"Bei Van Hool gehen 1.500 Arbeitsplätze verloren – Handelsgericht verhängt Konkurs über flämischen Autobusbauer", titelt das GrenzEcho. "Noch schlimmer als erwartet", so die Überschrift bei Het Nieuwsblad. "Van Hool wird aufgespalten, falls es kein Gegenangebot gibt", schreibt Le Soir. "Dann doch ein neues Angebot für Van Hool", meldet aber De Morgen. "Wird das neue Angebot von Guido Dumarey die Lage ändern können?", fragt L'Echo. "Last-Minute-Angebot von westflämischem Geschäftsmann: ein Fünkchen Hoffnung für Van Hool", liest man bei Het Laatste Nieuws.
Trauriger hätte das Ganze nicht ablaufen können, hält De Standaard in seinem Leitartikel fest: Was einst ein blühender Familienbetrieb mit internationalem Ruf war, ist in einem Mahlstrom aus Schulden, Streit, Missmanagement und wirtschaftlichen Problemen untergegangen. Den Arbeitnehmern sind in diesem Zusammenhang keine Vorwürfe zu machen. Der Familie Van Hool dafür umso mehr. Aus dieser betrüblichen Familiensaga bleibt eine wichtige Lehre zu ziehen: Familienbetriebe sollten rechtzeitig darüber nachdenken, wie die Firma zukunftssicher gemacht werden kann. Viele Familienbetriebe machen das auch, und zwar sehr gut. Deswegen sollten wir uns auch davor hüten, Van Hool als Indikator für breitere Entwicklungen zu sehen. Die produzierende Industrie hat durchaus noch eine Zukunft in Flandern, ist De Standaard überzeugt.
Die Familie Van Hool am Pranger
Le Soir schlägt in die gleiche Kerbe: Die vermutlichen Übernehmer sind ebenfalls europäische Betriebe. Sie stammen sogar aus den Nachbarländern. Das zeigt, dass der Sektor durchaus noch eine Zukunft hat in Europa. Die Schuld am Untergang von Van Hool kann auch nicht dem Staat oder Europa gegeben werden, die die industriellen Aktivitäten des Betriebs und damit sein Wachstum behindert hätten. Vielmehr ist die Schuld beim Missmanagement durch die Familie Van Hool zu suchen, unterstreicht Le Soir.
Die Arbeitnehmer trifft keine Schuld am Verlust ihrer Arbeitsplätze, betont auch Het Nieuwsblad, diesen Schuh muss sich eindeutig die Familie Van Hool anziehen. Ihre Mitglieder haben die Belegschaft im Stich gelassen: indem sie jahrelang schlechte Betriebsergebnisse ignoriert haben; indem sie den Rettungsplan des Krisenmanagers ihren familieninternen Streitigkeiten untergeordnet haben; und indem sie durch Abwesenheit glänzten, als die Bombe schlussendlich platzte. Nein, von dieser Seite braucht das Personal von Van Hool wirklich nicht mehr viel zu erwarten, giftet Het Nieuwsblad.
Die Familie, die das flämische industrielle Schwergewicht einst aus der Taufe gehoben hat, hat nun auch sein Todesurteil unterschrieben, kommentiert De Tijd. Dass die Familie Van Hool nicht am Rettungsplan mitgearbeitet hat, war keine Frage des Könnens, sondern des Wollens. Natürlich kann die Familie nichts für externe Faktoren, aber sie hat es versäumt, rechtzeitig einzugreifen. Die flämische Wirtschaft wird dieses Drama überleben. Aber es hätte nicht so weit kommen müssen, kritisiert De Tijd.
Geld und Egos
Wir werden nie erfahren, ob der Rettungsplan wirklich Erfolg gehabt hätte, räumt Gazet van Antwerpen ein. Aber zumindest auf dem Papier hat er die Chance geboten, dass weniger Arbeitsplätze verloren gehen würden und dass das Unternehmen ohne Konkurs mit neuen Investoren hätte durchstarten können. Die Familie war es der Firma, ihrer glanzvollen Geschichte und den Arbeitnehmern schuldig, diesem Rettungsversuch zumindest eine Chance zu geben – egal wie klein oder groß diese Chance auch war. Aber wie ein Insider sagte: Geld und Egos haben das verhindert, wettert Gazet van Antwerpen.
L'Avenir wundert sich aber über etwas anderes: darüber, dass der Staat nicht eingegriffen hat. Hier geht es schließlich um zahlreiche Arbeitsplätze. Nicht nur bei Van Hool, sondern auch bei seinen Zulieferern. Längst nicht alle betroffenen Arbeitnehmer werden so einfach wieder Jobs finden, wie das manchmal dargestellt wird. Zwei Monate vor den föderalen, regionalen und auch europäischen Wahlen verschlägt einem dieser Konkurs einfach die Sprache. Die offensichtliche Machtlosigkeit der Politik, in diesem Fall vor allem der flämischen, ist eine Steilvorlage für die extremistischen Parteien. Aber auch die flämische Wirtschaft und die Banken müssen sich Vorwürfe gefallen lassen, weil sie dieses Kronjuwel einfach so auf dem Altar des globalen Kapitalismus geopfert haben. Das könnte sich noch rächen, meint L'Avenir.
Bpost wettet mit Staci auf die Zukunft
La Libre Belgique befasst sich mit Bpost: Die Aktie des Unternehmens ist gestern abgestürzt, nachdem bekanntgeworden war, dass Bpost für 1,3 Milliarden Euro das französische Logistikunternehmen Staci übernehmen will. Dieses Vorhaben hat die Märkte überrascht, nicht zuletzt, weil der Übernahmepreis von vielen als deutlich zu hoch eingeschätzt wird. In puncto Synergien ist ebenfalls wenig zu erwarten, genauso wenig wie für künftige Betätigungsfelder für die Zusteller. Die Geschäftsführung von Bpost betrachtet den Schritt allerdings trotzdem als unverzichtbar - gerade angesichts des Rückgangs des Briefpost-Geschäfts, resümiert La Libre Belgique.
Die Wirtschaftszeitung L'Echo versteht die Klagen nicht: Nach Monaten schlechter Nachrichten und Skandale sollte man es doch eigentlich begrüßen, wenn Bpost Initiative zeigt und expandieren will. Der Kauf von Staci bringt Bpost viele Vorteile und passt hervorragend in die Strategie des neuen Geschäftsführers: mehr Cashflow, mehr Wachstum, mehr Kapazitäten, die Erschließung neuer Kunden und der Erwerb von Expertise und Know-how für die Märkte der Zukunft. Einziger Wermutstropfen: Der Preis für Staci scheint in der Tat auf den ersten Blick etwas hoch. Aber jede Übernahme ist zu einem Teil auch immer eine Wette auf die Zukunft, erinnert L'Echo.
Boris Schmidt