"Schon nach 15 Minuten erschallte 'Fight, Fight, Fight'", vermeldet Het Nieuwsblad zum gerade stattfindenden Parteitag der Republikaner in den Vereinigten Staaten. "'Fight! Fight! Fight!' Trump-Anhang wähnt sich siegessicher", titelt Gazet van Antwerpen. "Trump entscheidet sich nicht für Mäßigung, sondern für J. D. Vance", schreibt De Standaard zur Bekanntgabe des Namens von Trumps Kandidaten für die Vizepräsidentschaft. "Trump wählt mit J. D. Vance die harte Option als Running Mate", hält Het Belang van Limburg fest. "Belohnung für Senator, der missglückten Anschlag sofort den Demokraten in die Schuhe schob", ergänzt De Tijd.
Donald Trump ist weit entfernt von einem traditionellen republikanischen Politiker à la Ronald Reagan, schreibt Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Trump lebt in einem Universum, in dem demokratische Grundsätze nicht mehr gelten, in seinem Universum gibt es so etwas wie politische Gegner nicht. Wer gegen ihn ist, ist ein Feind, der vernichtet werden muss. Das gilt nicht nur auch für Kritiker innerhalb seiner eigenen Partei, sondern vielleicht sogar besonders für sie. Die republikanische Partei ist Trumps persönliche Truppe geworden. Seine Söhne, die nie in irgendein Amt gewählt worden sind, mischen sich in die öffentliche Debatte ein, als ob das das Normalste der Welt wäre. Sehr viele seiner Anhänger halten Trump für eine Art Heiligen oder Erlöser.
Der Aufstieg von Trump spiegelt auch einen wichtigen Trend wider in den USA – wenn es ihn nicht sogar mitverursacht hat: Dass das Wählen einer anderen Partei als immer negativer bewertet wird. Und Trump wird in den nächsten Tagen und Wochen seinen Konfrontationskurs noch weiter verschärfen. Zum Beispiel, indem er der angeblichen "linken Rhetorik" gegen ihn die Schuld am Attentat gibt, hält Gazet van Antwerpen fest.
Das Attentat macht den Demokraten das Leben schwerer
Jede Demokratie braucht Räume, in denen man sich begegnen und miteinander sprechen kann, kommentiert Het Laatste Nieuws. Auch, wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Aber die Algorithmen der Sozialen Medien zerstören diese Räume. Auch die traditionellen Medien in den Vereinigten Staaten sind eindeutig positioniert: entweder pro-Trump oder pro-Biden. Alle halten sich nur noch in ihren Echokammern auf, mit den auf ihre Vorstellungen abgestimmten Realitäten. Dagegen müsste in den Vereinigten Staaten gekämpft werden. Fight, Fight, Fight!, fordert Het Laatste Nieuws.
Während Joe Biden den Eindruck eines alten, verwirrten und schwachen Mannes vermittelt, hat Trump nach dem Anschlag ein ikonisches Bild eines unverwüstlichen Kämpfers geliefert, kommentiert De Tijd. Was Biden sicher auch nicht hilft, das ist das Versagen des Secret Service, denn der Staat ist für den Schutz der Kandidaten zuständig. Außerdem muss Bidens Wahlkampfkampagne aus Rücksicht auf das Attentat einen Gang runter schalten: Es ist deutlich schwieriger geworden, Trump jetzt noch offen als Faschisten zu bezeichnen, der die Demokratie zerstören will. Damit muss sich Biden von einer seiner zentralen Wahlkampfbotschaften verabschieden.
Außerdem lenkt das Attentat die Aufmerksamkeit von der Frage eines Rückzugs Bidens ab. Dadurch verliert diese Debatte bei den Demokraten an Momentum. Dabei ist die Notwendigkeit eines Wechsels nicht kleiner geworden, sondern größer. Die altersbedingten Probleme von Joe Biden werden mit jedem Tag schlimmer werden, unterstreicht De Tijd.
Frischer Wind in der Wallonie
De Morgen beschäftigt sich mit den neuen Regierungen in der Wallonie und in der Französischen Gemeinschaft: Georges-Louis Bouchez und Maxime Prévot wollten mit der überraschenden Vorstellung der neuen Teams vor allem zeigen, dass sie aufs Tempo drücken wollen. Denn die Wahrnehmung ist den Chefs von MR und Les Engagés mindestens so wichtig wie die Inhalte. Auch deswegen sind die neuen Regierungen vor allem gekennzeichnet durch frische, kühne Personalentscheidungen.
Die Zusammenstellung macht Hoffnung, dass die so notwendigen Reformen in der Wallonie wirklich endlich kommen könnten. Dennoch muss man skeptisch bleiben: Das große Sorgenkind ist und bleibt der Haushalt. Die Wallonie steht am Abgrund – trotz wiederholter Erneuerungs-Versprechen in der Vergangenheit. Da wird es viel mehr als nur eine positive Wahrnehmung brauchen. Und MR und Les Engagés sind bisher sehr vage geblieben, wie eine Sanierung der Finanzen aussehen soll, gibt De Morgen zu bedenken.
Der 15. Juli 2024 wird als historisches Datum in die Geschichte eingehen, ist L'Avenir überzeugt. Der Sozialist Elio Di Rupo, der drei Jahrzehnte für die Erneuerung in der PS stand und sämtliche hohe Ämter des Landes bekleidet hat, hat den Stab übergeben an den jungen Liberalen Adrien Dolimont. Am gleichen Tag ist Georges-Louis Bouchez wiedergewählt worden als Vorsitzender der MR – mit 95,76 Prozent der Stimmen. Ein stalinistisches Ergebnis ohne Gegenkandidaten, wie manche Kritiker sagen. Wie wird es weitergehen mit Bouchez, dem Experten schon öfter das Ende vorhergesagt hatten und der sich doch wieder und wieder durchgesetzt hat? Wo will er noch hin? Das kann nur die Zukunft zeigen. Aber wie die Vergangenheit bewiesen hat, sollte man vorsichtig sein mit allen Arten von Vorhersagen, oft genug lagen die nämlich ziemlich daneben, erinnert L'Avenir.
"La Roja" als Vorbild
Dass Georges-Louis Bouchez nicht wallonischer Ministerpräsident wird, ist keine gute Nachricht für einige seiner potenziellen Partner, meint Het Belang van Limburg. Regierungsbildner Bart De Wever hätte es einfacher, wenn er Bouchez weniger Aufmerksamkeit widmen müsste. Bouchez hat auch bereits erklärt, nicht Föderalminister werden zu wollen. Letztes Mal saß er auch nicht mit in der Regierung, sorgte aber dennoch regelmäßig für Unruhe in der Vivaldi-Koalition. Für viele ist er einfach ein Vollblut-Unruhestifter. Andererseits hat Bouchez bei den frankophonen Regierungsverhandlungen dieses Klischee Lügen gestraft. Okay, zugegeben, es war auch nicht nötig mit Les Engagés. Denn die sind ja keine linke Partei, hebt Het Belang van Limburg hervor.
La Dernière Heure sucht Gemeinsamkeiten zwischen den neuen Regierungen der Wallonie und der Französischen Gemeinschaft und der spanischen Fußball-Nationalmannschaft: So wie "La Roja" mit Carvajal, Rodri und Morata einige Chefs hat, haben die auch die frankophonen Regierungen mit Jeholet, Galant und Borsus. Beide haben auch auf Überraschungen gesetzt bei ihrem Spiel. Neven und Lescrenier sind also ein bisschen wie Olmo und Ruiz. Dann sind da jeweils noch die jungen Talente. Während die Spanier Yamal und Williams haben, haben die Frankophonen Dolimont und Dalcq. Weitere Gemeinsamkeit: die Abwesenheit von Superstars, stattdessen sind es echte Teams mit einem gemeinsamen Projekt. Spanien hat es so an die Spitze Europas geschafft. Vielleicht kann das der Wallonie ja auch gelingen? Man wird ja träumen dürfen, so La Dernière Heure.
Boris Schmidt