"Im Medaillenrausch: Remco Evenepoel holt Gold im Zeitfahren, Wout van Aert Bronze", meldet das GrenzEcho auf Seite eins. "Sofort Bingo – Gold für Remco, Bronze für Wout", jubelt Het Belang van Limburg. "Schon direkt zwei Mal aufs Treppchen", feiert Het Nieuwsblad. "Schon zwei Medaillen! DANKE Evenepoel und Van Aert", freut sich La Dernière Heure. "Was für ein Start!", so voller Bewunderung Gazet van Antwerpen. "Remco Evenepoel und Wout van Aert starten den Zähler der Belgier bei den Olympischen Spielen", hält La Libre Belgique fest. "Der Ton ist gesetzt", unterstreicht Het Laatste Nieuws.
Im August 2021 beendete Belgien die Olympischen Spiele in Tokio wie eine Kanonenkugel, kommentiert L'Avenir. Damals holte Belgien vier Medaillen in nur vier Tagen. So etwas hatte man noch nie gesehen. Diesen Samstag hat Belgien in Paris ein noch wilderes Tempo vorgelegt. Am Ende des Tages stand Belgien sogar auf Platz fünf des Medaillenspiegels. Und auch wenn es seitdem wieder einige Plätze tiefer gerutscht ist, wird es ein erinnerungswürdiger Tag bleiben. Unsere zwei Lokomotiven des Zeitfahrens haben durch ihre Leistungen die restlichen belgischen Athleten noch mehr motiviert, auf diesen Erfolgszug aufzuspringen, meint L'Avenir.
La Libre Belgique greift noch einmal die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele auf: Wirklich niemand wurde ausgeschlossen, es gab selbst eine Abordnung von Flüchtlingen. Auch die inspirierendsten Sportler der vergangenen Jahrzehnte tauchten auf, was bei denen, die ihre Erfolge selbst miterlebt hatten, Erinnerungen und Emotionen weckte. Dann waren da noch die sportlichen Leistungen des Wochenendes an sich, die die olympische Flamme haben auflodern lassen. Und hierbei haben auch unsere Athleten glänzen können, würdigt La Libre Belgique.
Olympische Botschaft nicht angekommen
Eine palästinensische Abordnung, eine Abordnung der Flüchtlinge, afghanische Sprinterinnen, deren Existenz vom eigenen Land geleugnet wird, Juden, die Muslimen höflich die Hand geben vor Wettkämpfen – aber die Welt von Olympia bleibt trotzdem nur schöner Schein, schreibt De Morgen in seinem Leitartikel. Keine 24 Stunden nach der Eröffnungsrede des IOC-Vorsitzenden sind in den Golanhöhen zwölf Kinder von einer Rakete auf einem Fußballplatz getötet worden. Gleichzeitig traf eine ukrainische Drohne einen russischen Bomber 2.000 Kilometer von Kiew entfernt, starb eine syrische Frau beim Versuch, den Ärmelkanal in einem überfüllten Boot zu überqueren, kämpfen Feuerwehrleute in Kalifornien erfolglos gegen einen der größten Waldbrände der Geschichte, ist die Zahl der Erdrutschopfer in Indonesien auf 500 gestiegen. Und auch zum flämischen Ministerpräsidenten Jan Jambon ist die Olympische Botschaft offenbar nicht durchgedrungen. Er jubelte am Samstag auf X, ehemals Twitter, dass die "ersten flämischen Medaillen" errungen worden seien. Statt auf olympische Einigkeit zu setzen, spaltet Jambon lieber. Angesichts von so viel flämischer Beschränktheit kann man nur die Augen verdrehen, stichelt De Morgen.
Wer geglaubt hatte, dass die N-VA mit ihrem Antreten in der Wallonie und ihrem Parteivorsitzenden, der sich anschickt, belgischer Premierminister zu werden, bei ihrem Nationalismus zurückgesteckt hätte, den hat der Tweet von Jan Jambon eines Besseren belehrt, hält La Dernière Heure fest. Dass Jambon darauf bestanden hat, ein flämisches Etikett auf Medaillen zu kleben, die von Sportlern unter der Flagge Belgiens gewonnen worden sind, ist nicht unbemerkt geblieben und hat bei vielen zu Entrüstung geführt. Und es ist ja auch nicht das erste Mal, dass Jambon im internationalen Kontext nur über Flandern spricht, so als ob die Wallonen unbedeutend wären. Das vermittelt einen Eindruck von der Logik hinter den Verhandlungen über eine neue Regierung, giftet La Dernière Heure.
Die Verhandlungsstrategie von De Wever
Het Laatste Nieuws befasst sich mit der Verhandlungsstrategie von Regierungsbildner und N-VA-Chef Bart De Wever: De Wever hat nun die Verhandlungen über Arbeitsmarkt, Besteuerung und Renten aneinandergekoppelt. Das hat er auf Wunsch der ehemaligen Vivaldi-Parteien am Tisch gemacht, die immer noch Albträume haben von der Methode De Croo und der Reformunfähigkeit, die deren Ergebnis war. Denn so etwas kann sich De Wever nicht erlauben: Europa fordert von Belgien Einsparungen in Höhe von 28 Milliarden Euro. Wenn Belgien dafür sieben statt vier Jahre Zeit bekommen will, muss es bis zum 20. September einen soliden Reformplan vorlegen. Das kann nur klappen, wenn die wichtigsten Dossiers zusammen angegangen werden. Und das hat De Wever glücklicherweise begriffen, lobt Het Laatste Nieuws.
Stimmungswandel bei den wallonischen Landwirten
Le Soir beschäftigt sich mit den wallonischen Landwirten: Letzten Winter ist den Bauern der Kragen geplatzt. Sie waren verzweifelt, fühlten sich erdrückt von Schulden und Papierkrieg. Und sie haben ihrer Wut und ihrem Überdruss lautstark Luft gemacht. Wie man auch auf der Landwirtschaftsmesse von Libramont spüren konnte, haben viele von ihnen mittlerweile das Gefühl, zumindest teilweise gehört worden zu sein. Sie glauben, in der neuen wallonischen Regionalregierung zumindest zarte Keime für eine Aussöhnung zu sehen. Auch dank der frischgebackenen Landwirtschaftsministerin Anne-Cathérine Dalcq, die ja selbst Landwirtin ist. Aber es wird von der Regierung Dolimont keinen Blankoscheck geben, die wallonischen Landwirte werden auch ihren Beitrag leisten müssen, um die öffentlichen Finanzen wieder ins Gleichgewicht zu bringen und um die Umwelt besser zu schützen, betont Le Soir.
Boris Schmidt