"Keine Feuerpause zum Jahrestag des 7. Oktobers", schreibt La Libre Belgique auf Seite eins. "Ein Jahr Tränen und Blut", so die Schlagzeile bei De Standaard. "Der Teufelskreis der Vergeltungsmaßnahmen", titelt De Morgen.
Zum Jahrestag des Überfalls der Hamas auf Zivilisten im Süden Israels greifen einige Zeitungen das Thema auch in ihren Leitartikel auf.
La Libre Belgique bilanziert: Die Terrorangriffe der Hamas in Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres markieren den Beginn eines neuen Kapitels im alten Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Der Angriff war so neuartig, dass danach nichts mehr so ist, wie es vorher war. Die Militäraktion, die Israel als Reaktion darauf im Gaza-Streifen begonnen hat, hat die Hamas zwar erfolgreich geschwächt. Aber sie trägt auch Züge einer kollektiven Bestrafung der Palästinenser. Sie hat die Kräfteverhältnisse verändert und droht weiterhin, sich zu einem Konflikt in der gesamten Region auszuweiten, analysiert La Libre Belgique.
Eine Zeit davor und eine Zeit danach
De Standaard schreibt: Vor einem Jahr ist das Undenkbare geschehen: Israel wurde auf seinem eigenen Gebiet angegriffen und musste rund 1.200 Tote begraben. Ein Jahr nach dem grausamen Gemetzel ist das Trauma noch lange nicht verarbeitet. Israel, aber eigentlich die ganze Welt spürt immer noch die Nachwirkungen. So, wie der 11. September 2001 ist auch der 7. Oktober 2023 ein Wendepunkt in der Geschichte. Es gibt eine Zeit vor und eine Zeit nach diesem Drama, weiß De Standaard.
Das GrenzEcho meint: Die Attacke der Hamas vor einem Jahr war zweifellos ein Gräuel, doch sie ist Teil einer vielschichtigen Geschichte von Gewalt und Gegengewalt, die nicht isoliert betrachtet werden kann. Vor allem aber rechtfertigt der 7. Oktober nicht jede militärische und geheimdienstliche Operation Israels. Die Vereinten Nationen und der Internationale Gerichtshof sind hier ebenso eindeutig wie machtlos, stellt das GrenzEcho fest.
Wie geht es Shlomo?
La Dernière Heure schaut auf die Geiseln, die vor einem Jahr von der Hamas entführt wurden und berichtet: Kfir Bibas, ein Säugling, hat mittlerweile mehr Zeit seines Lebens als Gefangener in den Händen der Terroristen verbracht, als im Kreis seiner Familie. Die älteste Geisel, Shlomo Mansour, ist 86 Jahre alt. Wie geht es ihm? Wie werden die Frauen behandelt, die gerade in einem Alter sind, um ihr Leben zu genießen und Leben zu schenken? 101 Geiseln, von denen man nichts weiß. Leben sie noch? Diese Unsicherheit ist schrecklich für die Familien. Tausende Israelis fordern ein Abkommen mit der Hamas, um die Geiseln zu befreien. Aber der Krieg lässt zu wenig Platz für Menschlichkeit, bedauert La Dernière Heure.
Het Belang van Limburg beschäftigt sich mit der N-VA-Politikerin Zuhal Demir und fragt: Was hat sich Demir dabei gedacht, zunächst den Eid als neue flämische Bildungsministerin abzulegen, und dann vier Tage danach Zweifel zu säen, ob sie dieses Amt ausüben wird, weil sie viel lieber Bürgermeisterin in Genk werden will? Unzweifelhaft spielen persönliche Ambitionen eine Rolle. Mit Sicherheit strategische Überlegungen. Vielleicht auch die Erkenntnis, dass die Geschicke der Stadt Genk einfacher zu lenken sind als der schwere Tanker des flämischen Bildungswesens. Aber wie dem auch sei: Es wäre besser gewesen, wenn sie ihre Wahl vorher klar getroffen hätte. Genk hat Besseres verdient. Am Sonntag werden wir wissen, was die Wähler davon halten, notiert Het Belang van Limburg.
Ein Sicherheitspolster und viele Geschenke
Het Laatste Nieuws findet: Das schwierige an der ganze Sache ist, dass das flämische Bildungswesen, ein wichtiges Aufgabenfeld mit einem Jahresetat von 15,7 Milliarden Euro und für so manchen Politiker der Traum seines politischen Engagements, jetzt zur Back-Up-Aufgabe verkommt. Zu einem Sicherheitspolster der zweiten Wahl, auf das Demir fallen kann, wenn es nicht klappen sollte mit dem Bürgermeisteramt in Genk. Das ist keine Wertschätzung des Amtes, vielmehr ziemlich bedenklich, kritisiert Het Laatste Nieuws.
Le Soir berichtet: Ab heute wollen sich die Partner der wallonischen Regierung mit den Details zum künftigen Haushalt befassen. Die Opposition ist sauer darüber und hält der Regierung vor, mit der Ausarbeitung von Details extra so lange gewartet zu haben, damit vor den Gemeinderatswahlen nur positive Dinge über die Regierungsparteien MR und Les Engagés gesagt werden können. Und tatsächlich haben MR und Les Engagés von ihren Plänen bislang nur die positiven Dinge beschlossen. Senkung der Steuern auf Erbschaften und Immobilien-Registrierung, Bürokratieabbau, Reformen bei der Verbeamtung und der Berufsausbildung. Nur Geschenke – als Ankündigungen. Dort, wo die Bürger bluten werden, darüber weiß man nichts. Aber klar ist, dass harte Einschnitte auf die Bürger zukommen werden. Fragt sich nur, wer genau davon betroffen sein wird. Zurzeit wissen die Wähler das noch nicht, ärgert sich Le Soir.
Kay Wagner