"Bouchez greift Grüne frontal an wegen Schließung der Atomkraftwerke", titelt De Standaard. "Bart De Wever: Der "Anti-Revolutionär" oder die Versuchung, mit dem Vlaams Belang zusammenzuarbeiten", heißt es bei La Libre Belgique auf Seite eins. "So schneiden unsere Politiker ab", notiert Het Belang van Limburg auf seiner Titelseite.
Themen rund um die anstehenden Wahlen beschäftigen einige Zeitungen auch in ihren Leitartikeln. De Standaard meldet: MR-Vorsitzender Georges-Louis Bouchez will einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Ausstieg aus der Kernenergie einsetzen. Bouchez beschuldigt Energieministerin Tinne Van der Straeten, Falschaussagen gemacht zu haben, um den Atomausstieg zu beschleunigen. Mit diesem Frontalangriff führt Bouchez das Thema Kernenergie in den Wahlkampf ein. Das ist prima, denn damit wird es zur Debatte über die Energieversorgung kommen. Das ist dringend notwendig, denn überall wird Energie benötigt. Gleichzeitig soll der CO2-Ausstoß verringert werden. Was sagen die Parteien zum Thema Kernenergie? Es ist gut, dass die Wähler das jetzt vielleicht erfahren, freut sich De Standaard.
"Verlorener Sonntag"
L'Avenir schaut auf die logistischen Herausforderungen, die die anstehenden Wahlen mit sich bringen, und führt aus: Gleich zwei Mal innerhalb von vier Monaten müssen überall im Land Wahlen organisiert werden. Wahlhelfer sind dabei unerlässlich und allein in der Wallonie müssen für jede Wahl 23.000 Menschen quasi rekrutiert werden. Nicht alle werden von diesem Dienst an der Demokratie begeistert sein, und die 25 Euro, die man dafür bekommt, werden nur ein schwacher Trost für einen "verlorenen Sonntag" sein. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass genügend Bürger das Spiel mitspielen. Ohne Wahlhelfer würde unsere Demokratie nämlich nicht funktionieren, behauptet L'Avenir.
Gazet van Antwerpen berichtet: In Dresden ist ein deutscher Politiker beim Aufhängen von Wahlplakaten zusammengeschlagen worden. Immer öfter passiert es in Deutschland, dass Politiker verbal oder auch körperlich angegriffen werden. Bei unseren Nachbarn ist das Klima sehr rau geworden. Zum Glück ist es bei uns in Belgien noch nicht so weit. Politiker können hier bislang noch ohne Angst Wahlplakate aufhängen. Unterschiedliche Meinungen können nebeneinander stehen bleiben, ohne dass es zu Gewalt kommt. Hoffentlich bleibt das so, wünscht sich Gazet van Antwerpen.
Moderne Kriegsführung
Het Nieuwsblad kommentiert zur Lage an der Universität Gent: Studenten der Universität fordern, dass die Uni alle Kontakte zu israelischen Universitäten und Wissenschaftlern als Protest gegen den blutigen Krieg in Gaza abbrechen soll. Die Leitung der Universität allerdings will das nicht machen. Beide Seiten führen Argumente auf, die nachvollziehbar sind. Es ist gut, etwas zur Hilfe der palästinensischen Zivilbevölkerung zu tun. Es ist aber auch gut, nicht alle israelischen Wissenschaftler über einen Kamm zu scheren. Die Universität Gent sollte veröffentlichen, zu wem sie Kontakte hat. Dann könnte man gezielt Einrichtungen und Wissenschaftler boykottieren, rät Het Nieuwsblad.
Het Laatste Nieuws ärgert sich über Groen, Ecolo und PS und erklärt: Diese drei Regierungsparteien haben vergangene Woche einen Gesetzesvorschlag der OpenVLD zurückgewiesen. Dieses Gesetz hätte es dem belgischen Militär erlaubt, bewaffnete Drohnen anzuschaffen. Die Grünen und die PS wollen das nicht. Solche Drohnen aber sind unerlässlich für eine moderne Kriegsführung. Im 21. Jahrhundert sind nämlich Satelliten und bewaffnete Drohnen viel wirkungsvollere Waffen als Panzer. Der Krieg in der Ukraine führt uns das gerade sehr deutlich vor Augen, erinnert Het Laatste Nieuws.
Abstieg als Chance
La Libre Belgique schreibt zu den Kommunalwahlen in Großbritannien: Die konservativen Tories haben das schlechteste Ergebnis seit 40 Jahren eingefahren. Nur noch eine große Stadt ist in ihren Händen. Das ist vor allem eine Quittung für die Regierung von Premierminister Sunak. Zu einem Debakel könnte es für die Tories werden, wenn jetzt im Parlament ein Misstrauensvotum stattfinden würde. Denn auch die Tories unter sich sind zerstritten. Die Bilanz ihrer Regierung ist ziemlich verheerend: Einwanderung, Gesundheitssystem, Wirtschaft – überall läuft es nicht gut. Aussicht auf Besserung ist auch nicht in Sicht, weiß La Libre Belgique.
Zum Abstieg der AS Eupen aus der höchsten Fußballiga Belgiens analysiert das GrenzEcho: Der Abstieg aus der "D1" ist aus Sicht der AS Eupen das Resultat einer Reihe von falschen Entscheidungen, Einschätzungen, Transfers und Strukturen. Den Abstieg in die Challenger Pro League sollte Eupen als Chance sehen und sie nutzen. Ansonsten könnte es selbst in Liga zwei verdammt schwer werden. Mit den richtigen Entscheidungen, den richtigen Spielern und dem richtigen Trainer kann es eine Etage tiefer funktionieren und die AS wieder Spaß machen. Und dann – jede Wette – wird auch das Stadium wieder besser gefüllt sein als zuletzt bei teilweise blutleeren Auftritten in der ersten Division, notiert zuversichtlich das GrenzEcho.
Kay Wagner