"Israel-Iran: Zurückhaltung bei der Eskalation", titelt Le Soir. "Ein Machiavelli des 21. Jahrhunderts", heißt es bei De Morgen zu einem Foto von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu. Die jüngsten Entwicklungen im Konflikt zwischen Israel und dem Iran sind kein dominierendes Thema auf den Titelseiten, werden aber in den Leitartikeln aufgegriffen.
Le Soir berichtet: Gestern gab es einen Luftangriff auf den Iran, für den Israel verantwortlich gemacht wird. Quasi eine Antwort Israels auf die zahlreichen Drohnen und Bomben, mit denen der Iran Tage zuvor Israel angegriffen hatte. Es ist ein bisschen Jo-Jo, was die beiden Länder miteinander spielen. Im Pulverfass der Region glühen die Kohlen, die Nerven der Weltgemeinschaft liegen blank, denn machen wir uns nichts vor: Ein offener Krieg zwischen Iran und Israel würde nicht nur eine Katastrophe für den Nahen Osten bedeuten. Er würde auch uns direkt betreffen. Schon heute ist bei uns die Lage angespannt. Pro-palästinensische Versammlungen werden in Frankreich und Deutschland verboten. Bei uns fühlt sich die Jüdische Gemeinschaft von allen Seiten verlassen, bedauert Le Soir.
Spielzeug von Verrückten
L'Avenir stellt fest: Das Aufatmen über Israels gemäßigte Reaktion auf den Angriff des Irans war groß. Es sieht danach aus, als ob beide Seiten ihren Konflikt offen nicht eskalieren lassen wollen. Es ist zu hoffen, dass das so bleibt. Denn wir dürfen nicht vergessen, dass Israel Atomwaffen besitzt und der Iran dabei ist, solche zu entwickeln. Und vergessen dürfen wir auch nicht, dass Atomwaffen ein gefährliches Spielzeug sind in den Händen von Verrückten, warnt L'Avenir.
L'Echo beschäftigt sich mit den bevorstehenden Wahlen in Belgien und beobachtet: Die Ereignisse in der frankophonen Politik diese Woche haben gezeigt, dass der Wahlkampf in seine heiße Phase tritt. Die Regierungskoalition in der Französischen Gemeinschaft ist quasi explodiert, nachdem PS und Ecolo ihren Willen gegen den Widerstand ihres Regierungspartners MR durchgesetzt haben. Vordergründig ging es dabei um die Hochschulreform. Aber eigentlich haben PS und Ecolo aus Angst gehandelt. Aus Angst nämlich vor der PTB. Und das ist bezeichnend. Denn Angst vor irgendetwas scheint gerade der Antrieb von vielen Parteien zu sein. Zu beobachten ist das beispielsweise auch bei der N-VA, die fürchtet, vom Vlaams Belang als Flanderns Nummer eins abgelöst zu werden. Angst ist aber kein guter Ratgeber. Auch die Wähler werden damit schlecht bedient. Die Wähler wollen Ideen, Projekte und Zukunftsvisionen. Das sollte der Antrieb unserer Politiker sein, rät L'Echo.
Ja oder Nein – Das kommt an
De Standaard meldet: Die Wahl-O-Maten im Internet erfreuen sich zurzeit großer Beliebtheit. In fünf Tagen wurde der Wahl-O-Mat, den unsere Zeitung gemeinsam mir der VRT anbietet, schon zwei Millionen Mal benutzt. Das ist bereits halb so viel wie vor den vergangenen Wahlen insgesamt. Der Wahl-O-Mat unserer Kollegen von Het Laatste Nieuws zusammen mit VTM läuft ebenfalls sehr gut. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich die Menschen für Demokratie interessieren. Zu schauen, welche Partei welchen Standpunkt vertritt und wie man selbst dazu steht – das kommt an. Vielleicht spielt es aber auch eine Rolle, dass bei Wahl-O-Maten die Antworten nur Ja und Nein lauten. Kompliziertes Hin und Her, abwägen usw. gibt es dort nicht, weiß De Standaard.
Het Laatste Nieuws überlegt: Für viele Mitte-Rechts-Parteien sind die Pläne von PS-Chef Paul Magnette ein Horror. Magnette möchte viel Geld ausgeben, sagt aber nicht, woher das Geld kommen soll. Oder vielleicht doch: 15 Milliarden Euro sollen aus neuen Steuern kommen, die Steuerlast auf Arbeit und Konsum soll aber nicht erhöht werden. Eigentlich haben diese Pläne keine Chance, verwirklicht zu werden, weil die Mitte-Rechts Parteien dagegen sind. CD&V, Les Engagés, OpenVLD, MR und die N-VA bilden zudem auch einen großen Block. Das Problem ist nur, dass diese Parteien bei einem anderen Thema zerstritten sind, nämlich ob Belgien eine Staatsreform braucht oder nicht. Die Opposition gegen Magnette ist also nicht geeint. Das könnte Magnette in die Hände spielen, meint Het Laatste Nieuws.
Moralische Kapitulation
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Streit um die Bauarbeiten an der Kreuzung Léonard bei Brüssel und kommentiert: Die aktuelle Katastrophe ist sehr wahrscheinlich zurückzuführen auf eine Anhäufung von vielen kleinen Dingen, die nicht so gelaufen sind, wie sie sollten. Deshalb ist es vielleicht wirklich schwierig, nur einen Verantwortlichen für das Chaos zu benennen. Eins scheint jedoch mittlerweile klar: Die Regionalisierung der Straßeninfrastruktur ist nicht zu Ende gedacht, inkohärent und chaotisch. Ein Blick auf die Kreuzung Léonard macht das mehr als deutlich, ärgert sich La Libre Belgique.
La Dernière Heure schreibt zum Thema Kokain: Wieder einmal hängt die Idee in der Luft, Kokain zu legalisieren. Es gibt drei gute Gründe, das nicht zu tun. Erstens bleibt Kokain schädlich für die Gesundheit, es zerstört Leben und Familien. Zweitens würde eine Legalisierung der Drogenmafia das Handwerk nicht legen. Sie würde Kokain einfach billiger anbieten als Apotheken, es stärker und dadurch attraktiver machen. Drittens wäre eine Legalisierung eine moralische Kapitulation. Nur weil der Staat nicht fähig ist, den Drogenhandel wirksam zu bekämpfen, legalisiert man die Droge. Wo kämen wir dahin, wenn so ein Beispiel Schule machen würde?, fragt La Dernière Heure.
Kay Wagner