"Die Belgier auf der Suche nach neuen Medaillen", titelt La Libre Belgique. "Goldfieber: Acht Chancen auf belgische Olympia-Medaillen dieses Wochenende", so der große Aufmacher von La Dernière Heure. "Alle Träume sind erlaubt", unterstreicht Le Soir. "Jetzt ist es an ihnen", schreibt Het Nieuwsblad zu Fotos verschiedener Athleten. "Remco träumt von einem historischen Doppel und Wout von Gold", liest man bei L'Avenir.
Es hat nur einige Stunden gedauert, einige Stunden sportlicher Wettbewerbe, um all die Monate der Kritik an der französischen Organisation der Olympischen Spiele vergessen zu lassen, jubelt La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Was für einen Enthusiasmus, was für eine Energie und was für ein Fest dürfen wir da seit einer Woche erleben! Diese Olympischen Spiele 2024 sind einfach überwältigend. Frankreich hat alles gehalten, was es vorher versprochen hatte und mehr. Die Pariser, die der Stadt wegen der Spiele den Rücken gekehrt haben, werden es schon bitter bereuen müssen, genauso wie die Touristen, die deswegen einen Bogen um sie gemacht haben. Lasst uns diesen flüchtigen Moment der Magie in vollen Zügen genießen, fordert La Libre Belgique.
La Dernière Heure greift die Polemik um die algerische Boxerin Imane Khelif auf: Was wir hier vielerorts gerade zu sehen, lesen und hören bekommen, ist schlicht widerlich. Der jungen Frau wird vorgeworfen, oft von unterlegenen Gegnern, dass sie in Wirklichkeit ein Mann ist. Viele fordern ihren Ausschluss aus den Wettbewerben, weil die Chancengleichheit nicht gegeben sei. Da wird der Japaner Yuki Togashi aber lachen müssen, der mit seinen 1,67 Meter im Basketball gegen den 2,24 Meter großen Franzosen Victor Wembanyama antreten musste. Solche Anschuldigungen gegen weibliche Athleten, die angeblich zu maskulin sind, sind nicht neu. Es scheint, als ob die Geschlechtsdiskussion zur neuen Waffe schlechter Verlierer geworden ist, giftet La Dernière Heure.
Rutten tut der Politik keinen Gefallen
Het Nieuwsblad befasst sich mit dem Rücktritt der Open-VLD-Politikerin Gwendolyn Rutten: Rutten gibt mit sofortiger Wirkung ihren Posten als flämische Regionalministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin auf. Sie will sich stattdessen wieder voll auf ihr Amt als Bürgermeisterin von Aarschot konzentrieren. Rutten persönlich mag mit dieser Entscheidung ja gut fahren, ätzt die Zeitung. Aber für das ohnehin schon jämmerliche öffentliche Bild der Politik ist das ein weiterer schwerer Schlag. Wer sein Amt ernst nimmt, übt es auch bis zum Ende aus, Punkt. Ganz egal, ob nun nur geschäftsführend oder sonst was. Wie soll man bei solchen Beispielen überhaupt noch anfangen zu argumentieren, dass Politiker nicht vor allem mit sich selbst beschäftigt sind? Dass sie nicht opportunistisch zwischen Jobs hin und her springen? Dass Minister in guten wie in schlechten Zeiten den Bürgern dienen?, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Rutten ist in der implodierten Open VLD nicht die Einzige, die versucht, sich über ihr Bürgermeisteramt zu retten, hebt Gazet van Antwerpen hervor. Jetzt geht sie also zurück nach Aarschot, ohne auch nur ein bisschen rot zu werden. Zumindest bis vielleicht irgendwo anders ein interessanterer Job frei wird. Rutten ist in Aarschot zwar beliebt, sie hat auch gute Aussichten, das Rathaus zu halten. Aber werden die Menschen selbst in Aarschot nicht langsam Zweifel bekommen, wie verlässlich sie eigentlich ist?, stichelt Gazet van Antwerpen.
Die echten Verhandlungen müssen erst noch beginnen
Het Belang van Limburg kommentiert die gerade begonnene einwöchige Ferienpause in den föderalen und flämischen Regierungsverhandlungen: Eine Woche, in der sich die Politiker von all ihren Auftritten und Anstrengungen erholen können. Wohl wissend, dass die echten Verhandlungen erst noch beginnen müssen, denn die wirklich haarigen Dossiers sind bisher ausgeklammert geblieben. Die Frage ist, ob es gelingen wird, die ideologischen Differenzen und budgetären Knoten vor dem 20. September zu lösen, der Frist, die die Unterhändler für beide Ebenen vor Augen haben. Wenn es bis dahin nicht gelingen sollte, werden die Verhandlungen auf jeden Fall bis nach den Kommunalwahlen liegen bleiben, also bis nach dem 13. Oktober. Das hätte zumindest für die Politiker den Vorteil, dass sie in den Kommunalwahlen noch nicht abgestraft werden können für schmerzliche Einsparungen, frotzelt Het Belang van Limburg.
L'Echo hebt ebenfalls hervor, dass die heißen Eisen in den föderalen Regierungsverhandlungen erst noch angepackt werden müssen. Zwischenzeitlich gibt es immer deutlichere Warnsignale, was den Zustand der belgischen Wirtschaft betrifft. Und eine schlecht laufende Wirtschaft ist eine Hiobsbotschaft in puncto Steuereinnahmen. Das kommt gerade besonders ungelegen angesichts der budgetären 180-Grad-Wende, die die neue Regierung wird hinlegen müssen. Hoffen wir also, dass die Verantwortlichen die Pause nutzen werden, um eifrig und gewissenhaft an Lösungen zu arbeiten – auch im Interesse unserer Wirtschaft, unterstreicht L'Echo.
Macht es der Staat den Banken zu leicht?
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit dem Ende der Laufzeit der extrem erfolgreichen einjährigen Staatsbons: 22 Milliarden Euro – so viel Geld wird im September wieder frei werden. Aber ob die ganze Operation wirklich einen nachhaltigen Erfolg haben wird, das wird sich erst noch zeigen müssen: Das Ziel war ja, die Banken unter Druck zu setzen, damit sie Sparern attraktivere Angebote machen. Aber es ist zu befürchten, dass der Staat es den Banken wieder zu leicht machen wird. Denn die automatische Neuanlage in den nächsten Staatsbon kommt doch nicht. Sprich all die Milliarden werden erstmal zu den Banken zurückfließen, ohne dass die auch nur einen Finger krumm machen müssten. Das wird sicher nicht dabei helfen, die Banken zu interessanteren Angeboten zu motivieren. Genauso schade ist, dass es sehr still geworden ist um die Versprechen des Staates, die Banken zu mehr Transparenz zu zwingen über ihre Produkte, um sie einfacher vergleichen zu können, beklagt Het Laatste Nieuws.
Boris Schmidt