"Fehlstart", titeln sowohl Gazet van Antwerpen als auch Het Belang van Limburg. "Die Watsche der Slowaken", heißt es in der Schlagzeile von L’Avenir. "Nach zwei aberkannten Toren stehen Lukaku und Co. jetzt unter Druck", schreibt De Morgen auf Seite eins.
Die belgische Fußballnationalmannschaft hat ihr Auftaktspiel bei der Europameisterschaft in Deutschland gestern Abend mit 0:1 gegen die Slowakei verloren. Dazu kommentiert das GrenzEcho: Es gibt viele Adjektive, die die ersten 90 Minuten der Roten Teufel bei dieser EM passend beschreiben. Enttäuschend, schwach, gerade in der ersten Halbzeit auch desolat und peinlich. Welch vertane Chance, sich selbst nach der Blamage von Katar wieder ins rechte Licht zu rücken. Ein Stimmungskiller, wie er im Buche steht, ärgert sich das GrenzEcho.
Het Laatste Nieuws hält fest: Dieser Start in das Turnier ist eine herbe Enttäuschung für Trainer Tedesco und die Seinen. Vom Optimismus ist nicht mehr viel übrig. Die Realität hat zugeschlagen und damit die Erkenntnis, dass die Gruppenphase kein Selbstläufer wird. Eine Niederlage gegen die Slowakei war nicht eingeplant. De Bruyne und Co. haben vier Tage Zeit, um den Akku wieder aufzuladen. Am Samstag warten die Rumänen. Alles muss dann ein bisschen besser laufen als gestern Abend, seufzt Het Laatste Nieuws.
Paradox und Hoffnung
La Libre Belgique blickt bei ihrer Analyse auf Jérémy Doku, der den entscheidenden Fehlpass vor dem Tor der Slowaken gespielt hatte. Doku hat die Roten Teufel um den Sieg gebracht, aber Doku war auch das gefährlichste Element im belgischen Spiel. Dieses Paradox ist ziemlich bezeichnend für die größte Hoffnung des belgischen Fußballs. Doku ist noch in der Lernphase. Bemerkenswerterweise hat Doku sich trotz seiner gerade mal 22 Jahre nicht lange an seinem Fehler aufgehalten. Er hat weitergespielt. Er wusste, welche Qualitäten er hat. Das sollte richtungsweisend für die Mannschaft sein. Mit einer derartigen Einstellung kann es gegen die Rumänen klappen, hofft La Libre Belgique.
Auch mit Fußball, aber unter einem anderen Aspekt, beschäftigt sich La Dernière Heure: In Frankreich werden bei den vorgezogenen Neuwahlen drei Blöcke antreten: ein rechts-nationaler, ein linker Block und ein Block der politischen Mitte. Wem Frankreichs Fußballstar Kylian Mbappé seine Stimme geben wird, wissen wir. Er hat dazu aufgerufen, den Extremen einen Riegel vorzuschieben. Dieser Mut des Fußballspielers ist durchaus zu begrüßen. Aber es wäre verwegen zu glauben, dass diese Stellungnahme die Wahlen beeinflussen wird. Denn das Volk hat die Ratschläge von Fußballspielern, die hoch bezahlt sind und im Ausland spielen, nicht nötig, um über sein Schicksal zu entscheiden, meint La Dernière Heure.
Diener seines Volkes
Der EU-Agrarministerrat hat gestern das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur angenommen. Die Wirtschaftszeitung De Tijd erinnert: Das Gesetz ist sehr umstritten. Denn natürlich ist niemand dagegen, die Natur zu schützen. Allerdings gilt es auch, die Belange der Landwirte zu berücksichtigen. Sie dürfen von einem Gesetz, das der Natur wieder mehr Rechte einräumt, nicht in ihrer Existenz bedroht werden. Zumal nicht in Zeiten, in denen die EU versucht, sich unabhängiger von anderen Teilen der Welt zu machen. Bei der Umsetzung der neuen Vorgaben muss man deshalb genau hinschauen, welche Folgen die neuen Maßnahmen für die Landwirte haben, fordert De Tijd.
De Morgen ärgert sich über die Art und Weise, wie das Gesetz im EU-Ministerrat angenommen wurde und erklärt: Ausschlaggebend war die Stimme von Österreich. Die grüne Landwirtschaftsministerin Leonore Gewessler drückte den grünen Knopf und stimmte für das Gesetz, obwohl sie von ihrer Regierung den Auftrag erhalten hatte, sich zu enthalten. Sie habe auf ihr Gewissen gehört, sagte Gewessler danach zu ihrer Rechtfertigung. Das hört sich gut an, ist aber eigentlich völlig deplatziert. Denn ein Minister ist Diener seines Volkes. Ein Minister muss den Willen des Volkes verteidigen, nicht seinen eigenen. Ihr Verhalten öffnet Tür und Tor für Chaos in der europäischen Gesetzgebung. Denn was würden all die grünen Sympathisanten und Politiker, die jetzt über die Verabschiedung des Gesetzes so jubeln, sagen, wenn rechte Minister plötzlich ihrem Gewissen folgen und für harte Einwanderungsregeln in der EU stimmen?, fragt skeptisch De Morgen.
Wohl der künftigen Generationen
Het Nieuwsblad sieht das anders und findet: Die Motivation der österreichischen Ministerin sollte zum Nachdenken anregen. Ihr Abstimmungsverhalten begründete sie unter anderem mit Blick auf künftige Generationen. Auch die bräuchten noch eine lebenswerte Welt. Genau das war auch der Beweggrund für die EU, das Gesetz auf den Weg zu bringen. Zu Beginn erfreute es sich auch großer Unterstützung. Doch dann fingen einzelne Interessensgruppen an, die Pläne zu zerschießen. Statt groß und weit zu denken, spielte kurzfristiges Profitdenken eine immer größere Rolle. Dabei sollte doch die Sorge um künftige Generationen grundsätzlich der größte Antrieb für das Handeln von Politikern sein, überlegt Het Nieuwsblad.
Kay Wagner