"Freud und Leid: Die Belgian Cats dürfen anfangen, von der Medaille zu träumen – Bronze im Trostfinale das Beste, was die Red Panthers noch holen können", titelt Gazet van Antwerpen. "Gold-Traum vorbei für die Hockeyfrauen, nur noch einen Sieg vom Finale für die Basketballerinnen", so Het Nieuwsblad "'Belgian Cats' treffen im Halbfinale auf Frankreich", liest man beim GrenzEcho. "Für die Cats führt der Weg ins Finale über Frankreich", unterstreicht auch L'Avenir.
Die letzten vier Tage von Olympia dürften aus belgischer Sicht von "Girl Power" geprägt werden, schreibt L'Avenir in ihrem Leitartikel. Nicht nur dank der Hockey-Frauen und der Basketballerinnen, sondern auch dank Nafissatou Thiam und Lotte Kopecky. Belgien wird mindestens so viele Medaillen holen wie 2021 in Tokio, wahrscheinlich sogar mehr. Und zweifelsohne werden dabei mehr Frauen auf dem Treppchen stehen als Männer. Der Frauensport hat in Belgien in den letzten Jahrzehnten enorme Fortschritte gemacht, sowohl bei den Einzelleistungen als auch im Mannschaftssport und über eine große Bandbreite an Disziplinen. Neben den Leistungen an sich sollte auch hervorgehoben werden, dass er immer professioneller und sichtbarer geworden ist. Man kann sich nur darüber freuen, dass der Frauensport so viel Rückenwind hat, lobt L'Avenir.
Glücksspiel: die dubiose Doppel-Rolle des Staats
De Standaard greift die Meldung auf, dass der belgische Glücksspielsektor letztes Jahr einen Rekordgewinn eingefahren hat – und das trotz einer verschärften Gesetzgebung. Die für die Kontrolle der Regeln zuständige Glücksspielkommission hat sich außerdem als zahnloser Tiger erwiesen. Sie hat zu wenig Mittel und Personal, um die Einhaltung der ohnehin zu begrenzten Einschränkungen auch tatsächlich zu überwachen. In dem Sinne muss man auch fragen, ob die Forderung nach strengeren Gesetzen überhaupt Sinn macht. Hinzu kommt - Stichwort Nationallotterie - die dubiose Doppelrolle des belgischen Staates. Es bleibt unbegreiflich und scheinheilig, dass der Staat Glücksspiele und Wetten organisiert. Dass ein Großteil der Gewinne der Nationallotterie in gute Zwecke fließt, ist ebenfalls kein Argument, denn die könnten genauso gut direkt finanziert werden. Dafür bezahlen wir schließlich Steuern, ärgert sich De Standaard.
Zwischen Meinungsfreiheit und selektiver Empörung
De Morgen kommentiert die Kontroverse um den bekannten flämischen Kolumnisten Herman Brusselmans. Dieser hatte in der Wochenzeitschrift Humo angesichts seiner Ohnmacht über den Gaza-Krieg geschrieben, dass er das Verlangen verspüre, "jedem Juden, der ihm begegne, ein scharfes Messer durch den Hals zu rammen". Damit hat sich Brusselmans unter anderem Klagen vom Gleichstellungszentrum Unia eingehandelt. Der erste Fehler Brusselmans war, vom Staat Israel oder der israelischen Regierung zu "jedem Juden" zu springen in seinem Text. Dass er seine Gewaltfantasien niedergeschrieben hat, war ein weiterer Fehler, gerade in Zeiten, in denen der jüdischen Bevölkerung hier und andernorts so viel Hass entgegenschlägt. In dem Sinne ist die heftige Kritik an Brusselmans also vollkommen normal. Aber eine Verurteilung vor Gericht deswegen würde dennoch viel zu weit gehen, denn damit bewegen wir uns in Richtung einer gefährlichen Einschränkung der Meinungsfreiheit, meint sinngemäß De Morgen.
Das sieht Het Laatste Nieuws ganz anders: Man stelle sich nur mal kurz vor, dass Brusselmans statt "Juden" zum Beispiel "Marokkaner" geschrieben hätte. Dann würden wohl nicht mehr so viele Menschen auf das Recht auf freie Meinungsäußerung pochen und ihn verteidigen. Die Idee hinter dem Recht auf freie Meinungsäußerung ist, dass sie für alles gilt und für jeden. Hier konsequent zu sein, das erfordert natürlich Mut. Wäre Brusselmans auch dann noch ein Künstler und Satiriker, den man verteidigen muss, wenn er über Muslime geschrieben hätte?, fragt empört Het Laatste Nieuws.
Das Ziel: Großbritannien destabilisieren
Gazet van Antwerpen blickt nach Großbritannien: Unmittelbarer Anlass für die weiter wütenden schweren Ausschreitungen waren der Mord an drei Mädchen und die Lügen, die von Extremisten und Rassisten darüber verbreitet werden, mit Unterstützung von X-Chef Elon Musk. Möglicherweise haben auch die Russen ihre Finger im Spiel. Aber wer die Strippenzieher auch sind, sie haben nur ein Ziel: Großbritannien zu destabilisieren. Hoffentlich kann diese Gewalt bald eingedämmt werden. Aber danach wartet noch die echte Arbeit: Die Einwanderung muss begrenzt werden, Bildungs- und Gesundheitssystem müssen wieder auf Vordermann gebracht werden. Vor allem muss dafür gesorgt werden, dass die Briten wieder wissen, wem sie glauben können und auf wen sie rechnen dürfen. Denn die Extremisten nutzen aus, dass die britische Politik in den vergangenen Jahren die Bürger mit falschen Versprechen über den Brexit systematisch in die Irre geführt hat und das Land hat verwahrlosen lassen, wettert Gazet van Antwerpen.
Die britische Regierung hat viel zu langsam reagiert, kritisiert La Dernière Heure. Mittlerweile hat sie zwar Polizei und Justiz mobilisiert. Aber die Aufrufe zur Ruhe, Verhaftungen und erste Schnellurteile scheinen die Krawallmacher vorerst nicht bremsen zu können, die von britischen Extremistenführern angefeuert werden, denen Elon Musk eine Bühne bietet. Die Lage ist so weit eskaliert, dass die Behörden die Bevölkerung aufgerufen haben, zu Hause zu bleiben und wenn möglich aus dem Home Office zu arbeiten. Noch befindet sich Großbritannien nicht im Bürgerkrieg. Aber es bereitet sich dennoch auf einen Belagerungszustand vor, hält La Dernière Heure fest.
Boris Schmidt