"Harris punktet Trump in der Defensive", titelt De Morgen. "Im Duell mit Trump zeigt Harris, dass sie Präsidentin kann", wertet La Libre Belgique auf Seite eins. "Der rasante Aufstieg der Kamala Harris", schreibt Le Soir auf seiner Titelseite.
Die Zeitungen beschäftigen sich auch in ihren Leitartikeln ausführlich mit dem TV-Duell der beiden Präsidentschaftskandidaten in den USA, Trump und Harris.
La Libre Belgique meint: Der Kontrast hätte kaum größer sein können zur pathetischen TV-Debatte am 27. Juni, bei dem man einen Joe Biden erlebt hat, der in sich zusammengebrochen ist. Kamala Harris hat das Wortgefecht mit der Hartnäckigkeit eines Staatsanwalts geführt, der die Schuld des Angeklagten vor Gericht beweisen will. Sie hat sowohl auf die Ignoranz ihres Gegners hingewiesen als auch auf seine Selbstgefälligkeit. Sie hat seinen Hang zur Lüge und zu Fake News ins Lächerliche gezogen. Und Trump hat dieses Register dann auch noch bedient mit einer Aussage, an die man sich erinnern wird, nämlich, dass Einwanderer Hunde und Katzen verspeisen würden in einer Stadt in Ohio, notiert La Libre Belgique.
Zwei Monate, um zu überzeugen
Le Soir erinnert: Vor dem TV-Duell hatten viele den Eindruck, dass man nicht genau wisse, wofür Harris steht. Sie schien nicht greifbar. Am Dienstag dann hat sie einen starken Auftritt hingelegt. Sie hat gezeigt, dass sie erfahren und schlagkräftig ist. Ihr Kontrahent Trump hatte von ihr gesagt, dass sie Marxistin sei. Dienstag hat sie einen Diskurs geführt, der von sozialen Ideen durchzogen war und der Wirtschaft Unterstützung in Aussicht gestellt hat. Dieser Diskurs richtete sich zu großen Teilen an die Mittelschicht in den USA. Eine Wählerschicht, bei der die Demokraten punkten wollen. Dass das gelungen ist, zeigt die Reaktion des Superstars Taylor Swift kurz nach der TV-Debatte. Mit ihrer Musik will auch sie die Mittelschicht erreichen und sie spricht sich jetzt klar für Harris im US-Wahlkampf aus, berichtet Le Soir.
De Morgen stellt fest: Trump hat das Duell verloren. Aber hat Harris das Duell gewonnen? Das kann man nicht unbedingt sagen. Denn viele Wähler werden weiter nicht wissen, wofür sie wirklich steht. Schon vor der Debatte wusste man, dass sie sich für Frauenrechte stark macht und für mehr Gleichheit in der Gesellschaft. Das hat sie auch im Duell gesagt. Bei allen anderen Themen blieb sie blass. Zwei Monate bleiben ihr noch, um diese Leere zu füllen, die es immer noch in ihren Plänen für die USA gibt, bemerkt De Morgen.
Wahlkampf wichtiger als flämische Regierung
La Dernière Heure dagegen findet: Harris hat durch ihren gesamten Auftritt stärker überzeugt als erwartet. Selbst in ihrer eigenen Partei ist man überrascht. Auch die Medien sehen sie jetzt als Favoritin im Rennen mit Trump. Aber Achtung: Erstens ist es noch lang bis zum 5. November, am Tag, an dem gewählt wird. Zweitens darf man nicht vergessen, dass Trump keinen seiner Anhänger verliert, wenn er wieder einmal ein Fake News an den anderen reiht und mit schockierenden Aussagen um sich wirft. Es ist noch nichts entschieden bei den anstehenden Wahlen, warnt La Dernière Heure.
Zur Regierungsbildung in Flandern kommentiert De Tijd: Das Verhalten des CD&V-Vorsitzenden Sammy Mahdi hat nichts mit den Bemühungen zu tun, eine Regierung zu bilden. So, wie er am Dienstagabend vor laufenden TV-Kameras ohne Absprache mit den Partnern sein Nein zu den bisherigen Plänen verkündet hat, darf man sich eigentlich nicht verhalten. Jedenfalls dann nicht, wenn einem etwas daran liegen würde, möglichst bald die Regierungsbildung abzuschließen. Das hat Mahdi aber gar nicht im Sinn. Er möchte im Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen punkten. Dass die Region möglichst bald eine tatkräftige Regierung braucht, ist ihm egal, ärgert sich De Tijd.
Auch De Standaard bemerkt: Normalerweise wird über den Inhalt von Gesprächen zur Regierungsbildung nichts verraten. Mahdi macht genau das Gegenteil. Munter teilt er jedem mit, warum die CD&V die bisherigen Pläne nicht gutheißen kann. Die flämischen Wähler sollen wissen, wofür seine Partei, die CD&V, steht. Mahdi missbraucht die Regierungsbildung für eine Marketingkampagne, schimpft De Standaard.
Alarmknöpfe sollten funktionieren
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit einem Vorfall im Gefängnis von Antwerpen. Dort wurde eine Mitarbeiterin von einem Gefangenen misshandelt. Der Alarmknopf in dem Raum hatte nicht funktioniert. Wenn wir eine Regierung hätten, schreibt die Zeitung, müsste der Justizminister jetzt um seinen Posten fürchten. Es gäbe eine große, aufgeregte Debatte um die Zustände und Zuständigkeiten in den Gefängnissen. Diese Debatte bleibt uns erspart, weil wir keine Regierung haben.
Aber natürlich müssen Lehren aus diesem Vorfall gezogen werden. Wenn es Alarmknöpfe gibt, müssen die auch funktionieren und auch regelmäßig überprüft werden. Zumal jetzt herauskommt, dass andere Alarmknöpfe im Gefängnis auch nicht funktionierten. Die Mitarbeiter in unseren Gefängnissen müssen sich sicher fühlen können, betont Het Laatste Nieuws.
Kay Wagner