Auf vielen Titelseiten prangt heute schlicht und einfach das Venus-Symbol, das Zeichen der Frau. Fast alle Zeitungen widmen sich in großer Aufmachung dem heutigen Weltfrauentag. Die Zeitung De Morgen hat zu diesem Anlass heute ausnahmsweise zwei Gast-Chefredakteurinnen: die CD&V-Politikerin Marianne Thyssen und die flämische Radio- und Fernsehmoderatorin Heidi Lenaerts.
Das Brüsseler Blatt Le Soir kürt die drei einflussreichsten Frauen des Landes, die da wären: die PS-Politikerin Laurette Onkelinx, die Tennisspielerin Kim Clijsters und die cdH-Vorsitzende Joëlle Milquet.
Weltfrauentag
Kommentierend meint dazu De Morgen: Nicht umsonst haben wir uns heute zwei Chefredakteurinnen zum Anlass des Weltfrauentags ins Boot geholt. Wie vielen Medien weltweit fehlt es auch De Morgen an "Female Touch", so der Leitartikler selbstkritisch. Die heutige besondere Ausgabe der Zeitung ist kein Statement, keine simple Aussage, sondern ein Engagement.
Im Gegensatz zu anderen Weltregionen ist die Gleichstellung von Mann und Frau in unseren Breiten schon weit gediehen, notiert De Standaard; doch gibt es auch hier noch viel zu tun. Für Mütter ist der Karriereweg immer noch steiniger. Es bedarf einer Änderung der Mentalitäten; vielleicht müssen Männer sogar dazu verpflichtet werden, auch zumindest einen Teil des Elternurlaubs zu nehmen.
Ob wohl 24 Stunden reichen, um einen Mann dazu zu bringen, sein weibliches Alter Ego zu verstehen, fragt sich La Dernière Heure. Wahrscheinlich nicht. Dabei muss doch jeder einsehen: Wenn es ein starkes Geschlecht gibt, dann sind das wohl die Frauen.
Koekelbergs Nachfolge
Stichwort : Weltfrauentag. Innenministerin Annemie Turtelboom stellt sich in La Dernière Heure die Frage, ob der Nachfolger von Generalkommissar Fernand Koekelberg nicht vielleicht auch eine Frau sein sollte. Die Affäre um den zurückgetretenen Polizeichef steht ist heute das zweite große Thema. De Morgen, die die Affäre ins Rollen brachte, weiß heute zu berichten, dass wohl auch die beiden Sekretärinnen des gefallenen Generalkommissars die Föderale Polizei verlassen müssen.
Die Zeitung Het Laatste Nieuws widmet Sylvie Ricour, einer dieser beiden Sekretärinnen, eine ganze Seite. Das Blatt beschreibt sie als arrogant und herrisch; sie habe sich aufgeführt wie eine verschwenderische First Lady.
Für De Morgen dürfte sich die Benennung eines Nachfolgers für Koekelberg im Übrigen als kompliziert erweisen. Die Übergangszeit des Interimchefs Paul Van Thielen könnte bis zu fünf Monate dauern. In diesem Zusammenhang konstatiert Le Soir, dass die Verwaltung immer flämischer wird. Der Anteil der Frankophonen in den föderalen öffentlichen Diensten beläuft sich derzeit nur auf 40%. Eigentlich sollten sich Flamen und Frankophone die Waage halten.
Koekelbergs Rücktritt nachvollziehbar oder orchestriert?
Fest steht: Große Teile der Polizei stehen nach wie vor hinter Fernand Koekelberg. Gazette von Antwerpen hat dafür kein Verständnis. Dass Koekelberg weiter von den Polizeigewerkschaften verteidigt wird, ist vielleicht rührend. Tatsächlich hat der Mann ohne Zweifel große Verdienste bei der Reform der Polizeidienste. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass er unverzeihliche Fehler gemacht hat. Von den eigenen Leuten verlangt er, den Gürtel enger zu schnallen, selbst gibt er knapp 100.000 Euro für eine Reise aus, auf Kosten des Steuerzahlers. Dazu nur so viel: Beamte sind immer noch Diener, keine Unternehmer.
La Libre Belgique hingegen sieht in dem Ganzen nur eine politische Abrechnung mit gemeinschaftspolitischem Anstrich. Gäbe es auch eine Affäre Koekelberg, wenn die Kandidatur des Belgiers für den Posten des Vizepräsidenten von Interpol erfolgreich gewesen wäre, fragt sich das Blatt. Die N-VA hat Koekelberg zum Verschwender stempeln wollen und es war ja längst nicht das erste Mal, dass der Generalkommissar aus dem Norden des Landes attackiert wurde. Bislang wurde er am Ende immer reingewaschen. Im vorliegenden Fall wurde er auch zum Opfer des Schweigens der Frankophonen.
Beke - Mission impossible
Viele Zeitungen widmen sich heute auch einmal mehr der innenpolitischen Lage. Cd&V-Chef Wouter Beke hat ja gestern mit seiner Arbeit als königlicher Verhandlungsführer offiziell begonnen. Was Bekes Erfolgschancen angeht, so herrscht vielerorts Pessimismus vor.
Het Belang van Limburg etwa spricht von einer "unmöglichen Mission". Begründung: die N-VA glaubt nicht mehr an ein gemeinschaftspolitisches Abkommen. Auf der anderen Seite wollen inzwischen fast alle Parteien eine Regierung ohne die N-VA bilden. Auch für Het Laatste Nieuws steht die Mission von Wouter Beke unter einem schlechten Stern. Der Ärger der N-VA ist aber nachvollziehbar: Es ist falsch, wenn man die Nationalisten nicht an den Verhandlungen über die großen Leitlinien des Haushalts bis 2015 beteiligen will.
Spritpreise weiter auf Rekordkurs
Weiteres Dauerbrennerthema : die hohen Spritpreise. Wie Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite hervorhebt, nähert sich der Dieselpreis seinem Allzeithoch. Diesel kostet ab heute 1 Euro 44 je Liter; das ist nur noch zwei Cent unter dem Rekord von Mitte 2008. In diesem Zusammenhang weiß De Standaard zu berichten, dass die Regierung darüber nachdenkt, die sogenannten Akzisen auf Treibstoff zu senken.
L'Avenir indes stellt auf seiner Titelseite fest, dass der sogenannte Heizölfonds für Bedürftige zu wenig genutzt wird. Viele Menschen, die Anrecht auf eine Ermäßigung gehabt hätten, wussten es schlicht und einfach nicht.
Janssen bald vor Gericht
Het Belang van Limburg und Gazette van Antwerpen schließlich nennen heute den voraussichtlichen Termin für den Beginn des Prozesses gegen den mutmaßlichen Serienmörder Ronald Janssen. Der soll demnach am 23. September vor dem Schwurgericht von Hasselt beginnen. Het Laatste Nieuws notiert dazu: Ronald Janssen wird wohl für den Rest seines Lebens hinter Gittern bleiben.