"Russland verbreitet Terror unter den ukrainischen Zivilisten", titelt La Libre Belgique zu den jüngsten massiven Angriffen Putins auf sein Nachbarland. "Biden gibt der Ukraine zusätzliche Waffen", ist der Aufmacher von De Morgen. "Biden gibt grünes Licht für Langstreckenraketen in Russland", meldet Het Nieuwsblad. "Biden überschreitet Putins rote Linie: Ukraine darf Langstreckenwaffen in Russland einsetzen", ergänzt De Standaard.
Tausend Tage dauert das Leiden der ukrainischen Bevölkerung mittlerweile, schreibt L'Avenir in ihrem Leitartikel. Auch dieses Wochenende haben die russischen Invasoren die Ukraine wieder massivst bombardiert mit Raketen und Drohnen. Ziel waren auch dieses Mal wieder zivile Einrichtungen wie die Energieversorgung. Im Gegensatz zur Ukraine und ihren Verbündeten lässt Putin auch keine Anzeichen von Erschöpfung erkennen. Im Gegenteil, er tut alles, um seinen Eroberungskrieg in einen Weltkrieg zu verwandeln durch seine Allianzen mit dem Iran, China und Nordkorea.
US-Präsident Joe Biden hat die Botschaft des Kremls gehört und auf seine Weise reagiert: Als Abschiedsgeschenk erlaubt er den Ukrainern, sich auch mit amerikanischen Langstreckenwaffen zu verteidigen, sie also auch gegen Ziele in Russland einzusetzen. Das ist eine echte Wende in der amerikanischen Politik, was als deutliches Signal in Richtung Putin und Konsorten verstanden werden kann. Bleibt abzuwarten, was Donald Trump dann tun wird, so L'Avenir.
Eine Welt voller schlechter Nachrichten
De Standaard blickt im Zusammenhang mit Trump auf die Energiewende: Es wird immer schwieriger, da noch optimistisch zu bleiben. Dass der künftige amerikanische Präsident kein Fan des Pariser Klimaabkommens ist, das war schon bekannt. Aber wie zynisch muss man sein, um den Geschäftsführer eines Fracking-Betriebs zum Energieminister zu machen? Einen Mann, der die Klimaerwärmung einen "Hoax" nennt und "Betrug"? Andere versuchen zu beruhigen und sagen, dass die wahren Entscheidungen in puncto Energiewende nicht von Politikern getroffen werden, sondern in den Aufsichtsräten der Konzerne. Die Tatsachen widerlegen auch das bisher, prangert De Standaard an.
Klimakrise, Trump, Gaza, Ukraine, Russland, K.O.-Tropfen-Epidemie gegen Frauen bei uns, zählt Het Laatste Nieuws auf. Wie soll man eigentlich mit so vielen schlechten Nachrichten noch klarkommen? Das ist eine Frage, die sich immer mehr Menschen stellen. Das sieht man zum Beispiel am enormen Erfolg eines amerikanischen Autors, der sich bei den alten Griechen und Römern bedient, genauer gesagt bei der philosophischen Strömung des Stoizismus – und der damit Millionen Menschen begeistert. Grob vereinfacht lehren diese Philosophen, auch dann die Ruhe zu bewahren, wenn die Welt um einen herum in Flammen zu stehen scheint. Das Geheimnis des Autors: Seine Energie auf die Dinge zu konzentrieren, auf die man Einfluss hat. Wenn Ihnen das Klima wichtig ist, dann können Sie jeden Tag entsprechende kleine Entscheidungen treffen. Wenn der künftige US-Präsident wieder Fake News verbreitet, dann machen Sie den Menschen um sich herum klar, wie der Hase wirklich läuft, empfiehlt Het Laatste Nieuws.
Die Arizona und ihre (Bruch-)Piloten
Auch Gazet van Antwerpen scheint angesichts der Weltlage zu verzweifeln. All dieses Elend, das belastet einfach – zusätzlich zu den individuellen Sorgen, die ohnehin jeder von uns hat. Als Normalsterbliche können wir nicht viel mehr tun, als zu versuchen, unsere eigene kleine Welt etwas besser zu machen. Und wir leben immerhin noch in einer Demokratie, wir können also unserer Stimme Gewicht geben. Im Gegensatz zu anderen Ländern haben wir in Belgien auch noch nicht den Extremisten und Populisten an die Macht verholfen. Die meisten haben ihr Vertrauen weiter Parteien und Politikern geschenkt, die an die Demokratie und damit an Kompromisse glauben. Natürlich können unsere Politiker nicht alle Probleme der Welt lösen. Aber immerhin könnten sie doch bitte versuchen, dieses kleine Land vor großem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Unheil zu bewahren. Mit all dem Chaos in der Welt und der Unruhe, die das mit sich bringt, wäre es doch gut, wenn die politisch Verantwortlichen ihren Wählern zumindest ein bisschen ein Gefühl von Sicherheit geben würden – indem sie nun wirklich endlich Ernst machen mit den Regierungsverhandlungen, appelliert Gazet van Antwerpen.
Es ist wirklich die allerletzte Chance für die "Arizona"-Koalitionsverhandlungen, kommentiert Het Nieuwsblad. Aber auch die neuen Gespräche beginnen wenig vielversprechend. Egal, wie man es dreht und wendet: Am Ende wird es immer auf den gleichen Konflikt hinauslaufen, auf den zwischen den liberalen Frankophonen MR und Georges-Louis Bouchez und den flämischen Sozialisten Vooruit unter Conner Rousseau über Fiskalität und den Haushalt, über Einsparungen und die Besteuerung großer Vermögen. Aber Bouchez spekuliert schon wieder öffentlich über eine alternative Koalition mit der Open VLD. Warum sollte er also Zugeständnisse machen? Und warum sollte Rousseau seinerseits nachgeben? De Wever wird sein ganzes Können aufwenden müssen, um aus dieser Ausgangslage noch etwas zu machen. Denn noch einmal alles über den Haufen zu werfen, würde auch noch den letzten Rest Glaubwürdigkeit vernichten. Die Arizona würde ihren x-ten Crash nicht überleben. Aber der Regierungsbildner hat ein paar Kopiloten an Bord, die darüber nicht traurig wären, befürchtet Het Nieuwsblad.
Ein Klaps auf die Finger reicht nicht
La Dernière Heure greift den Weltgedenktag für Opfer des Straßenverkehrs gestern auf: Viele Angehörige von Menschen, die von Autofahrern unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen oder wegen zu hoher Geschwindigkeit getötet worden sind, wollen vor allem eines: härtere Strafen. Sie plädieren beispielsweise für die Einführung eines Straftatbestands "Tötung im Straßenverkehr". In Frankreich gibt es den schon, in Belgien aber nicht. Der Kampf dieser Menschen ist legitim: Wie kann es sein, dass jemand, der vollkommen zugedröhnt Menschen ummäht mit einem Klaps auf die Finger davonkommt? Es gibt nur einen Weg, um die Straßen sicherer zu machen: strengere Strafen, fordert La Dernière Heure.
Boris Schmidt