"Digi pulverisiert die Preise", titelt sinngemäß La Dernière Heure. "Digi bricht die Preise", meldet L'Avenir auf Seite eins. "Preisbrecher macht Proximus und Telenet nervös", so die Schlagzeile bei Het Nieuwsblad.
Seit gestern gibt es mit Digi einen vierten Anbieter von Telekommunikationsdiensten in Belgien. Dazu kommentiert La Libre Belgique: Es hat sechs Jahre gedauert, bis sich der Wunsch der Telekommunikationsaufsichtsbehörde verwirklicht hat: Ein neuer Anbieter ist auf dem belgischen Markt. Schon bei der Ankündigung, in Belgien aktiv zu werden, hat Digi für Unruhe bei den bisherigen Platzhirschen Proximus, Orange und Base/Telenet gesorgt. Jetzt gibt es die Hoffnung, dass es endlich zu einem wirklichen Wettbewerb kommt in unserem Land, in dem es mit die höchsten Preise für Telekommunikation in Europa gibt. Der Verbraucher wird davon profitieren. Für Digi wird es allerdings eine Herausforderung bleiben, sich dauerhaft auf dem belgischen Markt zu halten, gibt La Libre Belgique zu bedenken.
Stresstest für Proximus
De Tijd freut sich: Zu einer Zeit, in der Handelskriege, Tarifschlachten und Subventionen für Klimamaßnahmen die internationale Wirtschaft im Griff haben, ist es ein willkommenes Signal, dass die belgische Regierung sich noch einsetzt für einen freien Markt, der im Dienst des Konsumenten steht. Der Markteintritt von Digi zeigt, dass mehr Konkurrenz immer noch eine gute Antwort ist auf die Sorgen um Kaufkraft und Inflation. Der gestrige Tag ist auch ein letzter politischer Erfolg für den abtretenden Premierminister Alexander De Croo. Denn De Croo hat sich jahrelang für einen vierten Telekommunikationsanbieter stark gemacht, erinnert De Tijd.
L'Echo behauptet: Für Proximus und seinen CEO Guillaume Boutin war gestern sicher kein guter Tag. Der Aktienkurs von Proximus ist direkt auf Talfahrt gegangen und Boutin steht sowieso schon in der Kritik. Auch seitens der Politik. Vor allem MR und N-VA haben ihn auf den Kicker. Vor kurzem musste Boutin sich sogar im Parlament erklären.
Die neue Konkurrenz öffnet für ihn eine neue Baustelle. Die Pläne von Proximus, seine Präsenz im Ausland zu stärken, dürften gefährdet sein. Den heimischen Markt zu konsolidieren, muss Priorität haben. Proximus muss absolut zeigen, dass es der neuen Konkurrenz gewachsen ist. Digi ist für Proximus und sein CEO der ultimative Stresstest, glaubt L'Echo.
Syrer mit Genter Akzent
Het Laatste Nieuws notiert zur gestrigen Debatte im flämischen Parlament: Der Sturz von Machthaber Assad in Syrien hat die Volksvertreter des Vlaams Belang elektrisiert. Gestern wurden sie nicht müde zu fordern, dass die syrischen Flüchtlinge, die bei uns in Belgien sind und sich so über den Sturz von Assad freuen, so schnell wie möglich nach Syrien zurückkehren sollen. Doch so einfach ist es natürlich nicht. Denn erstens ist noch längst nicht klar, was jetzt in Syrien passiert. Das Land könnte weiter unsicher bleiben. Zweitens gibt es viele Syrer, die mittlerweile vollkommen integriert sind. Ihre Kinder sind hier geboren und sprechen Flämisch mit Genter Akzent. Ihre angebliche Heimat haben sie bislang noch nie gesehen. Sollen solche Menschen jetzt auch zurück nach Syrien? Die Antwort des Vlaams Belang greift zu kurz, findet Het Laatste Nieuws.
Het Nieuwsblad berichtet: Der Fraktionsführer des Vlaams Belang Chris Janssens soll während der Debatte der Bildungsministerin Zuhal Demir zugerufen haben, dass auch sie besser in ihr Heimatland zurückkehren sollte. Mindestens drei Abgeordnete wollen das gehört haben. Janssens selbst und auch Parteifreunde dementierten das und verwiesen dabei auch darauf, dass Demir selbst ja nicht zimperlich sei mit dem Vlaams Belang. Sie hatte Janssens als einen "Alibi-Homo" bezeichnet und dafür zurecht Schelte geerntet. Jetzt aber mit ähnlichen Waffen zurückzuschlagen, erinnert an einen Streit zwischen Kleinkindern im Sandkasten. Ein Niveau, das Volksvertretern unwürdig ist, ärgert sich Het Nieuwsblad.
FIFA ohne Schamgefühl
Zur Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2034 an Saudi-Arabien kommentiert De Standaard: Eine Fußball-WM soll im Zeichen von Freundschaft und Fair-Play stehen. Aber oft ist es ein Hochamt von Geld und Macht. Das hat sich gestern wieder einmal bestätigt. Das Spektakel kommt nach Saudi-Arabien, wo Geld keine Rolle spielt, wo klimatisierte Stadien auf den Rücken von ausgebeuteten Billiglohn-Arbeitern entstehen werden, wo Oppositionelle weggesperrt werden und allein im September laut Amnesty International 198 Menschen exekutiert wurden. Alles kein Problem für die FIFA. Die Kandidatur Saudi-Arabiens hat 4,2 von fünf Punkten von der FIFA-Jury erhalten. Auch für Menschenrechte, kritisiert De Standaard.
La Dernière Heure notiert: FIFA-Chef Infantino rechtfertigt das alles mit seinem Ziel, Fußball zu allen Menschen bringen zu wollen. Leider vergisst er diejenigen, die sich einen Sport ohne Korruption wünschen. Die FIFA scheint jegliches Schamgefühl verloren zu haben, schimpft La Dernière Heure.
Kay Wagner