"Nur Schmerz", titelt Het Nieuwsblad. "Waffenstillstand in weiter Ferne", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins. "Israel will hunderttausende Palästinenser aus dem Norden von Gaza entfernen", so die Schlagzeile von De Standaard.
Das Gedenken an das Massaker der Hamas in Israel gestern vor genau einem Jahr und die aktuelle Lage in Nahost werden nur von wenigen Zeitungen prominent auf den Titelseiten aufgegriffen. In seinem Leitartikel schreibt De Standaard: Bei der Gedenkveranstaltung der jüdischen Gemeinde in Belgien waren auch Premierminister Alexander De Croo und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen anwesend in der Großen Synagoge von Brüssel. Man darf sich fragen, ob das gut war. Welche Botschaft verbreiten Politiker, wenn sie physisch an solchen Gedenkveranstaltungen teilnehmen? Schlagen sie sich damit nicht auf eine Seite des Konflikts, also nur auf die Seite Israels? Was ist mit all den Toten der anderen Seite? Wären De Croo und von der Leyen auch zu einer Veranstaltung gegangen, die von der palästinensischen Autonomiebehörde organisiert worden wäre, um an die palästinensischen Opfer in dem Konflikt zu erinnern?, fragt sich De Standaard.
Marxisten auf dem Vormarsch
Het Belang van Limburg schaut auf den Wahlkampf zu den Gemeinderatswahlen in Antwerpen und führt aus: Es sieht danach aus, als ob der Kandidat der kommunistischen PVDA dem aktuellen Bürgermeister Bart De Wever das Amt streitig machen könnte. Das Duell ist spannend und interessant. Denn nicht nur Bart De Wever ist ein begnadeter Rhetoriker, auch PVDA-Spitzenkandidat Jos D'Haese ist nicht auf dem Mund gefallen. Außerdem vertreten beide Parteien inhaltlich ziemlich unterschiedliche Positionen, was übrigens die große Beliebtheit der PVDA in Antwerpen erklärt. Die Partei bekommt vor allem wegen ihrer Unterstützung der Palästinenser im Konflikt mit Israel viel Zuspruch von den islamischen Bürgern in Antwerpen, weiß Het Belang van Limburg.
Gazet van Antwerpen berichtet: 60 Künstler, Professoren und Gewerkschafter fordern in einem Offenen Brief dazu auf, die marxistische PVDA nicht von vornherein am Regieren in der Stadt Antwerpen auszuschließen. Aus demokratischer Sicht ist dieser Aufruf vollkommen begründet. In Umfragen geben rund 25 Prozent der Wähler in Antwerpen an, für die PVDA zu stimmen. Wer Demokratie ernst nimmt, muss diesen Wählerwillen respektieren. Allerdings heißt das auch, dass dem Vlaams Belang ein Mitregieren nicht verweigert werden darf. Was für die eine extremistische Partei gilt, muss auch für die andere gelten, betont Gazet van Antwerpen.
Ein Schritt zurück, und dann?
Le Soir erinnert: Nächsten Sonntag wählen wir nicht nur die Gemeinderäte neu, sondern auch die Abgeordneten der Provinzparlamente. Die Provinzen bleiben die große Unbekannte für den Wähler. Kaum jemand weiß, wozu sie eigentlich dienen. Das sollte sich ändern. Denn die Provinzen spielen durchaus eine Rolle in Bereichen wie Gesundheit, Soziales, Tourismus, Kultur. Es wäre Zeit, den Menschen endlich mal klarzumachen, dass die Provinzen eine Bedeutung haben für ihren Alltag, meint Le Soir.
L'Echo beobachtet: Die Umwelt- und Klimapolitik hat es zurzeit schwer in unserem Land. Überall werden klimapolitische Beschlüsse gerade wieder aufgehoben oder die Umsetzung auf einen späteren Zeitpunkt verschoben. Die Umweltzone in Brüssel ist dabei nur das jüngste Beispiel. Auch in Flandern und der Wallonie hat die Tendenz bereits eingesetzt. Die Begründungen sind oft ähnlich: Jetzt ist kein guter Zeitpunkt, später wird es einfacher sein. Das ist allerdings fraglich. Denn später wird es nur einfacher werden, wenn die Umsetzung gut vorbereitet wird. Bei der Klima- und Umweltpolitik kann man durchaus einen Schritt zurückgehen, aber nur wenn man danach mit noch mehr Entschlossenheit vorwärts geht, unterstreicht L'Echo.
Man hätte sich freuen können …
De Tijd bemerkt zum Verkauf von E-Autos in Belgien: Nur in Flandern ist die Zahl in diesem Jahr deutlich gestiegen und das vor allem wegen der Kaufprämie der flämischen Regierung. Die hat allerdings ihr Ziel verfehlt. Sie sollte ja ein Anreiz für Menschen sein, die sich eigentlich kein E-Auto leisten können, sich ein solches anzuschaffen. Gekauft wurden allerdings am häufigsten Modelle, die knapp unter 40.000 Euro kosten, dem Höchstbetrag, für den die Prämie angefragt werden konnte. Die Prämie hat das E-Auto bei unteren Einkommensklassen nicht populärer gemacht, bedauert De Tijd.
La Dernière Heure schaut auf die Fußballspiele in den kommenden Tagen und findet: Belgien gegen Italien und dann gegen Frankreich – das sind eigentlich Fußballfeste, auf die man sich freuen könnte. Wenn, ja wenn die Spiele auch ernst genommen würden. Das ist aber nicht der Fall. Bei Belgien will zum Beispiel Lukaku nicht spielen, bei Frankreich Mbappé nicht, obwohl sie gesund sind. Die Fans scheinen diesen Spielern egal zu sein, ärgert sich La Dernière Heure.
Kay Wagner