"Wieder nicht gut genug", titelt Het Nieuwsblad. "Schon wieder enttäuschend", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. "Over and out für die Roten Teufel", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Die Roten Teufel haben am Abend in der Nations League gegen Italien mit 0:1 verloren. Die Italiener haben über weite Strecken dominiert. "Diese Roten Teufel hatten nicht mehr verdient", so denn auch das schonungslose Urteil von Le Soir. "Wieder ein misslungener Test – jetzt sind die Roten Teufel definitiv ausgeschieden", so das Fazit von L'Avenir.
Auf den Titelseiten geht es aber – natürlich – auch um die Innenpolitik. "Arizona: Vooruit sät wieder Zweifel", titelt Le Soir. Conner Rousseau sitzt wieder am Arizona-Tisch", so formuliert es La Libre Belgique. Nach zwei Wochen Stillstand sind die Vorsitzenden der fünf Arizona-Parteien gestern etwas überraschend doch wieder zusammengekommen, also inklusive Vooruit. Anscheinend hat Regierungsbildner Bart De Wever einen neuen Vorschlag unterbreitet. "Vier Parteien sagen 'Ja', jetzt richten sich wieder alle Augen auf Vooruit", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Vooruit hat das Schicksal der Arizona-Koalition in der Hand", schreiben De Standaard und L'Echo.
Zwei Gegenpole auf einen gemeinsamen Nenner bringen
Die Chancen scheinen nun also doch wieder besser zu stehen, kann Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel nur feststellen. Vooruit-Chef Conner Rousseau sieht Zugeständnisse in dem neuen Entwurf von Regierungsbildner Bart De Wever und überraschenderweise scheint MR-Chef Georges-Louis Bouchez auf den ersten Blick auch nichts dagegen zu haben. Denn im Grunde dreht sich alles immer nur um diese beiden Männer. Rousseau und Bouchez scheint aber jetzt eins zu verbinden: Keiner von beiden will am Ende als der Totengräber der Arizona-Koalition gelten. Hoffentlich bleiben jetzt beide auch konstruktiv.
De Tijd macht eine ähnliche Analyse. Mal neigte die Waage für Bouchez zu weit nach links, dann für Rousseau wieder zu weit nach rechts. Und es war eben die Aufgabe von Regierungsbildner Bart De Wever, diese beiden Gegenpole auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Offensichtlich hat sich De Wever jetzt dafür entschieden auf eine Senkung von Steuern und Lohnnebenkosten erstmal zu verzichten. Und wenn dem so ist, dann wäre das gar nicht mal so unlogisch. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen nämlich eine Rentenreform und eine Neuordnung des Arbeitsmarktes. Eine Lastensenkung ist zwar nicht überflüssig, aber man kann eben nicht alles haben.
Das Schattentheater in der Rue de la Loi
Het Laatste Nieuws glaubt seinerseits kein Wort von alledem, was man da so gerade aus der Rue de la Loi hört. Das ist ein einziges Schattentheater, ist das Blatt überzeugt. Hier geht es jedenfalls zuallerletzt um die Bildung einer möglichen Arizona-Koalition. Im Mittelpunkt steht vielmehr allein die Frage, wer am Ende den Schwarzen Peter bekommt. Da gibt es nur zwei mögliche Kandidaten: auf der einen Seite Vooruit-Chef Conner Rousseau, auf der anderen Seite der MR-Vorsitzende Georges-Louis Bouchez. Der Graben, der beide trennt, der hat sich in den letzten fünf Monaten noch nicht um einen Millimeter verkleinert. Das Gleiche gilt für das Misstrauen, das beide gegen den jeweils anderen hegen. Und so dreht man einfach weiter seine Runde, meist um die eigene Achse. Dieses Spiel ist – erst recht angesichts der gigantischen Herausforderungen, vor denen das Land steht – einfach nur zynisch.
"Und das Karussell dreht sich weiter", beklagt auch sinngemäß Het Laatste Nieuws. Vooruit steigt aus; Vooruit steigt – vielleicht, wieder ein; die MR ist pessimistisch, jetzt ist sie wieder optimistisch; Arizona liegt im Sterben und nun doch wieder nicht… Kein Wunder, dass viele da den Überblick verlieren, das Ganze gar ermüdend finden. Das Schauspiel in der Rue de la Loi wird umso absurder, wenn man sich das große Ganze anschaut. Der Einkaufswagen wird immer teurer, das Spargeld bringt nichts ein, große Unternehmen schließen, und unsere Pensionen drohen unbezahlbar zu werden. Ganz zu schweigen davon, dass Putin seinen Krieg gewinnen könnte und dass Donald Trump in den USA bald wieder am Drücker ist. Die Welt dreht durch und in Belgien dreht man Ehrenrunden: Was für ein schriller Kontrast! Vielleicht wird es tatsächlich Zeit, dass wird in diesem Land eine Deadline einführen: Man legt eine Frist mit Blick auf die Bildung einer neuen Regierung fest. Wird die überschritten, dann gibt es Neuwahlen.
"Beängstigende" Mannschaft um Trump
Einige Zeitungen blicken schließlich noch in die USA, wo der künftige Präsident Donald Trump gerade seine Mannschaft zusammenstellt. De Morgen spricht von "beispiellosen Ernennungen". La Libre Belgique nennt die neue Equipe "beängstigend".
Schaut man sich die Personalien an, dann wissen wir in Europa, worauf wir uns gefasst machen müssen, warnt De Morgen in seinem Kommentar. Mit Leuten wie Marco Rubio als Außen- und Pete Hegseth als Verteidigungsminister gibt's kein Vertun: Das sind Hardliner, die Trump bedingungslose Treue geschworen haben. Und sie haben vor allem wenig Geduld mit dem Schicksal der Ukraine. Insofern geht uns Europäer das durchaus etwas an. Denn die Gefahr ist real, dass irgendwann ein Russe in unserer Küche sitzt.
Für die Ukraine geht es mit einem US-Präsidenten Trump definitiv ums Überleben, meint auch Le Soir. Der Mann hat schließlich angekündigt, den Krieg innerhalb von 24 Stunden zu beenden. Man muss kein Hellseher sein, um zu ahnen, wie er das anstellen will. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass der aktuelle Frontverlauf de facto zu einer neuen Grenze wird. Putin könnte das als Einladung verstehen, sich sehr bald an einem anderen Nachbarland zu vergreifen. Nicht nur in Kiew hält man mit Blick auf die Machtübernahme von Trump den Atem an.