"Strahlend mit einem Diplom", titelt Het Laatste Nieuws. "Diplomiert mit Stil", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Auf vielen Titelseiten sieht man heute Prinzessin Elisabeth. Seit gestern hält die Thronfolgerin nämlich offiziell ein Diplom der renommierten Universität von Oxford in Händen. Gekleidet ist Elisabeth denn auch in der traditionellen Toga. Sie trägt allerdings dazu elegante Schuhe mit hohen Absätzen und wirkt insgesamt sehr stilvoll, sind sich die Zeitungen einig.
Die 22-Jährige ist jetzt jedenfalls "Bachelor of Arts", und das in Geschichte und Politik. Bei der Abschlusszeremonie waren auch ihre Eltern, König Philippe und Königin Mathilde, anwesend. Die Thronfolgerin hat ihre Studien aber noch nicht abgeschlossen: "Von Oxford geht es jetzt für Elisabeth nach Harvard", schreibt L’Avenir auf Seite eins. "Und dann folgt die Krone", fügt das Blatt hinzu.
Eine Prinzessin geht ihren Weg
Prinzessin Elisabeth legt einen vorbildlichen Parcours ab, lobt L'Avenir sinngemäß in seinem Leitartikel. Erst Oxford, jetzt die nicht weniger renommierte Harvard-Universität in den USA; nicht zu vergessen ihr Gastspiel an der Königlichen Militärakademie in Brüssel. Darüber hinaus ist die Thronfolgerin mindestens drei- wenn nicht viersprachig; es gilt schließlich, die deutschsprachige Minderheit nicht zu brüskieren. Und zu guter Letzt ist Elisabeth auch noch eine perfekte Vertreterin ihrer Generation: eine lockere, lächelnde junge Frau, die nicht zwingend das Rampenlicht sucht.
Die Frage aller Fragen lautet jetzt: Wann wird sie den Thron besteigen? 2030, wenn das Land seinen 200. Geburtstag feiert, wäre vielleicht schon ein gebührender Anlass. Vielleicht ist das aber noch zu früh. In der Zwischenzeit hat Elisabeth das Land aber schon von ihrem Engagement überzeugen können.
"De Wever geht heute mit einem positiven Bericht zum König", so derweil die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Der Regierungsbildner muss das Staatsoberhaupt heute über den Stand der Koalitionsverhandlungen informieren. Anscheinend machen die fünf Parteien aber Fortschritte. Es wird denn auch erwartet, dass der König die Mission von Bart De Wever ein weiteres Mal verlängern wird.
Liberale Zwistigkeiten in Flandern
Vor allem in Flandern sorgt aber auch die Open VLD wieder für Schlagzeilen. Die flämischen Liberalen haben Goedele Liekens zu ihrer kooptierten Senatorin gemacht. Dabei hatte die gelernte Sexualtherapeutin ihre politische Karriere eigentlich schon beendet. Die Personalentscheidung sorgt parteiintern für lautstarke Proteste.
Die Open VLD hat offensichtlich nichts gelernt, kann Het Nieuwsblad nur feststellen. Inzwischen sorgt schon die kleinste Entscheidung für parteiinternen Knatsch. Und, wie man es von den flämischen Liberalen gewohnt ist, wird der Streit natürlich auf dem Marktplatz ausgetragen. Offensichtlich haben die Blauen schon wieder vergessen, dass sie die letzte Wahl krachend verloren haben und inzwischen ernsthaft um ihre Zukunft bangen müssen. Die Diagnose ist ernüchternd: Die Partei steht am Abgrund, und sie merkt es nicht einmal. Auf den oder die neue Parteivorsitzende wartet wirklich ein hartes Stück Arbeit.
Die Open VLD schafft es inzwischen, sich sogar im Sommerloch in den eigenen Fuß zu schießen, frotzelt auch Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Die parteiinternen Zwistigkeiten bei den flämischen Liberalen sind längst legendär. Und offensichtlich ändert selbst die Tatsache, dass die Open VLD jetzt am Abgrund steht, nichts daran. So ganz unlogisch ist die Entscheidung auch nicht. Der Senat ist längst ein politisches Abstellgleis; neue Gesichter haben hier eigentlich nichts verloren.
Rendezvous mit der Geschichte
Einige Zeitungen beschäftigen sich heute weiter mit dem Präsidentschaftswahlkampf in den USA. Die Demokraten haben ein Husarenstück hinbekommen, meint etwa sinngemäß La Libre Belgique. Innerhalb kürzester Zeit hat sich Kamala Harris die Unterstützung ihrer Partei gesichert und gleich auch einen Rekordbetrag an Spenden reingeholt: über 100 Millionen Dollar innerhalb von nicht mal zwei Tagen. Das Ganze ist jedenfalls ebenso spektakulär wie unerwartet.
Hinzu kommt das Profil der Kandidatin: eine Frau, noch dazu schwarz - was hält das Schicksal für diese Tochter indischer Einwanderer doch bereit! Kamala Harris darf jetzt keine Fehler machen, denn sie hat ein Rendezvous mit der Geschichte.
In der amerikanischen Politik kann's schon mal schnell gehen, konstatiert auch Het Belang van Limburg. Nach einem bislang eher blassen Parcours an der Seite von Joe Biden wurde Harris in kürzester Zeit zu "Queen Kamala" gekrönt. Allerdings weiß die Welt gar nichts über diese Frau. Wie steht sie zum Gaza-Krieg? Oder zu den Waffenlieferungen an die Ukraine? Auch ihr Profil ist wohl nicht ganz unproblematisch: Sie legt Wert auf ihre Hautfarbe und ihr Geschlecht; in konservativen Staaten sind das nicht unbedingt Pluspunkte. Die neue Kandidatin wird sich in den nächsten Tagen noch klar positionieren müssen.
De Morgen schließlich beschäftigt sich mit dem menschengemachten Klimawandel. Die Lage ist düsterer denn je, meint das Blatt in einem besorgten Kommentar. Nach neuesten Erkenntnissen hat sich das Tempo der Erderwärmung noch beschleunigt. In der Zeitung The Guardian beklagen dem gegenüber aber fast 400 Klimaforscher, dass man ihre Warnungen zunehmend in den Wind schlägt. Tatsächlich drücken immer mehr politisch Verantwortliche auf den Pausenknopf. Dies mit dem Argument, dass mehr Klimaschutz nicht realistisch, weil nicht bezahlbar sei. Dabei ist längst bekannt, dass die Folgen des Klimawandels deutlich teurer sein werden als die Maßnahmen zur Verhinderung der Erderwärmung. Insbesondere wir im Westen vergessen offensichtlich, dass es auch unsere Kinder und Enkel sind, denen wir ein aus den Fugen geratenes Klima hinterlassen werden.
Roger Pint