Ferner steht auch die Frage im Raum, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen den steigenden Versicherungsprämien und dem schlechten Straßenzustand. Und schließlich beschäftigen sich viele Zeitungen auch mit dem Schicksal des ehemalige Nationaltorwarts Stijn Stijnen.
"Polizei untersucht Ermittlungspannen im Fall Van Uytsel" titelt heute De Morgen. "Unfassbare Schlamperei", nimmt Het Laatste Nieuws die Ergebnisse der Untersuchung auf Seite 1 schon vorweg. Das so genannte "Komitee P", also das Kontrollgremium der Polizeidienste, hat die Arbeit der Ermittler im Fall Annick van Uytsel untersucht. Van Uytsel war im Frühjahr 2007 entführt und ermordet worden. Erst zweieinhalb Jahre später konnte mit Ronald Janssen der mutmaßliche Täter gestellt werden. Dies, nachdem er ein weitere Mal gemordet hatte: Anfang 2010 tötete er ein junges Pärchen aus der Provinz Limburg.
"Shana und Kevin könnten noch leben"
Shana und Kevin könnten vielleicht noch leben, analysiert De Standaard. Glaubt man zumindest dem Komitee P, dann hätte Ronald Janssen längst gestellt werden können. Bei den Ermittlungen ist demnach wirklich alles schiefgelaufen, wie auch Het Laatste Nieuws und De Morgen hervorheben. Inzwischen haben zwei Verantwortliche die Konsequenzen gezogen, nämlich der Ermittlungschef und der Untersuchungsrichter.
Kommentierend meint dazu De Morgen: Das Ganze erinnert in vielen Belangen an die Ermittlungspannen im Fall Dutroux. Wieder gab es Konkurrenz zwischen verschiedenen Ermittlerteams - die Löwener Beamten hielten Informationen bewusst zurück. Es ist, als hätte die Polizeireform nie stattgefunden. Ein neuer Schlag ins Gesicht für die Eltern von zwei jungen Menschen, die vielleicht noch leben könnten.
Blutbad in Libyen - die Scheinheiligkeit des Westens
Zweites großes Thema sind die jüngsten Ereignisse in Libyen, wo jetzt ebenfalls junge Menschen gegen die herrschende Klasse aufbegehren. Der seit 41 Jahren regierende selbsternannte Revolutionsführ Muammar al-Gaddafi lässt auf die Demonstranten schießen. De Standaard spricht von einem "Blutbad". Nach dem, was man weiß, sind bislang mindestens 200 Tote zu beklagen.
Wieder einmal wird die Scheinheiligkeit des Westens auf dramatische Weise offensichtlich, bemerkt dazu Het Nieuwsblad. Der "Pate des internationalen Terrorismus" war in den letzten Jahren wieder salonfähig geworden. Gaddafi galt plötzlich als "cool". Internationale Staatschefs, wie Blair, Sarkozy oder Berlusconi gaben sich in Tripolis die Klinke in die Hand. Und im Augenblick ist es in Washington und Brüssel still, viel zu still. Auch Belgien hat sich nicht mit Ruhm bekleckert, notieren Het Belang van Limburg und Het Laatste Nieuws. Noch im letzten Jahr hat Belgien dafür gestimmt, dass Libyen einen Sitz im UN-Menschenrechtsrat bekommt. Vielleicht hatte man seinerzeit seine Gründe dafür, aus heutiger Sicht war es aber wohl nicht die glücklichste Entscheidung.
Wallonische Waffen gegen Demonstranten?
Apropos Belgien: Einige Zeitungen stellen sich die Frage, ob die Demonstranten in Tripolis und Bengasi nicht belgischen Waffen zum Opfer fallen. La Libre Belgique und Le Soir widmen dieser Frage ihre Titelseite. Bekannt ist, dass die Waffenfabrik FN in Herstal 2009 der libyschen Armee Waffen verkauft hat. Die wallonische Region hatte den Deal genehmigt, dagegen hatten Menschenrechtsgruppen vor dem Staatsrat geklagt.
Unter anderem in Le Soir unterstreicht ein Sprecher des wallonischen Ministerpräsident Demotte, dass die wallonischen Waffen ausdrücklich für Außeneinsätze der Armee bestimmt waren, und nicht zur Wahrung der inneren Sicherheit. Le Soir und La Libre stellen dennoch in ihren die Frage nach der Ethik in den Außenbeziehungen der EU und insbesondere Belgiens. La Libre Belgique ist besonders scharf: Nein, man darf keine Überwachungstechnik an den Iran verkaufen. Nein, man darf auch keine Waffen an Gaddafi liefern. Der Respekt von ethischen Grundsätzen dient vielleicht nicht wirtschaftlichen oder wahltaktischen Interessen. Dafür darf man sie aber nicht gleich ausblenden.
Reynders' Mission impossible
Viele Blätter widmen sich einmal mehr der innenpolitischen Lage. Informateur Didier Reynders muss ja in weniger als zehn Tagen seinen Abschlussbericht vorlegen. Optimismus ist derzeit nicht angesagt. "Einer gegen alle", so etwa die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. Het Nieuwsblad bezeichnet Reynders' Aufgabe als "mission impossible". Kurz und knapp: Die Flamen verlangen, dass man jetzt schon festlegt, wer am Verhandlungstisch Platz nehmen soll - also nicht mehr alle neun Parteien mitnimmt. Für die Frankophonen übersteigt das den Auftrag des Informateurs, der sollte erst eine Lösung für das BHV-Problem finden.
Die Frankophonen wollen augenscheinlich die N-VA loswerden, meint dazu Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Sie wollen die Nationalisten dazu bringen, im Laufe der Verhandlungen aus freien Stücken abzuspringen. Zünglein an der Waage ist jetzt die CD&V.
Via dolorosa
De Standaard hat seinerseits nach eigener Darstellung gar keine Lust mehr, das Ganze noch zu interpretieren. "In Gottes Namen, womit haben wir diesen Mumpitz verdient", meint das Blatt. Wir amüsieren und spekulieren uns kaputt. Erlöst uns bitte von diesem Leidensweg, dieser via dolorosa. Grundlage kann nur die Johan Vande Lanotte- Note sein - wenn man es damit nicht schafft, dann bleiben nur Neuwahlen.
Stichwort Johan Vande Lanotte: Der hatte ja unlängst seine Vision eines "Belgien zu viert" präsentiert. La Dernière Heure bringt dazu ein Interview mit DG-Ministerpräsident Karl-Heinz Lambertz, der genau das nach eigenen Angaben schon seit 1992 predigt.
Schlaglöcher und Kaskoversicherung - Nestbeschmutzer?
Unter anderem Le Soir und L'Avenir heben heute hervor, dass die Kosten für Kaskoversicherungen steigen werden. Der Grund: Der katastrophale Zustand der Straßen, der für eine wachsende Zahl von Schadensmeldungen bei Autos sorgt.
Fast alle flämischen Zeitungen befassen sich heute mit dem Schicksal des ehemaligen Nationaltorwarts Stijn Stijnen. Der soll hinter einer ganzen Reihe von anonymen Schmähungen gegen seinen Verein, Club Brugge, stecken, die in einem Internetforum zu lesen waren. Nur er selbst wurde in den Himmel gelobt. Jetzt haben sein Bruder und seine Freundin die Verantwortung für die Äußerungen übernommen.
Bild: Dirk Waem (belga)