Die größte Aufmerksamkeit konzentriert sich dabei auf das schwer beschädigte Atomkraftwerk von Fukushima, das, so heißt es in De Morgen, ganz Japan in Atem hält, während für andere Zeitungen, wie Het Laatste Nieuws, die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten ist. De Standaard notiert, die Lage ist ernst und beinahe hoffnungslos. Mehr und mehr scheint es, dass die Japaner die Situation in Fukushima nicht mehr unter Kontrolle haben.
Den Atomenergieproduzenten auf die Finger schauen
De Morgen bedauert in seinem Leitartikel, dass die Produzenten von Atomenergie, und das gilt nicht nur für Japan, nicht genügend kontrolliert werden. Schließlich handelt es sich hier um eine mit außergewöhnlichen Risiken verbundene Aktivität, bei der man alle möglichen Problemfälle berücksichtigen muss, damit im Falle einer Katastrophe der menschliche und materielle Schaden so weit wie möglich begrenzt bleibt.
Angesichts dessen sollte man erwarten können, dass die Regierungen und die internationalen Kontrolleinrichtungen den Atomproduzenten besonders sorgfältig auf die Finger schauen. Das ist jedoch offensichtlich nicht der Fall. So hat man bei der Internationalen Atomenergieagentur den Eindruck, dass sie sich viel mehr um die Werbung für Nuklearenergie kümmert als um eine kritische Kontrolle der Produzenten. Letzteren scheint es vor allem darum zu gehen, möglichst viel Strom zu liefern und den höchstmöglichen Gewinn zu erzielen.
Bewunderung für die Haltung der Japaner
La Libre Belgique bringt ihre unverhohlene Bewunderung für die Würde und die offenbar stoische Ruhe der Japaner zum Ausdruck, deren individuelle und kollektive Selbstbeherrschung wohl einmalig sind. In anderen Ländern hätte ein ähnliches Chaos wie derzeitig in Japan zu einer totalen Entgleisung, Plünderungen und Hysterie geführt. Im Land der aufgehenden Sonne nichts von alledem: Dort sucht man nach seinen Verwandten, beerdigt die Toten, unterzieht sich der Kontrolle mit Geigerzähler und wartet geduldig vor fast leeren Geschäften. All das ohne zu jammern und zu protestieren.
Dieses Thema beschäftigt auch De Standaard, der feststellt, dass wir im Westen mit Katastrophen nicht mehr fertig werden. Durch unseren naiven Glauben an die Allmacht der Technologie denken wir, alles kontrollieren zu können. Solange wir das verlorene Gefühl für das Unbeherrschbare nicht wiederfinden, werden wir es, im Gegensatz zu den Japanern, nicht schaffen, das Unannehmbare anzunehmen und zwangsläufig in Panik verfallen, wenn das Schicksal zuschlägt.
Auch belgische Bürger beunruhigt
Gazet van Antwerpen hebt auf ihrer Titelseite hervor, dass sich auch in Belgien viele Landsleute ob der Geschehnisse in Japan bereits Sorgen machen. So wurde die Internetseite der bei der Regierung eingerichteten Krisenzelle gestern nicht weniger als 5.400-mal von beunruhigten Bürgern angeklickt. Immer mehr Apotheker werden mit der Frage nach Jodtabletten konfrontiert, die bei einem Reaktorunfall die Schilddrüse schützen sollen. Weiter berichtet die Zeitung, dass verschiedene belgische Unternehmen in Japan ihre Produktion bereits stilllegen mussten.
La Dernière Heure schreibt zu den wachsenden Sorgen der rund 800 in Japan lebenden Belgier, dass das Außenministerium in Brüssel es ihrer persönlichen Entscheidung überlässt, ob sie das Land verlassen wollen oder nicht. Allerdings steht für den Fall einer möglichen Evakuierung ein Airbus der belgischen Armee in Brüssel bereit.
Stresstest für belgische Kernkraftwerke beschlossen
Le Soir berichtet in großer Aufmachung über die gestern Abend getroffene Entscheidung der Regierung, die sieben belgischen Kernreaktoren einem so genannten Stresstest zu unterziehen. Dabei soll in den kommenden zwölf Monaten durch internationale Experten geprüft werden, ob sie in der Lage sind, einer außergewöhnlichen Belastung, wie zum Beispiel einem Erdbeben, einer Überschwemmung oder einem ähnlichen Ausnahmefall standzuhalten. Erst auf der Grundlage der Ergebnisse soll auf Regierungsebene über das weitere Verhalten Belgiens in der Kernenergie entschieden werden. Dabei gilt es dann abzuwägen, was uns lieber ist: Für rund ein Viertel unseres Elektrizitätsbedarfs auf ausländische Lieferungen angewiesen zu sein, oder selbst Atomstrom zu produzieren.
Rauchverbot ab 1.7.: Gewinn für die Gesundheit - Tod vieler Cafés?
Abschließend noch ein kurzes Wort zu einem Thema, das vor allem die flämische Presse interessiert, nämlich die allgemeine Einführung des Rauchverbots auch in Gaststätten, in denen kein frisches Essen serviert wird, ab dem nächsten 1. Juli. Im allgemeinen begrüßen die Zeitungen diese Entscheidung und geben, wie zum Beispiel Het Nieuwsblad zu bedenken, dass die Toleranz dem Rauchen gegenüber besonders in den letzten Jahren stark abgenommen hat. Wer darin einen Eingriff in seine persönliche Freiheit sieht, der sollte sich besser ein anderes Argument als das Rauchen aussuchen, weil die Zigarette nicht nur der eigenen, sondern auch der Gesundheit der Mitmenschen schadet.