Dazu einige Balkenüberschriften auf den Titelseiten: "Es war wie der Weltuntergang" heißt es in Het Laatste Nieuws. De Morgen titelt mit "Japan zählt seine Toten". Für Le Soir wurde "Japan vom Tsunami weggespült", und Het Nieuwsblad fasst Tod und Verwüstung in ein einziges Wort: "Apokalypse".
Het Belang van Limburg spricht von mindestens 1.000 Toten, doch wird die Zahl sicherlich noch deutlich ansteigen, denn Zehntausende werden noch vermisst. Eine bis zu zehn Meter hohe Tsunami-Flutwelle spülte alles weg, was ihr in den Weg kam, einschließlich eines ganzen Zuges.
Die größte Gefahr jedoch stellen die elf betroffenen Atomkraftwerke dar, von denen mindestens zwei so stark in ihrem Kühlsystem getroffen wurden, dass ein atomarer Störfall, bei dem große Mengen Radioaktivität freigesetzt werden könnten, nicht völlig auszuschließen ist. Deshalb wurden rund um das Kernkraftwerk von Fukushima tausende Menschen vorsorglich evakuiert.
Das Inferno und die Grenzen der Technik
De Morgen schreibt, dass die Zahl der Toten sich bisher angesichts des Ausmaßes der Katastrophe noch in Grenzen hält. Allerdings wird es wohl noch einige Tage dauern, bevor man eine genauere Bilanz des Bebens und des nachfolgenden Tsunamis ziehen kann. Sicher jedoch ist auf jeden Fall, dass diese Naturkatastrophe noch wesentlich schlimmere Folgen gehabt hätte, wäre Japan nicht so gut auf Erdbeben vorbereitet.
Weiter heißt es, man kann sich kaum vorstellen, wie die japanischen Behörden mit den Folgen des Geschehenen fertig werden sollen. Die Logistik, die sowohl die Rettungsoperationen als auch der spätere Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur erfordern, ist geradezu gigantisch.
Unter dem Titel "Die Natur und die Technologie" schreibt La Libre Belgique, die schrecklichen Fernsehbilder aus Japan haben uns einmal mehr daran erinnert, wie zerbrechlich unsere moderne Gesellschaft ist, wenn die Naturgewalten sich entfesseln. Trotzdem verdanken wir es dem technologischen Fortschritt, dass die Folgen nicht noch wesentlich schlimmer ausgefallen sind. Wären in Japan die Häuser nicht so gebaut, dass sie einem Beben bis zu einer gewissen Stärke standhalten können, wären sowohl der materielle als auch der menschliche Schaden noch wesentlich größer gewesen.
Nuklearanlagen in Gefahr
Gazet van Antwerpen hebt die Gefahr eines atomaren Störfalls hervor, nachdem in verschiedenen Kraftwerken die Reaktorkühlung durch das Beben beeinträchtigt wurde. Ferner unterstreicht die Zeitung den enormen wirtschaftlichen Schaden in der besonders schwer betroffenen Millionenstadt Sendai, deren industrielle Infrastruktur, einschließlich der des Hafens, fast vollständig vernichte wurde. Tausende Betriebe wurden durch den angerichteten Schaden stillgelegt.
Rückschlag nach wirtschaftlicher Erholung
Het Laatste Nieuws zufolge passierte diese Katastrophe für die Japaner gerade zu einem Zeitpunkt, an dem das Land 20 Jahre Wirtschaftskrise überwunden hatte. Hunderte Betriebe mussten geschlossen werden, und tausende Japaner wurden arbeitslos. Gerade hat man dies einigermaßen überwunden, da geschieht so etwas. Auch wenn Japan zu den modernsten und technologisch fortschrittlichsten Länden der Welt gehört, wird es sicherlich lange dauern, bis sich das Land einigermaßen von diesem Schock erholt hat.
Japan ist nicht Haiti
Le Soir vergleicht in seinem Leitartikel Japan mit Haiti, wo am 12. Januar des vergangenen Jahres ebenfalls die Erde bebte und enormer Sachschaden entstand. Vom Ausmaß her waren beide Katastrophen vergleichbar, doch nicht bezüglich der Folgen. Während Haiti vollkommen unvorbereitet getroffen wurde, gibt es weltweit kein Land, das so gut für ein Erdbeben gerüstet ist wie Japan.
Der Unterschied zwischen beiden Ländern sind die Mentalität und das Geld. Während in Haiti Armut und Korruption herrschen, gibt es in Japan den politischen Willen und ausreichend finanzielle Mittel, um die modernsten Technologien im Kampf gegen Naturkatastrophen einzusetzen. Trotzdem haben auch diese Qualitäten ihre Grenzen, wenn zwar die erdbebengesicherten Häuser stehen bleiben, doch der anschließende Tsunami eine zerstörerische Kraft entfaltet, der so gut wie nichts widerstehen kann. Letzteres hat zur Folge, dass der in Japan angerichtete Schaden vielleicht noch größer ist als auf Haiti, doch werden die Wunden im Land der aufgehenden Sonne mit Sicherheit schneller geheilt sein.
Bild: str