"'Ich hatte zu viel getrunken, um noch zu fahren'", zitiert Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Tom Waes gibt selbst zu, dass er getrunken hatte", titelt Het Laatste Nieuws. "Nach seinem mea culpa: Was sind die Folgen für die Karriere von Tom Waes?", fragt Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite.
Der flämische TV- und Unterhaltungsstar Tom Waes hatte in der Nacht von Samstag auf Sonntag einen schweren Autounfall in Antwerpen. Gestern gab er zu, dass er dabei unter Alkoholeinfluss stand. Fast alle flämischen Zeitungen widmen diesem Thema ihren Leitartikel.
Het Laatste Nieuws berichtet: Quasi zwangsläufig wird jetzt der Ruf nach einer Nulltoleranz von Alkohol beim Autofahren wieder laut. Aber würde das etwas ändern? Vergleichen wir das mit den Drogen. Da gibt es schon auf dem Papier eine Nulltoleranz, Drogen sind also komplett beim Autofahren verboten. Trotzdem nimmt die Zahl der Unfälle, bei denen Drogen eine Rolle spielen, immer mehr zu. Allein die Regeln zu ändern, würde also nichts bringen. Wirksam sind allerdings strengere Kontrollen. Das hat der Kampf gegen zu schnelles Fahren gezeigt. Seitdem fast überall Kameras an den Straßen stehen und es Streckenabschnittskontrollen gibt, halten sich die Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Ähnliches sollte beim Alkohol passieren, fordert Het Laatste Nieuws.
Unfall als Chance
De Morgen bemerkt: Über Geschwindigkeitskontrollen im Straßenverkehr regen sich eigentlich alle Autofahrer auf. Trotzdem zeigen diese Kontrollen Wirkung, seitdem massiv Kameras auf flämischen Straßen aufgestellt wurden. Raser sind zur Seltenheit geworden. Und so sollte es auch beim Alkohol hinterm Steuer gemacht werden. Der wird zu häufig noch als ganz normal toleriert. Was für schlimme Folgen das aber haben kann, hat jetzt der Unfall von Waes gezeigt. Wobei der noch glimpflich ausgegangen ist, weil kein anderer Mensch zu Schaden kam. Deshalb muss auch beim Kampf gegen Alkohol am Steuer gelten: Neuste Technologien sollten helfen, diesem Übel beizukommen, wünscht sich De Morgen.
De Standaard überlegt: In dem freiwilligen Bekenntnis von Waes und seiner Reue liegt eine Chance. Waes könnte seine Popularität dafür nutzen, bei seiner Arbeit im Fernsehen Werbung für Fahren ohne Alkohol zu machen. Er ist ja jetzt ein gutes Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man mit Alkohol Auto fährt, notiert De Standaard.
Die PS lässt die Muskeln spielen
La Libre Belgique schaut auf die Bemühungen, in Brüssel eine neue Regionalregierung zu bilden und berichtet: In Flandern wird nicht verstanden, warum die PS die N-VA als Verhandlungspartner strikt ablehnt. Die gleiche PS, die es nicht gescheut hat, mit der PTB zusammen Mehrheiten zu schmieden. Nicht verstanden wird auch, warum die PS die N-VA als rassistisch und islamfeindlich bezeichnet. Und zu behaupten, wie die PS es tut, dass die Note der flämischen Regierungsbildnerin entweder als Ganzes oder gar nicht zu akzeptieren sei, ist schlicht und ergreifend falsch. Denn natürlich sind solche Papiere vor gemeinsamen Gesprächen Verhandlungsmasse. Würde sich die PS mit den anderen Parteien an den Tisch setzen, könnte sie einen Punkt nach dem anderen aus der Note entschärfen, ärgert sich La Libre Belgique.
La Dernière Heure behauptet: Die PS spielt sich gerade als Verteidiger der Frankophonen in Brüssel auf. Die PS lässt die Muskeln spielen, weil sie weiß, dass sie das kann. Eine frankophone Mehrheit lässt sich in Brüssel ohne PS quasi nicht bilden. Deshalb spielt die PS jetzt auf Zeit. Für die Region Brüssel ist das schlecht. Denn die Probleme in Brüssel sind groß und sollten besser heute als morgen gelöst werden. Die PS verzögert jetzt alles. Im Sinne der Region und ihrer Bürger ist das nicht, weiß La Dernière Heure.
25 Jahre für das "Team"
Le Soir meint: Man kann auf zwei Arten reagieren auf das, was politisch gerade in der Hauptstadtregion passiert. Zum einen kann man sich empören, dass der alte Streit zwischen Flamen und Frankophonen in Brüssel jetzt wieder eine Rolle spielt. Diese Frontlinien glaubte man überwunden. Es wäre gut, wenn die Parteien das auch selbst erkennen würden. Zum anderen macht der Streit klar, dass sich etwas ändern muss in Brüssel. Reformen müssen gemacht werden. Selbst Philippe Close, PS-Vizepräsident in Brüssel, hatte ja schon mal laut über eine Zusammenlegung einiger Gemeinden nachgedacht. Warum also alle Vorschläge der Flamen jetzt einfach ablehnen? Am Tisch sollte man gemeinsam darüber diskutieren, rät Le Soir.
L'Avenir feiert in seinem Leitartikel die silberne Hochzeit von König Philippe und Königin Mathilde: Der Tag heute vor genau 25 Jahren ist ein Meilenstein in der Geschichte der Monarchie in Belgien. Das "Team", wie sie sich selbst gerne nennen, hat der Monarchie in unserem Land ein neues, modernes Gesicht gegeben. Das Königspaar ist beliebt, professionell, der Tradition verbunden, aber auch offen für die Welt von heute. Ein Glücksfall für unser Land, freut sich L'Avenir.
Kay Wagner