"Führende Politiker in der Welt schaffen es nicht, Israel umzustimmen", titelt De Standaard. "Höchst angespannte Lage im Libanon", schreibt Le Soir auf Seite eins. "Libanon darf kein zweites Gaza werden", zitiert das GrenzEcho den UN-Generalsekretär Guterres in seiner Schlagzeile. Der bewaffnete Konflikt im Süden des Libanon zwischen Israel und der islamistischen Hisbollah beschäftigt die Zeitungen auch in ihren Leitartikeln.
Le Soir kommentiert: Die Gründe für das harte Vorgehen Israels gegen die Hisbollah sind verständlich. Aber die Umsetzung ist äußerst bedenklich, problematisch und wirft ernsthafte Fragen auf. Denn in den Bemühungen Israels, die Hamas im Gazastreifen und jetzt die Hisbollah im Libanon zu vernichten, tötet Israel bereits elf Monate lang auch zehntausende Zivilisten und verwandelt ganze Landstriche in Trümmerfelder. Es ist höchste Zeit, dass die internationale Gemeinschaft endlich ihr Schweigen bricht. Sie muss Israel klarmachen, dass das Recht sich zu verteidigen auch Grenzen hat. Und dass diese Grenzen im internationalen Recht verankert sind, notiert Le Soir.
Hass wird bleiben
Auch La Libre Belgique hält fest: Israel hat das Recht, seine Bevölkerung zu schützen und es den Bewohnern im Norden des Landes zu ermöglichen, in ihre Häuser zurückzukehren. Aber die Art und Weise, wie Israel das macht, ist zu kritisieren. Auch im Libanon leidet jetzt vor allem die Zivilbevölkerung. Die meisten dieser Menschen gehören nicht dem bewaffneten Arm der Hisbollah an und können auch nichts dafür, in unmittelbarer Nähe von versteckten Waffen der Hisbollah zu wohnen. Sie erleiden das Recht des Stärkeren. Sie waren bislang Opfer der Hisbollah und werden jetzt Opfer der israelischen Bomben, beklagt La Libre Belgique.
De Morgen weiß: Israel will die Hamas vernichten und die Hisbollah zum Schweigen bringen. Doch selbst wenn Israel mit seiner militärischen Übermacht diese Ziele erreichen sollte, wird es keinen Frieden geben. Denn mit jedem Toten auf Seiten der Palästinenser und der Islamisten wächst der Hass auf den Gegner. Neue, noch extremistischere Gruppierungen werden sich bilden und versuchen, Israel zu schaden. Die Namen und Kommandostrukturen werden vielleicht anders sein, aber der blinde Hass auf Israel wird der gleiche bleiben, ist sich De Morgen sicher.
Groß und langfristig denken
Der belgische Stromnetzbetreiber Elia hat einen Bericht zur Zukunft der Stromversorgung veröffentlicht. Dazu notiert die Wirtschaftszeitung De Tijd: Bis 2050 wird sich der Strombedarf unseres Landes laut Elia aber verdoppeln. In verschiedenen Szenarien rechnet Elia vor, wie Belgien diesen Strombedarf selbst decken könnte. Atomstrom ist eine der Optionen. Eine zweite wäre Windenergie. Unsere Politiker täten gut daran, diese Studie ernst zu nehmen. Als Lehre daraus sollte eine Langzeitstrategie entwickelt werden, an der alle künftigen Regierungen festhalten. Diese Strategie muss von möglichst vielen Parteien, aber auch von Gewerkschaften und Arbeitgebern mitgetragen werden, damit sie konsequent über Legislaturperioden hinaus umgesetzt wird. Die fast unendliche Saga um den Ausstieg aus der Atomenergie hat gezeigt, was passiert, wenn man so ein breites Bündnis nicht schnürt, schreibt De Tijd.
L'Echo bemerkt: Beim Thema Stromversorgung fehlt eine globale Langzeitstrategie. Allerdings nicht nur in Belgien, sondern auch in Europa. Hier, also auf europäischem Niveau, sollte eine solche Strategie entwickelt werden. Für Energieversorgung muss man groß denken. Entscheidungen dazu sollten bald fallen. Denn am teuersten sind die Entscheidungen, die man nicht trifft, unterstreicht L'Echo.
Zehn Jahre nach Charlie Hebdo
Het Belang van Limburg bemerkt zur Regierungsbildung in Flandern: Die Verhandlungen am Wochenende haben tatsächlich Fortschritte gebracht. Aber zumindest zwei schwierige Dossiers sind immer noch nicht vom Tisch. Nämlich Stickstoff und die Provinzen. Bei den Provinzen geht es ja um die Frage: abschaffen oder nicht. Doch diese Frage greift zu kurz. Das ganze Geflecht der Verwaltung in Flandern ist zu aufgebauscht. Zu viele Büros, zu viele Stellen, zu viele Ebenen. Da reicht es nicht, Gemeinden zu fusionieren oder Provinzen einfach abzuschaffen. Grundsätzlich muss überlegt werden, wie alles schlanker werden kann. Eine Debatte darüber sollten sich die neuen Regierungspartner ins Aufgabenbuch schreiben, rät Het Belang van Limburg.
La Dernière Heure berichtet: In der RTBF-Satireshow "Le Grand Cactus" haben zwei Künstler sich in einem Song lustig gemacht über die Geschlechtsumwandlungen von Trans-, Inter- und nicht-binären Menschen. Folge: Der Presserat muss sich jetzt mit Klagen aus der LGBTQ+-Gemeinschaft befassen. Das ist eigentlich unnötig. Dass der Song Menschen verletzt hat, ist zu bedauern. Aber Satire und Parodie haben das Recht zu hinterfragen und sogar zu verletzen. Das gilt für alle Menschen, ob groß, klein, reich, dumm, Hetero, Juden, Christen usw. Doch zehn Jahre nach Charlie Hebdo haben einige die Botschaft von damals immer noch nicht verstanden, ärgert sich La Dernière Heure.
Kay Wagner