt, fühlen sich die Menschen immer häufiger als unerwünschte Eindringlinge und nicht als geschätzte Kunden. Das ist ein Problem, das nachhaltig und verlässlich nur über neue Gesetze gelöst werden kann, die einen dauerhaften Zugang zu Bankdienstleistungen für alle Menschen garantieren. Das ist auch etwas, womit sich die künftige Arizona-Regierung beschäftigen sollte, appelliert Le Soir.
Boris Schmidt