"Gaddafi bereit, als Märtyrer zu sterben", mit dieser Schlagzeile macht L'Avenir heute auf und meint, dass es erschreckend sei, was Revolutionsführer Gaddafi derzeit von sich gebe. Der Revolutionsführer wolle Libyen nicht verlassen, sondern bis zum letzten Tropfen Blut kämpfen. Unterdessen werde die internationale Gemeinschaft angesichts möglicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit langsam wach, so L'Avenir.
Gaddafi droht
Zum ersten Mal seit Beginn des Aufstands in seinem Land, so bemerkt De Standaard heute, habe Libyens starker Mann, Muammar al-Gaddafi, gestern in einer vom Fernsehen übertragenen Rede zu seinem Volk gesprochen. Selbst wenn man vom Exzentriker Gaddafi einiges gewohnt sei, habe diese Rede gestern doch unwirklich geklungen. Eine teilweise verwirrt wirkende, aber gleichzeitig herausfordernde und drohende Rede, so meint das Blatt.
Wallonische Waffen in Libyen
Im Leitartikel heißt es zur Entwicklung der Situation in Libyen, dass der wallonische Regierungschef Rudy Demotte wohl um eine Illusion ärmer sei, die nämlich, dass er Muammar al-Gaddafi vertrauen konnte. Der hatte beim Kauf wallonischer Waffen von der FN beteuert, diese nur bei der Eskortierung von humanitären Konvois benutzen zu wollen. Doch hieran hielt sich der libysche Diktator nicht. Natürlich sei dies für den französischsprachigen Sozialisten Demotte eine Blöße, gleichzeitig aber wäre es naiv zu glauben, so der Leitartikler, dass das Regime in Libyen ohne die Waffen der FN nicht auf Zivilisten schießen würde. Het Nieuwsblad notiert unterdessen heute, dass, während die Gewalt in Libyen eskaliere, der scheidende Verteidigungsminister Pieter De Crem eine Waffenmesse in Abu Dhabi besuche. Der flämische Christdemokrat habe bei dieser Gelegenheit vor Ort über eine Kooperation am Krisenherd Afghanistan gesprochen.
Auch das Grenz-Echo hat Gaddafis Aussage, er wolle als Märtyrer sterben, auf der Titelseite und meint, dass Libyens Staatschef trotz schwindender Macht und bürgerkriegsähnlicher Zustände einen Rücktritt ausschließe. Unterdessen hätten die Gegner Gaddafis nach eigenen Angaben fast ganz Libyen unter ihre Kontrolle gebracht, schreibt Belgiens einzige deutschsprachige Tageszeitung.
'Wind der Freiheit' facht die Ölpreise an
Le Soir notiert zu diesem Thema, dass, während Libyen am Rande des Bürgerkriegs stehe, hierzulande die Folgen hiervon an den Zapfsäulen spürbar würden. Die Spritpreise stiegen nämlich auf Rekordniveau. Das veranlasst die Brüsseler Tageszeitung zur Frage, ob die sich häufenden Revolten in der arabischen Welt wohl einen neuen Ölschock verursachen können. In Belgien näherten sich die Benzinpreise jedenfalls dem Rekordhoch vom Juli 2008.
Auch das Wirtschaftsblatt L'Echo fürchtet, dass der wirtschaftliche Aufschwung durch steigend Erdölpreise bedroht wird. Das 159-Liter-Fass der Erdölsorte Brent habe gestern die Marke der 108 Dollar passiert. Damit sei man von den 145 Dollar pro Barrel aus dem Jahre 2008 zwar noch entfernt, doch damals sei nicht nur der Euro im Vergleich zum Dollar stärker gewesen, sondern damals habe sich auch die Wirtschaft nicht von einem Konjunkturloch erholen müssen, schreibt L'Echo.
La Libre Belgique meint im Leitartikel ebenfalls, dass der Wind der Freiheit, der im Augenblick über Nordafrika wehe und auch den Nahen Osten wohl nicht unberührt lasse, Einfluss auf die Märkte nehme. Die Erdölpreise seien hierfür ein Gradmesser. Ihr Steigen müsse als Kollateralschaden der Ereignisse in Nordafrika gewertet werden. Steigende Erdölpreise hätten auch Einfluss auf die Energiepreise. Schlechte Nachrichten für Belgien, habe Notenbankchef Quaden doch unlängst darauf hingewiesen, dass hierzulande mehr Energie verbraucht werde als im benachbarten Ausland, so der Leitartikler von La Libre Belgique.
Di Rupo und De Wever treffen sich - mit und ohne Reynders
Auf die Titelseite bringt dieses Blatt heute unterdessen ein Treffen von PS-Parteichef Di Rupo mit dem N-VA-Vorsitzenden Bart De Wever, das gestern hinter dem Rücken von Informateur Didier Reynders stattgefunden hat. Eine Begegnung die auch De Morgen aufgreift und hierzu bemerkt, dass das Vieraugengespräch der beiden Wahlgewinner in der PS-Parteizentrale in Brüssel im Grunde nichts Ungewöhnliches habe. Bemerkenswert sei allerdings, dass anscheinend parallele Verhandlungskanäle geschaltet würden, da die N-VA - PS - Begegnung stattfand, ohne Informateur Reynders hiervon in Kenntnis zusetzen. Der trifft Di Rupo und De Wever heute Nachmittag zu einem Dreiergespräch.
Drei Weihbischöfe für Léonard
Gazet van Antwerpen titelt heute auf Seite 1 zur Einsetzung von drei Weihbischöfen, die Belgiens Erzbischof Léonard von Papst Benedikt zur Seite gestellt werden. Die Antwerpener Tageszeitung glaubt zu wissen, dass Léonard sich fest vorgenommen hat, wieder neue Seelen für die katholische Kirche des Landes zu gewinnen. Hierzu wolle er mit den drei ihm zur Seite gestellten Weihbischöfen vertrauensbildend auftreten.
Kindesmisshandlung
Het Laatste Nieuws und Het Belang van Limburg schließlich machen heute beide mit einem traurigen Fall von Kindesmisshandlung auf und berichten über das Schicksal eines vierjährigen Mädchens, das in der Brüsseler Erasmus-Universitätsklinik liegt, nachdem es zum Opfer häuslicher Gewalt wurde. Das Kleinkind wird die Misshandlungen, die ihm von einer Freundin der Mutter zugefügt wurden, vermutlich nicht überleben.