"Die chinesischen Kontakte von Filip Dewinter waren nicht so unschuldig, wie er das dargestellt hat", schreibt Het Nieuwsblad auf Seite eins zu einer neuen Recherche der Nachrichtenwebseite "Apache" und des Wochenmagazins "Humo". "Wie sich Dewinter bezahlen ließ für Chinas Interessen", so der große Aufmacher bei De Morgen. "Filip Dewinter 'politischer Berater' der Chinesen – Vlaams Belang-Spitzenpolitiker arbeitete bewusst mit Spion zusammen", liest man bei Gazet van Antwerpen.
Es geht hier nicht um Kinkerlitzchen, schreibt De Morgen in seinem Leitartikel: Dewinter hat nicht nur über Spesenabrechnungen Geld von den Chinesen bekommen. Dewinter hat Peking wichtige Dienste geleistet, er hat China sein ganzes Netzwerk europäischer radikaler Kameraden zur Verfügung gestellt, er war ein Sprungbrett für die chinesischen Geheimdienste.
Dewinter hat auch den Kontakt hergestellt zwischen seinen chinesischen Freunden und Vertretern des syrischen Regimes. Und er hat alles versucht, um die illegale Aufenthaltsgenehmigung seiner chinesischen Kontaktperson nachträglich zu legalisieren, um die Ausweisung des Spions zu verhindern. Die Galionsfigur einer Partei, die den Kampf gegen illegale Migration zu einem ihrer Hauptanliegen gemacht hat, hat also versucht, einen illegalen Einwanderer-Spion weißzuwaschen, das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Allem Anschein nach haben die Chinesen das flämische Netzwerk von ihren russischen Kollegen übernommen, denen Dewinter und Kollegen schon früher zu Diensten gestanden haben. Eine Investition, die China nicht viel gekostet hat. Und im Gegensatz zum kleinen Fisch Frank Creyelman steht Dewinter immer noch an der Spitze der Antwerpener Liste des Vlaams Belang für die Wahlen. Und Antwerpen ist der größte Hafen des Landes und entscheidend für die Geopolitik und den Wohlstand Belgiens und Europas, unterstreicht De Morgen.
Dewinter war sicher nicht "naiv"
Filip Dewinter soll überrascht worden sein von der Enthüllung, dass seine chinesische Kontaktperson ein Spion war?, fragt Het Laatste Nieuws. Der erfahrene Vlaams-Belang-Politiker mag ja alles Mögliche sein, aber er ist sicher nicht naiv. Seine Partei wird wieder versuchen, die Affäre als alten Kaffee abzutun, mit dem Gegner der Partei schaden wollen. Aber Dewinter hat sich von den Chinesen bezahlen lassen, um ihre Arbeit zu tun. Wäre das ein Politiker einer anderen Partei gewesen, hätte der Vlaams Belang längst Zeter und Mordio geschrien. Interessant ist übrigens auch, dass das druckfrische Wahlprogramm des Vlaams Belang sich anscheinend auch von China hat inspirieren lassen. Zum Beispiel in seinem Kampf gegen "wokes" Gedankengut in Schulen, stichelt Het Laatste Nieuws.
Ein bekannter flämischer Politiker, der sich direkt von einer Person hat bezahlen lassen, die für das chinesische Regime spioniert hat, rekapituliert Gazet van Antwerpen. Das ist doch eine "Smoking gun" für unpatriotisches Verhalten sollte man denken, ein schlagender Beweis. Dewinters Rechtfertigungen sind auch ziemlich fadenscheinig, aber der Vlaams Belang steht weiter zu ihm. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass die Partei nach der x-ten Glanz-Umfrage nur so vor Selbstvertrauen strotzt.
Derweil stellt sich aber auch die Frage, was Dewinter eigentlich angetrieben hat: War es einfach ein astreiner Egotrip? War es der Drang, in internationalen Netzwerken eine Rolle zu spielen? Oder ist Dewinter so vom Islam besessen, dass ihm jedes Mittel recht ist? Der Antwerpener Listenführer der größten Partei des Landes hat noch einige Fragen zu beantworten. Und seine Partei auch, fordert Gazet van Antwerpen.
Nicht in die Falle tappen
Het Belang van Limburg befasst sich mit den schweren Ausschreitungen zwischen kurdisch- und türkischstämmigen Menschen in Limburg: In den betroffenen Bergwerksgemeinden leben Kurden und Türken seit mehr als einem halben Jahrhundert ohne größere Zwischenfälle zusammen. Sie gehen in die gleichen Moscheen und trinken zusammen Tee. Wie also ist es zu den Krawallen gekommen? Niemand hat wirklich eine Antwort darauf, weder Polizei noch Bürgermeister noch die Spitzen der Gemeinschaften selbst.
Es ist aber wahr, dass die Kurden alles getan haben, um zu provozieren. Anders ist es nicht zu erklären, dass sie mit ihren Autos mit PKK-Fahnen und Slogans ausgerechnet durch Straßen gefahren sind, die bis nach Ankara als besonders Erdogan-treu bekannt sind.
Die Frage ist, wie wir mit solchen importierten Konflikten umgehen sollen. Angst ist immer eine sehr mächtige politische Waffe. Wer hier für Unruhe sorgt, der tut das, um irgendwie davon zu profitieren. Deswegen versuchen die Extremisten, den Konflikt weiter anzuheizen. In diese Falle dürfen die Menschen aber nicht tappen, appelliert Het Belang van Limburg.
Ein blamierter Geheimdienstoffizier
Le Soir blickt nach Moskau: Eine Bluttat als Vorwand für einen Krieg zu nutzen, ist eine uralte Taktik. Wladimir Putin hat also nicht lange in seinen Propaganda-Handbüchern blättern müssen, um auf die Idee zu kommen, der Ukraine die Schuld am Anschlag auf die Moskauer Konzerthalle "Crocus City Hall" in die Schuhe zu schieben. Kiew zu beschuldigen für das Attentat, für das die Terrorgruppe IS die Verantwortung übernommen hat, hat in den Augen Putins gleich mehrere Vorteile: Zum einen hofft er, die russische Bevölkerung so stärker für seinen Angriffskrieg gegen das Nachbarland zu mobilisieren und künftige Verluste auf dem Schlachtfeld akzeptabler zu machen. Aber natürlich will er damit auch die Unfähigkeit seiner Geheimdienste maskieren, die es nicht geschafft haben, die Terroristen zu identifizieren und aufzuhalten.
Seit zwei Jahren sehen wir, dass Putin es trotz einer der mächtigsten Armeen der Welt nicht schafft, die Ukraine in die Knie zu zwingen. Seit Freitag sehen wir außerdem einen ehemaligen Geheimdienstoffizier, der es nicht geschafft hat, durch Geheimdienstarbeit sein Land zu schützen, hält Le Soir fest.
Boris Schmidt