"Aus für die Teufel nach spätem Eigentor", titelt De Morgen. "Traum der Teufel platzt", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Der französische Fluch", ärgert sich L'Avenir auf seiner Titelseite.
Die belgische Fußballnationalmannschaft, die Roten Teufel, hat gestern im Achtelfinale der Europameisterschaft mit 0:1 gegen Frankreich verloren.
Dazu kommentiert das GrenzEcho: Die Franzosen waren nicht zwingend eine Nummer zu groß für Belgien. Und trotzdem zogen sie wieder mit einem 1:0 in die nächste Runde ein. Nach dem Halbfinale der WM 2018 und der Nations League 2021 war der Nachbar nun im EM-Achtelfinale erneut zu stark für die Roten Teufel. Ein Tor reicht großen Mannschaften. Ein echter Albtraum, stöhnt das GrenzEcho.
Auch L'Avenir analysiert: Als Erinnerung von dieser EM wird bleiben, dass es wieder mal Frankreich war, an dem Belgien gescheitert ist. Unser Nachbar wird langsam zum roten Tuch für unsere Teufel. Wieder einmal war es nur ein einziges Tor, das nach 2018 und 2021 jetzt auch das Spiel gestern entschied. Und diesmal war es sogar noch ein Eigentor. Damit ziehen Les Bleus ins Viertelfinale ein, ohne selbst ein einziges Tor aus dem Spiel heraus geschossen zu haben. Aus Sicht der Teufel ist das eine EM zum Vergessen, resümiert L'Avenir.
Tedesco hat es nicht geschafft
Het Belang van Limburg stellt nach dem Ausscheiden die Trainerfrage und erinnert: Domenico Tedesco war nach der Weltmeisterschaft in Katar als Trainer angestellt worden wegen seines modernen Profils. Vor der EM lief auch alles gut. Das Spiel der Mannschaft funktionierte. Doch bei der EM coachte Tedesco mit zitternden Knien. Ein Trainer muss aber dafür sorgen, dass eine Mannschaft gerade bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft in Bestform spielt. Das darf man von jemandem erwarten, der Nationaltrainer ist und damit auch gut verdient. Tedesco hat das nicht geschafft in Deutschland. Soll er trotzdem bleiben, weil sein Vertrag ja schon bis 2026 verlängert wurde? Wir finden: Nein!, urteilt Het Belang van Limburg.
Die Wirtschaftszeitung De Tijd beschäftigt sich in ihrem Leitartikel mit der Föderalpolitik und beobachtet: Vorregierungsbildner Bart De Wever hat die Parteien, mit denen er eine Regierung bilden möchte, gestern auf den Stand der Dinge in Sachen Staatsfinanzen gebracht. Alle zusammen, also Vertreter von De Wevers N-VA, CD&V, Vooruit, MR und Les Engagés haben gestern ein Briefing von der Nationalbank erhalten. Jetzt ist allen klar: 27 Milliarden Euro müssen gespart werden. Die Frage ist nur: Wo soll gespart werden? Das Justizministerium hat direkt schon mal klargestellt: Bei uns geht's nicht. Das ist verständlich. Aber weist auch auf ein Versäumnis des Wahlkampfs hin. Denn im Wahlkampf wurde das Thema Sparen nicht thematisiert. Jetzt muss es zwangsweise thematisiert werden. Jetzt werden also die Diskussionen losgehen. Eigentlich zu spät, denn das macht jetzt alles noch viel schwieriger als es sowieso schon wird, weiß De Tijd.
Polarisierung gut für die Demokratie
La Dernière Heure blickt auf die Wahlen in Frankreich zurück und hält fest: Noch ist nicht klar, dass die Nationalisten des Rassemblement National den Premierminister stellen werden. Dank der Absprachen, die es jetzt zwischen dem linken Block und den Anhängern von Macron gibt, könnte das durch die Stichwahlen am Sonntag vermieden werden. Dann würde sich allerdings die Frage stellen, wer aus dem linken Lager Premierminister sein könnte. Der extremrechte Bardella ist für viele die Pest, der extremlinke Mélenchon für viele die Cholera. Der linke Block täte gut daran, Klarheit zu schaffen vor dem zweiten Wahlgang. Denn der Name eines möglichen linken Premierministers könnte Stimmen bringen oder auch kosten, glaubt La Dernière Heure.
De Morgen analysiert: Man kann von dem Ergebnis in Frankreich halten, was man will – aus Sicht der Demokratie war die Wahl ein Erfolg. Denn die Wahlbeteiligung war hoch. Und das lag daran, dass es um etwas ging. Die Wähler hatten das Gefühl, dass es wirklich auf ihre Stimme ankommt. Und so muss es ja sein in einer Demokratie. Zu bedauern ist nur, dass erst extreme Parteien zu dieser Polarisierung und damit Mobilisierung der Wähler fähig sind. Diese Erfahrung sollte ein Weckruf an die gemäßigten Parteien sein, wieder mehr Profil zu zeigen, sich mehr voneinander zu unterscheiden. Gerne auch Ideologien zu vertreten. Wähler brauchen Alternativen zum Einheitsbrei der Zentrumspolitik à la Macron, behauptet De Morgen.
Keine Angst vor Orban
Gazet van Antwerpen schaut nach Europa und hält fest: Gestern hat Ungarn die EU-Ratspräsidentschaft von Belgien übernommen. Der euroskeptische Viktor Orban steht damit im Scheinwerferlicht der EU. Viele in der Union sind darüber nicht glücklich. Aber große Furcht herrscht auch nicht. Das liegt daran, dass in der EU zurzeit nicht viel los ist. Die EU-Kommission wird gerade neugestaltet, neue Gesetze werden nicht vorgestellt und müssen auch nicht verabschiedet werden. Viele Möglichkeiten, die EU-Politik zu beeinflussen, hat Orban deshalb nicht. Die EU wird Orban sicher gut überleben, ist Gazet van Antwerpen überzeugt.
Kay Wagner