Die Inlandspresse steht heute im Zeichen einer ziemlich breit gefächerten Thematik. Dabei geht es unter anderem um den anstehenden Zinsanstieg bei Hypothekendarlehen, um die an Belgien gerichtete Empfehlung, den Ausstieg aus der Kernenergie zu überdenken, sowie um den Rücktritt des Generalkommissars der Föderalen Polizei, Fernand Koekelberg.
Fernand Koekelberg hatte bekanntlich am vergangenen Sonntag seinen Rücktritt erklärt, nachdem ihm der überzogene Preis einer Dienstreise nach Katar, vor allen Dingen von flämischer Seite, als unannehmbar vorgeworfen wurde.
Schon neuer Job für Koekelberg: Bitterer Nachgeschmack
Dazu schreibt Het Nieuwsblad, nachdem nun bekannt wurde, dass Koekelberg als künftiger Verbindungsoffizier zwischen den Regionen und der Föderalen Polizei einen neuen wichtigen Posten erhält, bekommt sein Rücktritt einen bitteren Nachgeschmack. Man darf davon ausgehen, dass Innenministerin Turtelboom ihm diesen Posten versprochen hat, bevor Koekelberg seinen Rücktritt erklärte. Es ging also weniger um Ethik und Verantwortungsbewusstsein, als um die Suche nach einem neuen Posten. Dass dies geschah, noch bevor die gegen Koekelberg erhobenen Vorwürfe lückenlos geklärt werden konnten, ist bedauerlich, denn auf diese Weise wird es kaum möglich sein, die bei der Polizei erforderliche Transparenz und Offenheit einzuführen oder wiederherzustellen.
Auch De Morgen geht auf dieses Thema ein und schreibt dazu unter anderem, welches Amt Koekelberg jetzt auch bekommen mag, es wird für ihn auf jeden Fall ein gewaltiger Rückschritt sein. Immerhin erhält er eine zweite Chance, die es für andere führende Staatsdiener, die einen Fehler begingen, nicht gegeben hat.
Energieagentur rät Belgien zur Laufzeitverlängerung für AKW
De Standaard berichtet auf seiner Titelseite, dass die internationale Energieagentur Belgien dringend dazu rät, den für 2025 geplanten Ausstieg aus der Atomenergie zu überdenken, beziehungsweise aufzuschieben. Andernfalls drohten unserem Land ein möglicher Versorgungsengpass und eine zu große Abhängigkeit von Energielieferungen aus dem Ausland. Ferner wird bemängelt, dass die belgische Energiepolitik über zu viele Entscheidungsträger verteilt ist. Dies führt dazu, dass zwar viel darüber diskutiert wird, doch Entscheidungen werden nur selten getroffen. Und wenn dies dennoch geschieht, dann fehlt meistens eine langfristige Vision, wie sich zurzeit wieder bei der Verkehrsplanung und den Treibstoffpreisen zeigt.
Zum gleichen Thema gibt es auch Kritik im Kommentar der Zeitung Het Laatste Nieuws, die dem Staat vorwirft, dass er sich zurzeit durch die Mehrwertsteuer und die Akzisen auf die steigenden Treibstoffpreise im Schlaf bereichere. Zur Energiepolitik heißt es weiter, früher habe Belgien einen Teil seiner Stromproduktion sogar verkaufen können, heute sei es auf Elektrizität aus dem Ausland angewiesen. Damit hat unser Land wohl kaum eine andere Wahl, als dem Rat der internationalen Energieagentur zu folgen und die Aktivität seiner Kernkraftwerke über 2025 hinaus zu verlängern. Mit den paar Prozent Sonnen- und Windenergie wird man den Energiebedarf des Landes sicherlich nicht decken können.
Öffentlicher Nahverkehr: preiswert, aber oft keine Alternative zum Auto
La Dernière Heure zieht einen Vergleich zwischen den Kosten für das Auto und für die öffentlichen Verkehrsmittel. Letztere sind auf jeden Fall deutlich preisgünstiger, doch bedeuten sie leider nicht immer eine brauchbare Alternative. Ihr großer Nachteil sind die häufigen Verspätungen von Bussen und Bahnen sowie die Tatsache, dass sie auf zahlreichen Strecken gar nicht zur Verfügung stehen. Folglich sind unzählige Landsleute, ob der Benzinpreis nun steigt oder nicht, auf ihren Wagen angewiesen.
Steigende Hypothekenzinsen - Preisvergleich lohnt sich
L'Avenir berichtet über den sich abzeichnenden Zinsanstieg auf Hypothekendarlehen um bis zu 0,20 Prozent. Spezialisten zufolge ist dies eine unerlässliche Maßnahme, um die Inflation unter Kontrolle zu halten. Die Zeitung rät allerdings, sich die Konkurrenz unter den Banken zunutze zu machen, denn dies kann die Höhe der monatlichen Rückzahlung ganz wesentlich beeinflussen. So schwankt derzeit der feste Zinssatz für ein Hypothekendarlehen von 300.000 Euro bei einer Laufzeit von 25 Jahren zwischen 5,26 und 6,15 Prozent.
Cortebeeck-Rücktritt: "Ein Mann des gegebenen Wortes"
Einige flämische Zeitungen kommentieren den Rücktritt des Präsidenten der christlichen Gewerkschaft, Luc Cortebeeck, zum Ende dieses Jahres. Het Belang van Limburg würdigt ihn als einen der letzten Vertreter einer auf Lösungen bedachten Gewerkschaftsarbeit. Schließlich war er der einzige Gewerkschaftsfürer, der das jüngste Rahmentarifabkommen vor seiner Basis durch dick und dünn verteidigte. Sein Blick reichte weiter als die nächste Lohnerhöhung.
Ähnlich äußert sich auch Gazet van Antwerpen, die Cortebeeck als den "Mann des gegebenen Wortes" bezeichnet. Eine Zusage gegenüber der Arbeitgeberschaft wurde von ihm, im Gegensatz zu anderen Gewerkschaftsführern, hundertprozentig honoriert. Die Arbeitgeberseite wird ihn bei künftigen Tarifverhandlungen sicherlich noch vermissen.
Archivbild: Cedric Houben (belga)