"Paralympics: Mit 14 Medaillen auf die Heimreise", zieht das GrenzEcho Bilanz nach dem offiziellen Ende der Paralympischen Spiele in Paris. "14 Medaillen für eine inklusivere Gesellschaft", würdigt L'Avenir die Leistung der belgischen Athleten. "Paralympische Spiele in Gold", freut sich Le Soir.
Die Olympische Flamme in Paris ist erloschen, damit sind anderthalb Monate olympischer und paralympischer Sport auf höchstem Niveau zu Ende, fasst La Libre Belgique in ihrem Leitartikel zusammen. Längst nicht alles ist perfekt gelaufen bei den Paralympics – siehe die Probleme, die zum Beispiel ein Journalist mit körperlichen Einschränkungen bei seiner Berichterstattung hatte. Aber man muss auch die große Begeisterung der Zuschauer betonen, die allen Krisen getrotzt hat. Insgesamt haben 168 Delegationen an den Paralympischen Spielen teilgenommen, 2,4 Millionen Tickets sind verkauft und verteilt worden, 165 Fernsehsender haben die Wettbewerbe übertragen. Sportlich muss sich Belgien sicher nicht verstecken mit insgesamt 14 Medaillen, darunter sieben in Gold. Aber wie schon früher gesagt geht es bei den Paralympischen Spielen eigentlich vor allem um etwas anderes: um die Verankerung einer neuen, positiven Sicht auf Behinderungen. Wir werden sehen müssen, wie sich der Elan von Paris langfristig auswirken wird, ob Staat und Gesellschaft wirklich mehr tun werden, um Menschen mit Einschränkungen besser zu unterstützen und zu integrieren, schreibt sinngemäß La Libre Belgique.
Noch viel Luft nach oben bei der Inklusion
Wir werden natürlich die ausgezeichneten Ergebnisse unserer Athleten in Erinnerung behalten, kommentiert L'Avenir. So wie auch die Begeisterung des Publikums: Viele Belgier haben die Chance genutzt, um selbst nach Paris zu reisen, um bei den Wettkämpfen mitzufiebern. Diese Paralympischen Spiele haben dazu beigetragen, den Blick vieler Menschen auf ihre Mitmenschen mit Behinderungen zu verändern. Aber diese Menschen mit Behinderungen werden auch nach den Spielen weiter Unterstützung brauchen. Denn sie sind keine Superhelden, ihr alltägliches Leben ist oft hart und voller Hindernisse. Wohnen, Transportmittel, Bildung, Diskriminierung im Berufsleben: Hier ist überall noch viel Luft nach oben, die Baustelle der Inklusion ist riesig. Unsere Regierungen und Verwaltungen werden beweisen müssen, dass sie es ernst meinen mit der Inklusion und dass Projekte für Menschen mit Einschränkungen für sie nicht nur Stellschrauben sind, appelliert L'Avenir.
Dauer-Wahlkampfmodus
Het Nieuwsblad befasst sich mit den Verhandlungen über eine neue flämische Regionalregierung: N-VA-Regierungsbildner Matthias Diependaele versucht, diese Woche endlich einen Durchbruch zu erzielen. Denn während es die föderalen Verhandlungsführer schon aufgegeben haben, noch vor den Kommunalwahlen zu landen, ist das auf flämischer Ebene einfach keine Option. Die Gründe für die Verzögerungen sind vor allem in der Parteipolitik zu suchen: Die vergangenen 20 Jahre haben die Parteistrategen gelehrt, dass es sich mehr lohnt, sich an das eigene Programm zu klammern als Kompromisse zu schließen. Das gilt umso mehr im Zeitalter der Sozialen Medien und Rund-um-die-Uhr-Berichterstattung. Aber dieser konstante Wahlkampfmodus lässt die politische Schlagkraft ausbluten – besonders, wenn Wahlen vor der Tür stehen. Die eigenen Wähler mögen so ein Vorgehen zwar super finden. Aber allgemein betrachtet untergräbt das das Vertrauen in die Politik immer weiter: Der Durchschnittsbürger sieht vor allem Politiker, die Monate brauchen, um eine Regierung zustande zu bekommen, beklagt Het Nieuwsblad.
Man kann wirklich nur noch lachen über die Maxime der Regierung von Jan Jambon, spottet La Dernière Heure. Von wegen "Wat Vlaanderen zelf doet, doet het beter", "Was Flandern selbst macht, macht es besser". Während die wallonische Regionalregierung seit fast zwei Monaten steht, tritt Flandern auf der Stelle. Und je länger es dauert, desto unwahrscheinlicher wird es, dass sich daran noch etwas ändert bis zur sogenannten "Septembererklärung", diesem schicksalhaften Datum, an dem das flämische Parlament seine Arbeit wieder aufnimmt. Dann mit leeren Händen dazustehen, wäre gerade vor den Kommunalwahlen ein Eingeständnis kolossalen Scheiterns. Und dieses Mal tragen die Frankophonen definitiv keine Schuld, stichelt La Dernière Heure.
König Auto wieder auf dem Vormarsch
Gazet van Antwerpen beschäftigt sich mit der Rolle des Autos im kommunalen Wahlkampf: Ob Brüssel, Gent, Ostende, Antwerpen oder Mechelen: An vielen Orten wird ein erbitterter Kampf geführt um Mobilität und Verkehrsführung. Oft sind die Diskussionen sehr schwierig. Umso wichtiger ist es, dass die Wähler sich hier bald einschalten können, denn je mehr Menschen potenziell unbequeme Entscheidungen stützen, desto besser, findet Gazet van Antwerpen.
Im Kampf um eine nachhaltigere Mobilität und lebenswertere Stadtzentren scheint König Auto wieder an Gelände zu gewinnen, hält Het Belang van Limburg fest. Rechte lokale Parteien setzen sich für Autofahrer ein, sie fordern mehr und günstigere Parkplätze, weniger verkehrsberuhigende Maßnahmen und weniger Geschwindigkeitskontrollen. Linke lokale Parteien halten hingegen eher fest an einer Anti-Auto-Politik. Sind verkehrsfreie Städte eine Utopie? Die slowenische Hauptstadt Ljubljana, die schon mehr als ein Jahrzehnt autofrei ist, beweist das Gegenteil. Die Luftqualität im historischen Zentrum hat sich verbessert, der öffentliche Raum ist grüner und stiller geworden, Handel und Veranstaltungssektor florieren. 97 Prozent der lokalen Bevölkerung sind heutzutage dafür, Ljubljana autofrei zu lassen. Hierzulande ist es für viele Menschen anscheinend noch immer selbstverständlich, überall mit dem Auto hinfahren und dort auch parken zu können, am liebsten kostenlos und direkt vor dem eigenen Heim oder Lieblingsgeschäft. Aber das ist eine Sackgasse. Wie der große Andrang an autofreien Sonntagen zeigt, gibt es selbst in eher ländlichen Gegenden viele Menschen, die sich zumindest zeitweise autofreie Stadtzentren wünschen, unterstreicht Het Belang van Limburg.
Boris Schmidt