"Reynders wird in die Verlängerung gehen", mit dieser Balkenüberschrift macht La Libre Belgique heute auf und meint, dass der vor 14 Tagen vom König zum Informateur berufene Reynders wohl eine oder womöglich zwei Wochen länger arbeiten wird, als ursprünglich geplant. Morgen wir der liberale Spitzenpolitiker, der seit gestern nicht mehr MR-Parteichef ist, dem Staatsoberhaupt einen Bericht vorlegen. Sein Abschlussbericht wird dies allerdings, so meint La Libre, nicht sein. Jetzt gehe es darum, Antworten auf die Fragen zur Zukunft von BHV, der Region Brüssel und weiteren Befugnisverschiebungen zu suchen.
Den Leitartikel widmet La Libre Belgique heute dem Zugunglück von Buizingen, das heute vor einem Jahr 19 Todesopfer forderte. Es sei keine Zeit zu verlieren, meint der Leitartikler, es gelte, rasch für mehr Sicherheit auf der Schiene in Belgien zu sorgen.
De Morgen macht heute mit der steigenden Zahl niederländischer Kinder in flämische Schulen auf. Im Verlauf von sieben Schuljahren sei deren Zahl um 43 % gestiegen.
Di Rupo will drei Fliegen mit einer Klappe schlagen
Den Leitartikel widmet De Morgen indes der innenpolitische Situation. Es gehe wieder mal um die Form und nicht um den Inhalt, so der Leitartikler, darum, wer mit wem schlussendlich in der neuen Koalition sitzen werde. PS-Parteichef Di Rupo habe den Testballon von Didier Reynders, auf die SP.A möglicherweise verzichten zu können, direkt abgeschossen.
Für den Leitartikler in Gazet van Antwerpen gilt derweil: Je weniger Parteien die nächste Regierungskoalition bilden, desto besser. Elio Di Rupo solle sich aus der politischen Entscheidungsfindung in Flandern heraushalten. Sein Vorschlag zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit habe für Di Rupo zum Ziel, drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: erstens ein Kabinett, das eine deutliche Mitte-Links-Handschrift trägt, dann die Formel, wonach die größte politische Familie des Landes den Premier stellt (also Di Rupo), und die Gelegenheit, dass eine Partei unterwegs auch abhandenkommen kann (die N-VA nämlich). Di Rupo könne Premier werden, selbst ohne die SP.A am Kabinettstisch. Doch dann müsse er sich, so der Leitartikler von Gazet van Antwerpen, auch als solcher verhalten. Bislang enttäusche er nur.
Rahmentarifabkommen muss Wettbewerbsfähigkeit steigern
Het Belang van Limburg geht im Leitartikel auf das von der Regierung angepasste Manteltarifabkommen für die Privatwirtschaft ein. Es sei äußerst wichtig, so der Kommentar, unsere Bruttogehälter zur Beibehaltung der Wettbewerbsfähigkeit unter Kontrolle zu halten. Nur wenn es gelinge, den Beschäftigungsgrad zu steigern, könne die Staatsschuld abgebaut und der Vergreisung Rechnung getragen werden. Gelinge dies nicht, stünden uns magere Jahre ins Haus.
Belgische Forensik verliert den Anschluss - Ernennung(-sstau)
De Standaard titelt heute auf Seite 1 zur teilweise amateurhaften Expertise der Gerichte. Wegen schlechten Beweismaterials drohten Täter freigesprochen zu werden. Gerichtsmediziner im Land, so schreibt De Standaard, fürchten, dass wegen eines Mangels an Struktur und Qualitätskontrolle Belgien im Bereich der forensischen Medizin abgehängt wird.
Den Leitartikel widmet De Standaard heute der Berufung des belgischen Notenbankdirektors Peter Praet ins Direktorium der Europäischen Zentralbank in Frankfurt. Der Kommentator verweist in diesem Zusammenhang auf den Umstand, dass die scheidende Regierung derzeit eigentlich keine Ernennungen im eigenen Land vornehmen kann, da dies einer nur geschäftsführend amtierenden Regierung nicht erlaubt sei. Mehr als zehn Spitzenpositionen auf föderaler Eben seien deshalb derzeit auch zu besetzen.
Le Soir macht heute mit Plänen zur Frührente für Lehrer ab 55 oder 58 Jahren auf. Den Leitartikel widmet das Blatt dem Arbeitsamt in der wallonischen Region. Dem fehle ohne rasche Entscheidung wohl in Kürze die Direktion. Die aber, so meint der Leitartikler, sei wichtig, um den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit effizient zu führen.
Brandanschlag in Kortrijker Gericht
Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad machen mit dem Brandanschlag auf das Büro des Gerichtspräsidenten in Kortrijk auf. Ein Unbekannter hattet gestern am frühen Nachmittag einen Molotow-Cocktail im Gerichtsgebäude geworfen ohne anschließend gefasst zu werden. Verletzt worden sei bei der Tat zum Glück niemand, meint Het Nieuwsblad. Doch dass eine Brandbombe im erstinstanzlichen Gericht von Kortrijk am helllichten Tage gezündet werde, werfe erneut die Frage nach der Sicherheit der belgischen Gerichtsgebäude auf.
Sparzwänge, Schummelstrom
Das Wirtschaftsblatt L'Echo meint, dass Belgien dieses Jahr gut 1,8 Milliarden Euro wird sparen müssen, um das EU-Stabilitätsprogramm hierzulande respektieren zu können. Die Regierung versuche, das Haushaltsdefizit bei 3,7 % des Bruttoinlandsproduktes zu begrenzen.
Das Grenz-Echo schließlich hat die Kritik von Verbraucher- und Umweltschützern auf der Titelseite, wonach "grüner" Strom in Belgien längst nicht immer aus erneuerbaren Energiequellen kommt. In diesem Bereich habe man es mit Etikettenschwindel und Verbraucherbetrug zu tun, schreibt die deutschsprachige Tageszeitung.
Bild: Bruo Fahy (belga)