L'Avenir fasst die Lage mit drei Feststellungen zusammen: Mindestens 10.000 Tote, ein schwerer atomarer Notfall ist nicht länger auszuschließen, und deutliche Engpässe bei der Stromversorgung und den Grundnahrungsmitteln.
La Dernière Heure spricht von einem 70%-igen Risiko, dass Japan in den nächsten Stunden von einem erneuten Erdbeben der Stärke 7 auf der Richterskala erschüttert werden könnte. Ferner ist die Rede von einer möglichen Kernschmelze im Atomkraftwerk von Fukushima, die selbst über Japan hinaus die Gefahr einer radioaktiven Verseuchung heraufbeschwören würde.
Japans schlimmste Krise seit dem 2. Weltkrieg
La Libre Belgique hebt die Aussage des japanischen Premierministers hervor, dies sei die schlimmste Krise, die sein Land seit dem 2. Weltkrieg getroffen habe.
Vor diesem Hintergrund stellt Het Laatste Nieuws fest, Japan wird mindestens zehn Jahre brauchen, um sich von den Folgen dieser noch nie dagewesen Katastrophe zu erholen. Allein ist das unmöglich, deshalb ist das Land auf die Unterstützung der ganzen Welt angewiesen. Nachdem in mindestens drei Atomreaktoren infolge von Beben und Tsunami überaus ernste Probleme aufgetreten sind, stellen die meisten Zeitungen die jetzt erneut aufkommende Diskussion über die Atomenergie in Belgien in den Mittelpunkt ihres Kommentars.
Überall Diskussionen über die Zukunft der Kernenergie
Dazu schreibt Het Nieuwsblad, es wäre zu einfach, jetzt zu sagen, dass die Kernkraftwerke unverzüglich geschlossen werden müssen. Es gibt nämlich nach wie vor keine vollwertige Alternative zur Kernenergie. Dies darf uns allerdings nicht davon abhalten, die Sicherheit aller europäischen Atomkraftwerke nochmals gründlich zu überprüfen.
Im gleichen Zusammenhang notiert De Morgen, der Fall Japan lehrt uns, dass es auf die Frage nach der Sicherheit der Atommeiler nie eine schlüssige Antwort geben wird und dass es eine Illusion ist, zu glauben, dass so etwas wie ein annehmbares Risiko besteht. Außerdem müssen wir daraus die Lehre ziehen, dass eine vollkommen einseitige Wahl für die Kernenergie ein Land besonders verletzbar macht, wenn es zu einem Unfall kommt, durch den dann die Stromversorgung empfindlich gestört würde, wenn nicht vollkommen ausfiele.
Auch Le Soir plädiert dafür, die Debatte über Für und Wider der Kernenergie neu aufzugreifen. Allerdings nicht auf die Schnelle, im Rahmen der Regierung, und auch nicht mit dem Argument, dass sich so etwas bei uns nicht ereignen könnte. Was in Japan passiert ist, ist wichtig genug, und die belgische Bevölkerung ist reif genug, um die Diskussion über den Atomstrom in aller Offenheit und Transparenz zu führen. Bisher ist das nämlich in dieser Form nicht geschehen.
Der Preis für unseren Lebensstil
De Standaard führt im gleichen Kontext aus, natürlich ist die Kernenergie mit ihren Herausforderungen bezüglich der Abfallentsorgung und ihrer Sicherheit ein sehr ernstzunehmendes Problem. Wir müssen allerdings akzeptieren, dass wir für unseren Lebensstil einen Preis bezahlen müssen. Solange wir nicht bereit sind, unseren Verbrauch drastisch zu reduzieren, müssen wir einsehen, dass bezahlbare Elektrizität leider nicht ohne Risiko produziert werden kann.
Gazet van Antwerpen hebt hervor, dass die Kernkraftwerke in Belgien zu der älteren Generation gehören und trotzdem daran gedacht wird, sie länger in Betrieb zu lassen. Erst letzte Woche gab uns die Internationale Energie-Agentur den Rat, den Ausstieg aus der Kernenergie zu revidieren. Vielleicht haben wir in der Tat keine andere Wahl, wenn wir unsere Stromversorgung nicht gefährden wollen. Dennoch wäre es sinnvoll, dieser Frage eine unabhängige Untersuchung zu widmen. Belgien liegt zwar nicht in einem Erdbebengebiet, doch ist auch hier ein atomarer Unfall nicht auszuschließen.
Belgien: Volksabstimmung über AKWs möglich- aber auch sinnvoll?
La Libre Belgique fragt sich, ob eine Volksbefragung hinsichtlich der Kernenergie sinnvoll wäre. Verfassungsmäßig besteht diese Möglichkeit, doch sollte man nicht vergessen, dass der teilweise oder totale Ausstieg aus der Kernenergie für unsere weitere Stromversorgung schwerwiegende Folgen haben könnte.
Gehen ohne Atomstrom die Lichter aus?
Derweil notiert Het Belang van Limburg, eine Schließung unserer Kernkraftwerke heißt ganz einfach: das Licht löschen. Weil es bei uns immer noch ganz erhebliche Zweifel an dem von der Regierung beschlossen Ausstieg aus der Kernenergie gibt, wurde bislang nur wenig in alternative Energiequellen investiert. Da solche Investitionen schnell in die Millionen gehen, will der Geldgeber sich der Rendite sicher sein. Diese Sicherheit gibt es bei uns bisher jedoch nicht.