"Terrorwarnung: Unruhe an Schulen wegen Drohmails – Krisenzentrum rief zur Wachsamkeit auf – Bedrohung gilt als 'unwahrscheinlich'", titelt das GrenzEcho. "Wie eine 'wenig glaubwürdige' Drohung die Schulen in Unruhe versetzt hat", schreibt Le Soir. "Theoretische Bedrohung, praktische Vorsicht", so die Überschrift auf Seite eins von L'Avenir.
Manche werden das wieder als so eine typisch belgische Geschichte bezeichnen, kommentiert L'Avenir. Aber nichts daran ist lustig. Mehrere frankophone Schulen hatten E-Mails mit Drohungen erhalten. Sie schalteten die Polizei ein und erstatteten Anzeige, das Nationale Krisenzentrum rief zu erhöhter Wachsamkeit an den Schulen auf. Daraufhin schlossen manche Schulen sogar. Bis dann der Anti-Terror-Stab Ocam die Drohmails als wenig glaubwürdig einstufte. War all das wirklich nötig? Seit Monaten gibt es überall und sicher nicht zuletzt in den Nachbarländern immer mehr solche Fehlalarme. Es geht wohlgemerkt nicht darum, das Vorsichtsprinzip infrage zu stellen. Vorsicht ist absolut legitim und lobenswert im aktuellen Kontext. Aber das Problem ist, dass die Anwendung dieses unverzichtbaren Prinzips unerwünschte Nebeneffekte hat. Zum Beispiel Nervosität und Unsicherheitsgefühle zu fördern in einer ohnehin schon angsterfüllten Atmosphäre. Die verwirrende Kommunikation der offiziellen Stellen hat Zweifel gesät und Befürchtungen verstärkt. Die Unruhestifter werden sich darüber gefreut haben, so sinngemäß L'Avenir.
Noch ein Entscheidungszentrum ins Ausland
Het Belang van Limburg kommt auf das Busbauunternehmen Van Hool zurück: Der Vorhang ist gefallen, Van Hool wird von der niederländischen VDL und der deutschen Schmitz Cargobull übernommen. Das einzig Gute daran ist, dass die Arbeitnehmer nun endlich Klarheit haben: Nur 650 der 2.500 Jobs werden erhalten bleiben, später werden es vielleicht 950 werden. Wir werden nie mit Sicherheit wissen, ob die Konkursverwalter die beste Wahl getroffen haben. Sie haben sich für die Übernahmekandidaten mit dem größten Know-how und der meisten Erfahrung entschieden. Das soll ein schnellstmögliches Durchstarten erlauben. Tatsache ist aber auch, dass damit noch ein wichtiges Entscheidungszentrum der flämischen produzierenden Industrie ins Ausland abwandert. Über die Zukunft der Bussparte wird künftig in Eindhoven entschieden werden, über die der Aufliegersparte in Münster. Was das bedeutet, wissen wir in Limburg nur zu gut: Über das Schicksal von Ford Genk wurde in den Vereinigten Staaten beschlossen, über das von Philips Hasselt in Eindhoven, erinnert düster Het Belang van Limburg.
Eine Perspektive – aber eine undeutliche
Das Ziel der Konkursverwalter war ein schnelles Durchstarten, hält Gazet van Antwerpen fest, aber der soziale Blutzoll dafür ist hoch: 2.500 Menschen sind entlassen worden, die gesamte Belegschaft. Wie viele von ihnen wieder angeworben werden, wird man abwarten müssen. Die Frage ist auch, ob die Übernehmer einfach nur zum Schnäppchenpreis ein interessantes Kundenportfolio gekauft haben, einen starken Markennamen und technisches Know-how. Der Erhalt von Arbeitsplätzen bei uns hat nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Zur Erinnerung: Konkursverwalter sind gesetzlich verpflichtet, auch darauf zu achten. Aber nach ihrer Aussage wären bei den anderen Übernahmekandidaten nur unwesentlich mehr Jobs gerettet worden. Inwiefern das stimmt, das wird wohl für immer undeutlich bleiben. Immerhin gibt es nun eine Perspektive. Und zudem eine Perspektive durch zwei Firmen mit einem guten Ruf. Wie diese Perspektive genau aussehen wird, werden wir aber erst noch sehen müssen, resümiert Gazet van Antwerpen.
Frustrierte Politiker und frustrierte Wähler
De Standaard befasst sich mit dem Phänomen, dass immer mehr Politiker das Handtuch werfen: Die Gründe dafür sind zahlreich und oft sehr unterschiedlich. Aber häufig gibt es dennoch einen roten Faden: Die persönlichen Zugeständnisse, die Politiker für ihre Arbeit machen müssen, stehen nicht mehr in einem akzeptablen Verhältnis zum Ergebnis. Politiker sind auch oft in einer Zwickmühle gefangen zwischen einerseits der öffentlichen Meinung und andererseits den oft undurchsichtigen und sehr trägen politischen Gepflogenheiten. Politiker sind außerdem auch nur normale Menschen mit all den Schwächen und Problemen, die das mit sich bringt. Umso unverständlicher ist es, dass viele Wähler immer noch Supermänner und -frauen erwarten und dann hinterher enttäuscht sind. Der Politikerberuf muss attraktiv genug bleiben, um wirklich talentierte Menschen anzuziehen und sie dann auch zu halten. Denn dem Land ist mit im besten Fall mittelmäßigen politisch Verantwortlichen nicht gedient, warnt De Standaard.
Het Laatste Nieuws beschäftigt sich mit den Zweifelnden unter den Wählern: Zusammen formen diese Menschen die größte Partei. Mehr als jeder dritte Belgier, 34 Prozent um genau zu sein, weiß heute noch nicht, für wen er stimmen wird. Das ist eine deutliche Zunahme im Vergleich zu den 29 Prozent von 2019. Unter den jungen Wählern steigt der Anteil sogar auf gut die Hälfte. Das sollte der Politik vielleicht zu denken geben, gerade angesichts des vor sich hin dümpelnden Wahlkampfes. Problematisch wird es vor allem dann, wenn die Zweifler zu Nicht- oder Weißwählern werden. 2019 haben sich so 1,3 Millionen Belgier von den Wahlen abgewandt – und damit auch von der parlamentarischen Demokratie. Aber wer mit der Politik abschließt, gibt damit auch die Möglichkeit auf, sie zu verändern. Noch schlimmer: Politiker werden diese Menschen auch nicht mehr berücksichtigen. Wer mit abstimmt, bestimmt mit, wer gewinnt und wer verliert, unterstreicht Het Laatste Nieuws.
Boris Schmidt