"Vincent Kompany ist neuer Trainer des FC Bayern", meldet das GrenzEcho. "Coach Vincent Kompany unterschreibt für drei Jahre bei Bayern München", hat Gazet van Antwerpen mehr Details. "Kompany offiziell bei Bayern angekündigt: 'Eine große Ehre'", liest man bei Het Laatste Nieuws. "Bayern macht die Kompany-Wette", so Le Soir. "Und jetzt schnell Deutsch lernen", empfiehlt noch Het Nieuwsblad.
Aber auch wenn dieser Fußball-Coup auf vielen Titelseiten zu sehen ist, greifen die Leitartikel trotzdem ganz andere Themen auf. Gazet van Antwerpen beschäftigt sich dem Vorsitzenden der flämischen Nationalisten N-VA, Bart De Wever: Bisher hatte De Wever es nur angedeutet, aber jetzt hat er es ganz deutlich gesagt: Er will nächster belgischer Premierminister werden. Mehr noch: Ansonsten werde seine Partei sich nicht an einer föderalen Regierung beteiligen. Natürlich hat jede Partei ihre roten Linien. Aber rundheraus den Posten des Premiers fordern, dazu muss man schon Bart De Wever heißen. Scheitert er mit seinem Wagnis, dann ist er wohl bald nur noch Bürgermeister von Antwerpen. Denn N-VA-Chef kann er jetzt nur noch bleiben, wenn er Premier wird. Vielleicht könnte die N-VA nach einem eventuellen Rücktritt De Wevers doch föderal mitregieren - denn rein technisch betrachtet wäre das kein Wortbruch. Aber eines ist jedenfalls sicher: De Wever hat den Einsatz kräftig erhöht. Und niemand bekommt mehr Aufmerksamkeit als er, hält Gazet van Antwerpen fest.
Der Vlaams Belang und die LGBTQ+-Rechte
De Morgen kommt auf Aussagen von Tom Van Grieken zurück, dem Vorsitzenden des rechtsextremen Vlaams Belang: Van Grieken hat in einer öffentlichen Debatte mit einem trans Schüler klipp und klar gesagt, dass es mit dem Vlaams Belang keine neutralen Toiletten geben wird, keine Anpassungen der Geschlechtsangabe auf Ausweisen und dass geschlechtsangleichende Operationen nicht mehr von den Krankenkassen bezahlt werden sollen. Und wenn trans Menschen gemobbt würden, dann müssten sie eben die Zähne zusammenbeißen. Das war kein Ausrutscher. Van Grieken und andere Vlaams Belanger haben schon mehrfach deutlich gemacht, dass es für sie nur Männer und Frauen gibt. Manche mögen das hart, aber ehrlich nennen. Aber es zeugt vor allem von einem atemberaubenden Mangel an Empathie gegenüber allem, was "anders" ist. Das war auch nicht einfach nur ein wahlkampftaktisches Manöver: Van Grieken hat unmissverständlich deutlich gemacht, dass er die Rechte dieser Menschen beschneiden will, wenn seine Partei an die Macht kommt, unterstreicht De Morgen.
Het Laatste Nieuws beleuchtet die Haltung des Vlaams Belang zu LGBTQ+-Rechten: Die Aussagen der Parteispitze bleiben vage. Das hat auch einen Grund. Nicht wenige Menschen aus der LGBTQ+-Gemeinschaft sympathisieren mit dem Vlaams Belang. Denn ein Teil der Muslimgemeinschaft stellt das Existenzrecht von LGBTQ+-Menschen infrage. Und wer bekämpft den Islam? Der Vlaams Belang. Gleichzeitig finden sich aber auch diverse Muslime, die alles Nicht-Traditionelle ablehnen, im Vlaams Belang wieder. Ein schwieriger Spagat für den Vlaams Belang, gerade in einer Region, die in puncto LGBTQ+-Rechte sehr progressiv ist. Die Aussage der Partei, dass das jetzt keine Priorität sei, beruhigt auch nicht. Denn das wirft die Frage auf, ob die Rücknahme von LGBTQ+-Rechten dann eben nur später zu einer Priorität werden soll. So wie dies jetzt schon in Ungarn und Italien der Fall ist, erinnert Het Laatste Nieuws.
Auf dem Misthaufen der Geschichte
Het Nieuwsblad stellt fest, dass das Thema Stickstoff durch den Wahlkampf in Flandern weiter ein heißes Eisen bleibt: Die N-VA hütet sich tunlichst, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Die CD&V hingegen sagt deutlich, dass das ganze Elend dieser Legislatur nur ein Vorgeschmack war auf die nächste. Es hängt natürlich auch von der Justiz ab, ob das eigentlich als "endgültig" angekündigte Stickstoff-Abkommen überleben wird. Erboste Landwirte hoffen nach wie vor auf umfangreiche Lockerungen. Allerdings ist eher davon auszugehen, dass die Regeln sogar noch strenger werden, falls das Abkommen vom Verfassungsgericht kassiert werden sollte. Für die Wahlen selbst könnte sich die Taktik der CD&V also zwar lohnen, den Bauern Hoffnungen zu machen. Aber danach könnte das Ganze zu einem Bumerang werden für die Partei. Das Versprechen von Rechtssicherheit für die Wirtschaft ist jedenfalls auf dem Misthaufen der Geschichte gelandet, giftet Het Nieuwsblad.
Russische Bedrohung entschlossen bekämpfen
Anlässlich neuer Hausdurchsuchungen in Brüssel geht L'Avenir auf die Ermittlungen wegen russischer Einflussnahme auf das Europäische Parlament ein: So wie sie es vorher schon in Amerika getan haben, haben die Russen auch das Herz Europas infiltriert. Ihr Ziel ist vor allem, bei den Europawahlen pro-russische Kandidaten ins Amt zu bringen und die Unterstützung Europas für die Ukraine zu untergraben. Dazu nimmt Moskau vor allem die extremen Parteien ins Visier, egal ob von links oder von rechts. Wenn man sich die Wahlergebnisse in verschiedenen Ländern anschaut, dann muss man auch feststellen, dass Putin bereits Erfolg gehabt hat damit. Aber noch ist es nicht zu spät, um diese schleichende russische Bedrohung zu bekämpfen. Diese Bedrohung, die in der Lage ist, sowohl die Vereinigten Staaten als auch Europa von innen zu zerstören. Im 21. Jahrhundert wird der Krieg nicht nur mit Waffen geführt, warnt L'Avenir.
La Libre Belgique kritisiert die Uneinigkeit des Westens, was die Unterstützung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg angeht. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union und ihre NATO-Verbündeten müssen sich auf eine einheitliche Strategie einigen. Sie müssen sich zu einer fortdauernden und kohärenten Unterstützung verpflichten. Nur so ist eine effiziente und koordinierte Antwort auf die russische Bedrohung möglich. Und das muss schnell geschehen. Nicht nur, um die Ukraine auf dem Schlachtfeld zu stärken, sondern auch, um ein deutliches Signal an Russland zu senden, dass wir solidarisch und entschlossen sind, appelliert La Libre Belgique.
Boris Schmidt