"Ein belgisches Märchen: Nafi Thiam setzt sich zum dritten Mal in Folge die Siebenkampf-Krone auf – erstes Podium für Noor Vidts – Sarah Chaâri erkämpft sich Bronze", jubelt das GrenzEcho über die jüngsten belgischen Olympia-Medaillen. "Der verrückte Abend des belgischen Sports", kann es Le Soir kaum fassen. "Starke Damen", titelt Gazet van Antwerpen. "Drei Medaillen: Frauen, wir lieben euch!", erklärt L'Avenir. "Was für ein Tag – Nafi und Noor schreiben Geschichte", feiert Het Nieuwsblad. "Historisch! Nafi Thiam ist dreifache Olympia-Siegerin", unterstreicht La Dernière Heure.
Es ist einfach nicht zu fassen, reibt sich Le Soir in seinem Leitartikel die Augen: Drei aufeinanderfolgende olympische Titel und dann auch noch in einer so schwierigen Sportart wie dem Siebenkampf. Es ist unbestreitbar, dass Nafi Thiams Leistungen episch sind, sie ist wahrlich und endgültig zu einer echten Legende des Sports geworden. Dieser Moment ist umso magischer, weil es nicht nur darum geht, dass Thiam physisch eine Ausnahmeathletin ist. Es geht auch um ihren eisernen Willen, ihre starke Persönlichkeit, ihr Durchhaltevermögen, einfach ihre ganze Lebensphilosophie. Auch dafür verdient sie enormen Respekt. Persönlichkeiten wie Thiam verzaubern die Menschen, sie ermutigen sie, sie erlauben ihnen, an sich zu glauben, trotz aller Probleme. Das macht uns so stolz auf sie, betont Le Soir.
Regierungsverhandlungen – die Fortsetzung
Aber trotz aller Freude über die Olympia-Erfolge melden sich die Regierungsverhandlungen unerbittlich zurück: Der Urlaub ist vorbei, kommentiert Het Nieuwsblad, zumindest für die Unterhändler. Rund zwei Monate nach den Wahlen stehen Regierungsbildner Bart De Wever und die anderen noch immer mit leeren Händen da. Es muss nun endlich vorangehen. Zumindest sollten sich das diejenigen zu Herzen nehmen, die verhindern wollen, dass dem rechtsextremen Vlaams Belang bei den Kommunalwahlen der endgültige Durchbruch gelingt. Denn während die anderen Parteien noch die Sommerruhe zu praktizieren scheinen, setzt der Vlaams Belang alles daran, um im Oktober mit einem kommunalen Tsunami den Cordon Sanitaire wegzuspülen. Die Rechtsextremen wollen an die Macht, sie wollen das, was ihnen im Juni verwehrt worden ist. Das Einzige, was die Chancen des Vlaams Belang schmälern kann, sind schnelle Regierungsbildungen. Also: Schluss mit dem ständigen Nachdenken und Taktieren bezüglich der Gemeinderatswahlen, es muss vorwärts gehen, fordert Het Nieuwsblad.
Der Optimismus über schnelle Regierungsbildungen schmilzt wie Eis in der Sommersonne, stöhnt De Morgen. Vielleicht war es ja einfach zu naiv, an schnelle Fortschritte zu glauben. Bisher haben es die Unterhändler nur geschafft, Slogans und Wahlkampfparolen auszutauschen, weiter sind sie noch nicht gekommen. Das ist der Stand nach zwei Monaten: Es ist eigentlich nichts erreicht worden. Die Frage ist, ob die Parteispitzen erfrischt aus der einwöchigen Pause zurückkehren und mit der Einsicht, dass endlich der nächste Schritt gemacht werden muss. Oder ob sie die Zeit genutzt haben, um die Schützengräben weiter auszubauen, so De Morgen.
Nach diesem Wochenende wird schnell deutlich werden, ob wir bis zum 20. September eine föderale und flämische Regierung haben werden, meint De Standaard. Denn ab Montag kommen die Haushaltszahlen auf den Tisch und dann wird es ernst. Die Spannungen nehmen zu, das zeigen auch Leaks aus den Verhandlungen, die ideologische Profilierungssucht wächst. Vielleicht sollten unsere Politiker sich mal Kamala Harris und Tim Walz als Vorbild nehmen. Sie haben die Freude zurückgebracht in den amerikanischen Wahlkampf. Warum müssen Regierungsverhandlungen denn immer so nervig, unmöglich, dramatisch sein und am Rand des Abgrunds stehen, bevor Kompromisse akzeptabel werden?, fragt De Standaard.
Frischer Wind und destabilisierende Aktivitäten
La Libre Belgique beschäftigt sich ausführlicher mit dem US-Wahlkampf: Seit dem Rückzug von Joe Biden ist die Kampagne kaum noch wiederzuerkennen. Statt Missmut und Verzweiflung herrscht bei den Demokraten jetzt ein phänomenaler Enthusiasmus. Das macht sich in Rekord-Spenden bemerkbar, in großen Menschenmassen bei den Wahlkampfveranstaltungen, mit einer spektakulären Kehrtwende bei den Wahlabsichten. Bei den Republikanern, denen die Umfragen ja schon einen leichten Sieg prophezeit hatten, herrscht hingegen Bestürzung. Der frische Wind, den Harris und Walz gebracht haben, wird alleine natürlich nicht reichen, um die Wahl zu gewinnen – und schon gar nicht, um die Probleme Amerikas zu lösen und die Bevölkerung miteinander zu versöhnen. Aber kurzfristig betrachtet trägt er zumindest dazu bei, die Wahlen zu dem zu machen, was sie eigentlich sein sollten: ein demokratisches Hochamt, in dem man nicht nur gegeneinander antritt, sondern das man auch feiert, schreibt La Libre Belgique.
L'Echo blickt ins Silicon Valley, genauer gesagt auf Elon Musk und Konsorten: Indem Musk einen "Bürgerkrieg" in Großbritannien angekündigt hat, hat er nicht nur kräftig Öl in ein schon loderndes Feuer gegossen. Er hat auch aktiv geholfen, das Feuer zu legen, indem er den rechtsextremen Fanatiker Tommy Robinson wieder über X seine Hassbotschaften und Falschnachrichten verbreiten ließ. Musk ist dabei nur das bekannteste Gesicht einer ganzen Reihe von Big-Tech-Milliardären, die unter anderem Trump unterstützen und ihre extremistische Agenda vorantreiben. Wir dürfen sie und ihre potenziell destabilisierenden Aktionen nicht aus den Augen lassen. Denn außer im Bereich Soziale Netzwerke sind diese Akteure auch in den überlebenswichtigen Bereichen Künstliche Intelligenz, Cybersicherheit und Verteidigung aktiv, warnt sinngemäß L'Echo.
Die Zeiten haben sich geändert
Das GrenzEcho befasst sich mit dem ehemaligen katalanischen Ministerpräsidenten Puigdemont: Sein Kurz-Gastspiel in Barcelona hat unter Beweis gestellt, wie sehr er an Einfluss verloren hat. Die Zeiten haben sich geändert: Die Katalanen interessieren sich nun eher für andere Themen als die Autonomiefrage. Auf freiem Fuß im Ausland kann Selbstdarsteller Puigdemont auch weniger Zwietracht säen. Wäre er dagegen verhaftet worden, hätte er sich endgültig zum Märtyrer machen können.
Ein angepasstes Autonomiestatut, das den Katalanen mehr Selbstbestimmung gibt und mit dem Spaniens Regierungschef Sánchez den Konflikt entschärfen will, ist der richtige Weg. Eine vollständige Unabhängigkeit Kataloniens ist keine Option. Diese darf es nicht geben – genauso wenig wie die von Flandern oder Schottland. Kleinstaaterei und politische Zersplitterung sind die falschen Antworten auf anstehende Herausforderungen, unterstreicht das GrenzEcho.
Boris Schmidt