Der Star des Tages ist in der heutigen Inlandspresse zweifelsohne der Anderlechter Mittelfeldspieler Boussoufa. Dass er den Brüsseler Renommierclub verlässt, war hinlänglich bekannt. Doch, wie heute sämtliche Blätter auf Seite 1 hervorheben, wird er künftig nicht für den tschetschenischen Club Grosny spielen, sondern für einen Verein in der russischen Republik Dagestan mit dem unaussprechlichen Namen Anschi Machatschkala.
Den Namen dieses Clubs hat zwar noch niemand gehört, doch die Kasse scheint zu stimmen. Diesbezüglich ist in La Dernière Heure nachzulesen, dass Sporting Anderlecht für diesen Transfer zehn Millionen Euro kassiert und Boussoufa künftig ein Jahresgehalt von drei Millionen netto bezieht.
Wer wird Milliardär?
Da schon von Geld die Rede ist, werfen wir einen Blick auf den Kommentar von Het Nieuwsblad zu der gestrigen Veröffentlichung der Namen von über 1200 Dollarmilliardären im amerikanischen Magazin Forbes. Alle zusammen haben sie ein größeres Vermögen als das Jahreseinkommen von ganz Deutschland.
Weiter heißt es, natürlich müssen Unternehmergeist, Mut, Einfallsreichtum und Talent belohnt werden, aber wer kann schon von sich behaupten, dass er 50 Milliarden oder mehr wert ist. Wenn wir schon fortwährend zu hören bekommen, dass wir die Krise bezahlen müssen, muss man sich zwangsläufig fragen, weshalb dies nicht für die Superreichen gilt, deren Vermögen noch ständig anwächst.
Libyen: Internationale Gemeinschaft schreckt vor Engagement zurück
Ein Schwerpunktthema in mehreren Kommentaren ist die Haltung des Westens und insbesondere Europas zu der Krise in Libyen. In Brüssel berieten darüber gestern die EU-Außenminister und die NATO- Verteidigungsminister. Heute tritt sogar ein Europäischer Sondergipfel zusammen, von dem Het Belang van Limburg allerdings nicht mehr viel erwartet. Die Internationale Gemeinschaft scheint nicht geneigt, sich in Libyen zu engagieren, obwohl sie überzeugt ist, dass ein Mann wie Gaddafi, der sein eigenes Volk unter Beschuss nimmt, jeglichen Anspruch auf Legitimität verloren hat. Bedauerlich findet die Zeitung, dass Frankreich gestern im Alleingang den libyschen Übergangsrat der Rebellen anerkannte, ohne seine europäischen Partner zu konsultieren.
Ein einheitliches europäisches Vorgehen sieht anders aus. Im gleichen Kontext spricht Het Laatste Nieuws vom "heulenden Elend" in der Europäischen Union. Wahrscheinlich wird es nicht mehr lange dauern, bis die Gaddafi-Truppen die an die Rebellen verlorenen Stellungen zurückerobert haben und der Übergangsrat der Opposition von der Karte gefegt sein wird. Doch die EU-Länder werden dann wahrscheinlich immer noch diskutieren, ob sie ihn anerkennen oder nicht. Ein solches Maß an Inkompetenz macht irgendwie mutlos, so schlussfolgert die Zeitung.
La Libre Belgique mahnt die europäischen Länder zu äußerster Vorsicht bei einem eventuellen Engagement in Libyen. Eine europäische Friedensmacht dürfe nur in Frage kommen, wenn die arabischen und afrikanischen Länder darum bitten und auch bereit sind, eine solche Hilfsoperation finanziell zu unterstützen.
Regierungsbildung doch ohne N-VA?
Kommen wir nun ins eigene Land mit verschiedenen innenpolitischen Themen, wobei die Interviews einiger führender Politiker im Vordergrund stehen. So sprach De Morgen mit PS-Präsident Di Rupo und dem neuen MR-Vorsitzenden Charles Michel. Beide sind sich in einem Punkt einig: Bei den derzeitigen Beratungen über den Haushalt hat die N-VA, solange ein gemeinschaftspolitisches Abkommen nicht erreicht ist, auf keinen Fall mitzumischen.
Daraus schlussfolgert die Zeitung, dass sich in Sachen Regierungsbildung langsam aber sicher eine Koalition der so genannten traditionellen Parteien ohne die N-VA abzeichnet. Auf frankophoner Seite gibt es diesbezüglich kein Problem und in Flandern sind Sozialisten und Liberale ebenfalls dazu bereit. Die Frage ist, ob auch die christlichsoziale CD&V dabei mitmachen wird. Denkbar wäre das schon, unter der Bedingung, dass die frankophonen Parteien sich mit einer weitreichenden Staatsreform einverstanden erklären.
Di Rupo will "Menschen die Wahrheit sagen"
Le Soir lässt ebenfalls PS-Chef Di Rupo in einem ausführlichen Interview zu Wort kommen und rückt dabei dessen Bekenntnis zu einer straffen Sparpolitik in den Vordergrund. Dabei zitiert sie den sozialistischen Parteichef mit dem Ausspruch: "Wir müssen den Menschen die Wahrheit sagen, denn 15 bis 18 Milliarden Euro bis 2015 einzusparen, das ist keine Kleinigkeit". Allerdings sind für Di Rupo einige Dinge unantastbar, nämlich die Indexierung der Löhne und die Pensionen. Für ihn kommt es mehr denn je darauf an, die Preise unter Kontrolle zu halten. Was die Staatsreform betrifft, erklärt Di Rupo, dass er nach wie vor an ein Abkommen glaube, doch bezweifelt Le Soir, dass er damit die Wahrheit sagt.
MR-Chef für Steuerreform
In einem ebenfalls ausführlichen Interview mit La Libre Belgique verwendet sich der neue MR-Chef Charles Michel für gezielte Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft in Belgien. Deshalb will er im Rahmen der Regierungsbildung eine neue Steuerreform vorschlagen, die seines Erachtens unerlässlich ist, will man die Kaufkraft der kleinen und mittleren Einkommen wenigstens auf dem derzeitigen Stand halten.