"Zitternd zum Titel", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Das Glück des Meisters", titelt La Dernière Heure. "Brügge jubelt nach dramatischem Finale", so der Aufmacher beim GrenzEcho.
Der FC Brügge ist gestern zum 19. Mal belgischer Fußballmeister geworden. Ein 0:0 gegen den Stadtrivalen Cercle Brügge reichte aus, um hauchdünn vor Union Saint-Gilloise den Titel zu sichern. Kurz vor Schluss wurde ein Tor von Cercle Brügge nach einem Videobeweis zurückgenommen.
L'Avenir kommentiert: Über diese Entscheidung des Videoassistenten wird in den nächsten Tagen sicher noch viel diskutiert werden. Denn hätte das Tor gezählt, wäre Union Meister geworden. Union hatte die Hauptrunde gewonnen. Brügge hatte 19 Punkte Abstand zum Brüsseler Verein, und ist jetzt doch Meister geworden. Grund dafür ist das Play-off-System im belgischen Fußball. Auch darüber wird sicher viel diskutiert werden. Soll man, ja oder nein, dieses Play-off-System beibehalten, das genauso ungerecht ist, wie einige Entscheidungen des Videoassistenten?, fragt sich kritisch L'Avenir.
Entscheidend ist die Europawahl!
Die meisten Leitartikel der anderen Zeitungen beschäftigen sich mit Themen rund um die anstehenden Wahlen. De Standaard findet: Die Wahl, die für die Bürger eigentlich die wichtigste ist, beschäftigt sie am wenigsten. Und das ist die Europawahl. Denn es ist hier auf europäischem Niveau, wo die großen Entscheidungen getroffen werden. Einwanderung, Klimapolitik, internationaler Handel, Wettbewerb, Landwirtschaft, Natur usw. Bei all diesen Themen gibt Europa den Rahmen vor, in dem die nationale Politik dann ihre Entscheidung treffen muss. Das Europaparlament hat mittlerweile dabei auch ein großes Wort mitzureden. Es hat übrigens auch mitentschieden, dass Belgien in den nächsten Jahren kräftig sparen muss, erinnert De Standaard.
Gazet van Antwerpen notiert: Die Sparauflagen der EU in den kommenden Jahren werden eine große Herausforderung für unser Land sein. Deshalb wäre es gut, wenn sich in einer neuen Föderalregierung die großen Parteien des Landes zusammenschließen würden. Denn wenn die schwierigen Entscheidungen von einer breiten politischen Mehrheit getragen werden, wird es einfacher sein, sie auch umzusetzen. Eine Fortsetzung der aktuellen Vivaldi-Koalition wäre deshalb eine schlechte Idee, meint Gazet van Antwerpen.
Rendez-vous mit der Geschichte
Het Laatste Nieuws bemerkt: Die Chancen, dass die neue Regierung aus Mitte-Rechts-Parteien gebildet werden könnte, ist seit gestern größer geworden. Premierminister Alexander De Croo hat dem N-VA-Chef Bart De Wever angeboten, gemeinsam eine solche Regierung zu bilden. Sprich eine Föderalregierung ohne die PS. Rein rechnerisch und mit Blick auf die jüngsten Umfrageergebnisse hätte so eine Mitte-Rechts-Regierung eventuell sogar eine Mehrheit. OpenVLD, N-VA, CD&V, MR und Les Engagés würden es fast zu einer Mehrheit schaffen. Mit den Sitzen von Vooruit würde die Mehrheit dann stehen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die flämischen Sozialisten es akzeptieren würden, ohne die PS in einer Regierung zu sitzen, grübelt Het Laatste Nieuws.
De Morgen analysiert die Äußerungen von Bart De Wever. Endlich hat der N-VA-Chef gesagt: Mit dem Vlaams Belang werde ich nicht zusammenarbeiten. Kann man diesen Worten trauen? Genau das ist der Punkt. De Wever hat schon häufig Dinge gesagt, um später doch anders zu handeln. Es kann also weiter dabeibleiben, dass De Wever damit droht, mit dem Vlaams Belang in Flandern eine Regierung zu bilden, wenn die N-VA nicht Teil der neuen Föderalregierung sein wird. Die anderen Parteien sollten sich dadurch auf keinen Fall erpressen lassen. Wenn es eine Föderalregierung ohne N-VA geben sollte, sollten sie gelassen dem studierten Historiker De Wever sein Rendezvous mit der Geschichte ermöglichen. Und es ihm überlassen, den Vlaams Belang erstmals zur Regierungspartei in Flandern zu machen, ätzt De Morgen.
Die entscheidenden Tage sind jetzt
Het Belang van Limburg hält fest: Es ist nicht die Frage, dass der Vlaams Belang der Sieger bei den anstehenden Wahlen sein wird. Die Frage wird vielmehr sein, wie hoch das Ergebnis ausfallen wird. Zurzeit sagen die Umfragen etwa 28 Prozent voraus. Tendenz steigend. Die 30 Prozent könnten erreicht werden. Ein Schwarzer Sonntag steht uns bevor, seufzt Het Belang van Limburg.
La Libre Belgique warnt: Alle Rechenspiele über mögliche Sieger und Verlierer, Koalitionen usw. zum jetzigen Zeitpunkt sind natürlich nachvollziehbar. Aber dabei darf man nicht vergessen, dass laut der jüngsten Umfragen 30 Prozent der Wähler noch immer nicht wissen, wem sie ihre Stimme geben werden. Das ist eine große Masse von Menschen, die zögern oder überhaupt kein Interesse an der Politik zeigen. Man muss es klar sagen: Noch ist nichts entschieden. Für keinen Kandidaten, für keine Partei. Die entscheidenden Tage beginnen jetzt, betont La Libre Belgique.
Kay Wagner