"Fußballbund will schnelle und strenge Bewertung Tedescos", meldet Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Warum die Zukunft von Domenico Tedesco nicht bedroht ist", schreibt Le Soir. "Tedesco oder finanzielles Fiasko? Nationaltrainer raus bedeutet viel bezahlen müssen", unterstreicht Gazet van Antwerpen. "Mit Tedesco, ohne Vercauteren – welche Zukunft für die Roten Teufel?, fragt La Dernière Heure. "Tedesco darf vermutlich bleiben, für Vercauteren droht der Exit", greift das auch Het Nieuwsblad auf.
Die Roten Teufel werden also keine Geschichte schreiben, beklagt La Dernière Heure in ihrem Leitartikel das EM-Aus der belgischen Fußballnationalmannschaft. Was am meisten wehtut ist, dass Belgien 2018 den Großen des Sports aufrecht in die Augen blicken und beeindrucken konnte. Diese Zeit ist vorbei: Das haben wir 2022 in Katar gesehen, Deutschland hat das nun bestätigt. Es ist die Zerstörung dieses vergänglichen Status, die wirklich schmerzt – mehr als das konservative Coaching von Tedesco oder die Schwäche bestimmter Spieler. Die magische Tür hat sich wieder geschlossen, Belgien hat wieder seinen üblichen Platz eingenommen, trauert La Dernière Heure.
Politischer Hickhack
Gazet van Antwerpen befasst sich mit der ersten Sitzung des flämischen Regionalparlaments: Eine der ersten Amtshandlungen des Parlaments war, eine Neuauszählung der Stimmen im Wahlbezirk Brüssel abzulehnen. Eine solche Neuauszählung hatte die Open VLD gefordert, wegen Problemen bei der elektronischen Stimmabgabe. Diese Forderung abzuschmettern, ist leichtsinnig, findet die Zeitung. Erstens ist es komplett unlogisch, dass Abgeordnete über die Gültigkeit ihrer eigenen Wahl entscheiden sollen. Zweitens ist der zuständige Ausschuss nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt worden und hat sich nicht ausführlich mit der Angelegenheit befasst. Natürlich wäre es ein Riesenaufwand, in Brüssel Neuwahlen abzuhalten. Aber ist das eine Rechtfertigung, um so leichtsinnig mit gemachten Fehlern umzugehen? Viele Menschen haben unberechtigterweise für Kammer und Regionalparlamente gestimmt. Ist das also wirklich die Art und Weise, wie in unserem Land mit dem Fundament der Demokratie umgegangen werden soll?, ärgert sich Gazet van Antwerpen.
Het Belang van Limburg greift einen anderen Aspekt der Parlamentssitzung auf: Filip Dewinter vom Vlaams Belang durfte als dienstältester Abgeordneter die erste Sitzung der Legislatur eröffnen. Damit haben die Rechtsextremen ein Megafon in die Hand bekommen, Dewinter hatte freie Bühne, um nach Lust und Laune zu wettern und zu agitieren. Und zwar ohne die Möglichkeit auf Widerspruch, so wie es die Rechtsextremen am liebsten haben. Nun mag man einwenden, dass das einfach Teil der festgelegten Zeremonie war. Aber es war dennoch höchst symbolisch. Denn es war der x-te Schritt der Normalisierung der Rechtsextremen, kritisiert Het Belang van Limburg.
Het Laatste Nieuws kommt auf die Verhandlungen über die Bildung einer föderalen Regierungskoalition zurück: Vor-Regierungsbildner Bart De Wever hatte für die Koalitionspartner in spe einen Vortrag der Nationalbank organisiert. Darüber hatten verschiedene Teilnehmer geklagt: Das sei doch unnötig, weil der Zustand der Finanzen doch hinlänglich bekannt sei. Aber ist er das wirklich? Und ist diese Botschaft auch wirklich angekommen bei den politisch Verantwortlichen? Nachdem die erste Wahleuphorie vorbei ist, ist es nun Zeit für bittere Wahrheiten. Damit endlich der Mut gefunden wird, um die notwendige Arbeit anzugehen, fordert Het Laatste Nieuws.
Feindbild Zuwanderer
De Morgen beschäftigt sich mit heftigen Protesten gegen eine geplante Unterkunft für Asylbewerber in Zutendaal in Flandern: Kaum wurde angekündigt, dass ein leerstehendes Hotel renoviert werden sollte, um übergangsweise einige Familien unterzubringen, echauffierte sich der Bürgermeister schon, nicht gehört worden zu sein. Ruckzuck folgte auch ein Nachbarschaftskomitee erboster Bürger. Und dann überfiel der rechtsextreme Voorpost das Hotel mit Rauchbomben, Feuerwerk und flämischen Fahnen. Können alle bitte einfach mal durchatmen? Es geht um die temporäre Unterbringung junger Familien mit Kindern in einem leerstehenden Gebäude. Welche Probleme werden hier denn konkret befürchtet? Dass mal ein Fußball über den Zaun fliegt? Oder mal ein Fernseher ein bisschen zu laut läuft?, fragt sarkastisch De Morgen.
De Standaard kommentiert die Veröffentlichung des ersten sogenannten "Plattelandsrapports" in Flandern, also eines Berichts über die Entwicklung ländlicher Gegenden. Mit Fakten und Zahlen wird das oft vorherrschende Bild gründlich korrigiert: Weder sind die ländlichen Gegenden arm noch leeren sie sich. Eine weitere Feststellung: Der Zustrom aus den Städten nimmt stetig zu. Das kann auch den Durchbruch des rechtsextremen Vlaams Belang auf dem Land in den letzten Jahren miterklären: Die dortigen Menschen äußern ihre Furcht vor Veränderung an den Urnen. Sie wollen nicht, dass der spezifische Charakter ihrer Gegend durch eine diverser werdende Bevölkerung beeinflusst wird. Aus dem Bericht geht aber auch hervor, dass es Dörfern ohne Zuzug von außen schlechter geht als Dörfern mit. Zuwanderer stabilisieren die Bevölkerungszahlen. Und sie bewahren damit Geschäfte, Schulen und Vereine vor der Schließung. So betrachtet sind die Neuankömmlinge Verbündete der traditionellen Landbewohner, hält De Standaard fest.
Ist bei Bpost wirklich aufgeräumt worden?
Le Soir blickt auf eine neue Kontroverse bei Bpost: Die Post steht dieses Mal in der Kritik wegen einer Reihe von Informatik-Tools, die sie für das Justizministerium entwickelt hat. Diese Tools sind nun selbst Gegenstand von Ermittlungen. Unter anderem ist die Rede von fehlenden öffentlichen Ausschreibungen, künstlich aufgeblasenen Gewinnmargen, Missachtung oder Nicht-Vorhandensein eines gesetzlichen Rahmens oder von Verträgen, Ignorieren wiederholter Warnungen und Unfähigkeit beziehungsweise möglicherweise sogar von Betrug. Diese Probleme rücken erneut die ungesunde, um nicht zu sagen "inzestuöse" Beziehung zwischen Staat und einem staatlichen börsennotierten Unternehmen ins Rampenlicht. Nach den letzten Skandalen hatte die zuständige Ministerin versichert, dass neue Mechanismen Probleme in dieser Hinsicht unterbinden sollten. Aber der aktuelle Fall zeigt, dass das dringend überprüft werden muss. Im Interesse des Staates, von Bpost und der Bürger, unterstreicht Le Soir.
Boris Schmidt