"Endlich Sanktionen gegen Vangheluwe", titelt Het Nieuwsblad. "Papst greift ein: Vangheluwe verliert kirchlichen Status", schreibt Gazet van Antwerpen auf Seite eins. "Papst entzieht Titel viel zu spät", zitiert Het Laatste Nieuws in seiner Schlagzeile eins der Opfer von Vangheluwe.
Papst Franziskus hat dem ehemaligen Bischof von Brügge, Roger Vangheluwe, seine kirchlichen Titel und Ämter entzogen. Vangheluwe stand seit langem wegen Pädophilie-Vorwürfen im Kreuzfeuer der Kritik. Der mittlerweile 87-Jährige hatte das auch teilweise zugegeben.
Het Nieuwsblad schimpft: Roger Vangheluwe ist jetzt Laie. Das soll eine Strafe sein und ein wichtiges symbolisches Signal. Das ist es aber nicht. Das ist nur ein diplomatischer Akt, eine PR-Operation. Denn der Machtapparat Kirche denkt immer nur an sich. In diesem Fall geht es darum, dass Papst Franziskus bald nach Belgien reisen soll. Der freudige Einzug des Papstes soll ohne Misstöne verlaufen. Deshalb hat man jetzt beschlossen, endlich etwas gegen Vangheluwe zu unternehmen. Das ist zu wenig, und vor allem zu spät und wird den Opfern von Vangheluwe nicht gerecht, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Der Vatikan – ein Fall für die Justiz?
De Morgen notiert: Mit dem Entzug des klerikalen Status für den Ex-Bischof von Brügge hat die Kirche indirekt auch zugegeben, dass sie selbst schuldig ist. Denn sie hätte die Schuld des Bischofs viel früher anerkennen können, ja sogar müssen. Dass sie das nicht getan hat, ist ein Versagen. Es wäre interessant zu erfahren, ob dieses Verhalten der Kirche auch ein Fall für die Justiz sein könnte, überlegt De Morgen.
De Standaard meint: Besser spät als nie. Aber natürlich bleibt die Frage bestehen, warum der Vatikan 14 Jahre braucht, um jetzt eine Strafe gegen Vangheluwe auszusprechen. Was im Prinzip auch wenig ändert. Die Schuld des ehemaligen Bischofs von Brügge wird dadurch nicht von ihm genommen. Er bleibt, wo er ist, und bekommt weiter seine Pension. Wegen Verjährung werden die Taten nicht vor Gericht verfolgt. Für ihn ändert sich also kaum etwas und für die Kirche auch nicht. Sie hat weiter viel Arbeit vor sich. Sie muss sich immer noch darum bemühen, die Missbrauchsfälle aufzuarbeiten und neue Vergehen zu verhindern. Außerdem steht sie immer noch vor der großen Aufgabe, das Vertrauen der Menschen wieder zu erlangen, betont De Standaard.
Weder Einsicht noch Gerechtigkeitssinn
Le Soir hält fest: Was die Entscheidung von Papst Franziskus so besonders macht, ist die Art und Weise, wie sie herbeigeführt wurde. Wenn der Papst und damit auch der Vatikan jetzt nachgegeben haben, dann ist das nicht aus Einsicht erfolgt oder aus irgendeinem Gerechtigkeitssinn heraus, sondern aufgrund des Drucks der öffentlichen Meinung, der Medien, der belgischen Politik und letztlich auch der Vertreter der Kirche. Sie alle hatten die Zeugnisse der Opfer gehört, die zuletzt auch in der VRT-Dokumentation Godvergeten nochmal eindrücklich vor Augen geführt wurden. Diese unerträglichen Berichte haben Bischöfe, den Premier und belgische Abgeordnete dazu gebracht, Druck auf Rom auszuüben. Mit Erfolg, freut sich Le Soir.
Het Belang van Limburg beschäftigt sich mit einer Entscheidung des Verfassungsgerichts und führt aus: Jetzt ist es klar: Die Europawahlen am 9. Juni können historisch genannt werden. Es werden nicht nur die ersten Wahlen sein, bei denen schon 16- und 17-Jährige in Belgien ihre Stimme abgeben können. Seit gestern ist auch klar, dass sie das sogar machen müssen. Denn wenn grundsätzlich in Belgien Wahlpflicht besteht, muss sie für alle Wähler gelten. Für Volljährige wie für Minderjährige, so urteilte das Verfassungsgericht. Das klingt logisch und ist nachvollziehbar. Nicht ganz nachvollziehbar ist, warum 16- und 17-Jährige nur bei den Europawahlen wählen sollen. Diese Ausweitung des Wahlalters wäre eine ideale Gelegenheit gewesen, um Jugendlichen auch das Wahlrecht für Regional- und Föderalwahlen zu geben, findet Het Belang van Limburg.
Reden über Diabetes
La Libre Belgique kommentiert: Die Entscheidung des Verfassungsgerichts ist indirekt auch ein Auftrag an die Parteien. Sie müssen sich jetzt um die jungen Wähler kümmern. Das haben die Parteien bislang nicht gemacht. Sie gingen davon aus, dass nur diejenigen 16- und 17-Jährigen zur Wahl gehen würden, die sich für Politik interessieren. Jetzt müssen sich die Parteien auch um die jungen Menschen kümmern, die sich nicht für Politik interessieren. Einfach wird das nicht werden. Denn das Interesse an Politik ist bei Jugendlichen – um es diplomatisch auszudrücken – ziemlich schwach, behauptet La Libre Belgique.
L'Echo berichtet: Die Zahl der Diabeteskranken in Belgien nimmt zu. Über 800.000 sind es mittlerweile. Diese chronisch Kranken müssen mehr in den öffentlichen Diskurs rücken. Denn ihre Krankheiten verursachen hohe Kosten, die von der Gemeinschaft getragen werden. Auch Diabetes hat zum Teil seine Ursachen in der Art und Weise, wie wir leben. Gegen Rauchen und Alkohol gibt es schon Kampagnen. Das Augenmerk sollte sich auch auf Diabetes richten, rät L'Echo.
Kay Wagner