"Remco – König des Zeitfahrens", titelt La Dernière Heure. "Goldjunge", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins. "Remco ist der größte", notiert Het Nieuwsblad auf seiner Titelseite.
Der belgische Radprofi Remco Evenepoel hat gestern in Zürich seinen Weltmeistertitel im Zeitfahren verteidigt. Auf allen Titelseiten ist ein Foto des 24-Jährigen zu sehen. Die Presse jubelt einheitlich über diesen Erfolg.
Gazet van Antwerpen jubelt: Remco hat wieder einmal Geschichte geschrieben. Er ist jetzt der erste Olympiasieger, der sich im gleichen Jahr auch zum Weltmeister in seiner Disziplin krönt. Das hat weniger mit seiner Muskelkraft oder technischen Feinheiten zu tun als vielmehr mit seiner unglaublichen Art zu fahren und seiner Motivation. Kein anderer als der große Eddy Merckx hat vor Jahren mal gesagt: "Die größten Champions erkennt man nicht nur an ihren Beinen, sondern auch an ihrem Kopf". Genau das trifft auf Evenepoel zu. Mit seinen 24 Jahren ist er bereits jetzt der beste Zeitfahrer seiner Generation, freut sich Gazet van Antwerpen.
Geschenke gibts später
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit den Ergebnissen ihres jüngsten Politbarometers und stellt fest: Viele Menschen sind dazu bereit, Einschnitte zu akzeptieren, die eine neue Föderalregierung beschließen könnte. Eine knappe Mehrheit fände es zum Beispiel in Ordnung, wenn eine neue Steuer auf Vermögenswerte käme. Sieben von zehn Flamen fänden es gerechtfertigt, E-Autos höher zu besteuern, 53 Prozent der Wallonen und 67 Prozent der Flamen fänden es gut, die Arbeitslosenunterstützung auf zwei Jahre zu beschränken. Kurz: Viele Vorhaben, die eine Arizona-Koalition als Vorschläge diskutiert, würden von der Mehrheit der Bevölkerung mitgetragen. Sie weiß: Es muss jetzt Einschnitte geben, damit es später, in ein paar Jahren, wieder Geschenke geben kann, behauptet Het Laatste Nieuws.
La Libre Belgique kommentiert zur neuen Regierung in Frankreich: Die neue, deutlich rechts geprägte Regierung hat keine Mehrheit im Parlament. Jedes Gesetz, das sie verabschieden möchte, kann von der Mehrheit abgelehnt werden. Das wird es schwierig machen, die drängenden Probleme der Franzosen zu lösen. Die Franzosen fordern Maßnahmen gegen die Einwanderung und mehr Sicherheit. Die neue Regierung wird ihre eigenen Vorstellungen dazu nicht ohne die Unterstützung entweder der Rechtsextremen oder der Linken durchbringen können. Die Regierung Barnier steht schon jetzt vor einer Reihe fast unlösbarer Dilemmata, weiß La Libre Belgique.
Die Kluft zwischen Ambitionen und Realität
Le Soir stellt fest: Die neue Regierung in Frankreich ist eine klare rechte Regierung. Eine ziemlich rechte Regierung. Damit folgt sie einer Tendenz in Europa. Allein in der vergangenen Woche haben wir gesehen: In Brandenburg hat die extreme Rechte AfD fast die Wahlen gewonnen. In Flandern ist die Zustimmung für Rechtsaußen-Parteien fast auf 50 Prozent gewachsen. Die neue EU-Kommission wird dominiert von rechten Kommissaren und einem postfaschistischen Vize-Präsidenten aus Italien. Die Rechten in Europa haben überall das gleiche Programm: Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, Haushaltsdisziplin, Sicherheit und Einschränkung der Einwanderung. Obwohl die Einwanderung nichts mit unseren aktuellen Krisen wie Haushaltsdefizit, Klimawandel oder Krieg in der Ukraine zu tun hat, behauptet Le Soir.
Het Belang van Limburg bemerkt vor dem Hintergrund der Situation bei Audi Brüssel: Die europäische Automobilindustrie ist ganz offensichtlich in einer großen Krise. Schuld daran ist die europäische Politik. Wenn die neue EU-Kommission will, dass es auch in Zukunft noch eine bedeutende Autoindustrie in Europa gibt, dann muss sie ihre Ambitionen mit der Realität in Einklang bringen. Das Verbrenneraus 2035 muss aufgehoben werden, die CO2-Ziele müssen korrigiert und die chinesische Dumpingpolitik effizienter in die Schranken gewiesen werden, fordert Het Belang van Limburg.
Empörung mit zweierlei Maß
L'Avenir berichtet: Die UN-Generalversammlung hat gestern einen Pakt für die Zukunft verabschiedet. Damit verpflichten sich die Mitgliedsländer, sich an die Grundwerte des Staatenbündnisses zu halten, nämlich Respekt der Menschenrechte, Respekt des internationalen Rechts, Schutz von Zivilisten und ähnliches. Angesichts der vielen Kriege in der Welt sieht man nur allzu gut, dass viele UN-Mitgliedsstaaten sich nicht an diese Grundwerte halten. Ist der neue Pakt also nutzlos? Nein. Er ist ein schwaches, aber notwendiges Signal. Ein Funken der Hoffnung, meint L'Avenir.
La Dernière Heure notiert zum Konflikt in Nahost: Israel muss viel Kritik einstecken wegen der zivilen Opfer, die seine Aktionen gegen die Terroristen von Hamas und Hisbollah fordern. Man spricht von Völkermord und vergisst dabei, dass die Terroristen selbst internationales Recht brechen. Sie greifen Israel an und mischen sich unter Zivilisten. Klar ist: Jedes zivile Opfer in einem bewaffneten Konflikt ist ein Opfer zu viel. Aber als in Syrien 300.000 Zivilisten durch Bomben gegen den Islamischen Staat und 70.000 Afghanen durch US-Waffen nach dem 11. September starben, sprach niemand von Völkermord. Wird beim Aufschrei der Empörung womöglich mit zweierlei Maß gemessen?, fragt eher rhetorisch La Dernière Heure.
Kay Wagner