De Morgen macht mit der Regierungsbildung auf und meint, dass die flämischen Christdemokraten der CD&V über das Schicksal der SP.A entscheiden. Es werde mit harten Bandagen gekämpft, um den linken Flügel des flämischen Parteienspektrums aus den Koalitionsverhandlungen hinauszumanövrieren. N-VA, OpenVLD und CD&V würden gern ohne die Sozialisten und die Grünen die flämische Flanke einer neuen Föderalregierung bilden. Wenn die flämischen Christdemokraten dieses Spiel mitmachten, dann würde es für die PS wohl äußerst schwierig, ihre flämische Schwesterpartei mit im Boot zu halten.
Deshalb seien, so schreibt der Leitartikler, auch alle Blicke jetzt auf die CD&V gerichtet. Die müsse diese Woche Farbe bekennen und deutlich machen, ob sie ein solches Szenario mittträgt. Für CD&V-Parteichef Wouter Beke ist die einzige Möglichkeit, seine Partei wieder aufzubauen, das Vermeiden von Neuwahlen. Für die sagen Meinungsforscher der Partei nämlich katastrophale Ergebnisse voraus. Hierzu aber muss es Didier Reynders gelingen, seinen Auftrag erfolgreich abzuschließen. Und das sei noch nicht sicher.
Reynders-Mission: Taktische Kämpfe mit harten Bandagen
La Libre Belgique geht heute ebenfalls auf die von Didier Reynders vorgeschlagene Konstellation mit sechs Koalitionspartnern, also der scheidenden Regierung plus N-VA, ein. Während Reynders vorpresche, bremse die PS von Elio Di Rupo. Währenddessen würde Reynders letzte Hand an seinen Bericht für die König legen, den das Staatsoberhaupt am Mittwoch erwartet. Dann es gebe vier Möglichkeiten: Reynders bekommt einen neuen Auftrag (oder soll seinen derzeit noch laufenden fortsetzen), Reynders macht weiter und bekommt ein Alter Ego aus Flandern an seine Seite, Reynders macht Platz für einen Regierungsbildner - möglicherweise Elio Di Rupo, oder nichts geht mehr und man schlägt den Weg zu Neuwahlen ein.
Schweigemarsch für die Opfer des Bahnunglücks in Buizingen
Le Soir macht mit dem Schweigemarsch zur Erinnerung an die Opfer des Zugunglücks von Buizingen im letzten Jahr auf. 19 Tote und 170 Verletzte hatte der Zusammenstoß zweier Regionalzüge am 15. Februar 2010 gefordert. Im Leitartikel heißt es hierzu, das Trauern um die Opfer beginne wohl erst dann, wenn man akzeptiert, dass auf viele Fragen keine Antworten gegeben werden.
RTBF-Beitrag zur Beisetzung Morels sorgt in Flandern für Verstimmung
Eine Reihe flämischer Zeitungen macht heute mit der Beisetzung der ehemaligen Vlaams Belang-Politikerin Marie-Rose Morel auf. Eine Mehrheit der Blätter geht dabei hart mit der Berichterstattung der RTBF ins Gericht. Der französischsprachige öffentlich-rechtliche Sender hatte in einem Fernsehstück zur Beisetzung Morels anklingen lassen, dass die Krebserkrankung der Ex-Politikerin als Mittel zum Zweck bei der Verbreitung ihres rechtsextremen Gedankenguts in den Medien gedient habe.
Für Het Laatste Nieuws steht deshalb fest, dass in der Wallonie der Tod Morels missbraucht werde. Im Leitartikel der Zeitung heißt es hierzu: Marie-Rose Morels heroischer Kampf gegen den Krebs, den sie schließlich verlor, habe keinen unberührt gelassen, Durchschnittsbürger genauso wenig wie Politiker vom Kaliber eines Bart De Wever. Bei der Beisetzung seien Gedanken an Politik aber weit weg gewesen. Der Tod vereinige schließlich alle Menschen. Nur bei der RTBF sei das anscheinend nicht so gewesen. 15 Jahre habe er sich darum bemüht, so der Leitartikler, in französischsprachigen Sendern eine gemäßigte Stimme aus Flandern hören zu lassen. Jetzt frage er sich, ob das zukünftig noch möglich ist.
Auch Het Nieuwsblad macht mit dem Thema auf und titelt: Der französischsprachige Landesteil empfindet Mitleid mit Morel als unpassend. Im Leitartikel geht das Blatt derweil ebenfalls auf die Regierungsbildung ein und warnt vor zu viel Euphorie über die Arbeit und Vorschläge von Informateur Didier Reynders. Wie immer bei solch delikaten Verhandlungen sei Vorsicht geboten. Reynders habe sich noch nicht in die Karten schauen lassen, wenn es um politische Sprengstoff wie BHV oder andere explosive Themen gehe.
Regionalisierung für viele Wallonen kein Problem
L'Avenir informiert heute über den Amtsantritt des neuen MR-Parteichefs Charles Michel und veröffentlicht gleichzeitig eine Umfrage, demzufolge jeder dritte Wallone mit einer Regionalisierung der Beschäftigungspolitik und des Arbeitslosengelds einverstanden ist. Das zeige, so schreibt L'Avenir, dass nicht alle Wallonen einer weitgehenden und gründlichen Regionalisierung eine Absage erteilten.
Het Belang van Limburg berichtet über einen vom Oberbefehlshaber der belgischen Streitkräfte beabsichtigen Ankauf von niederländischen Panzern, von dem Verteidigungsminister De Crem anscheinend nichts weiß. Zwischen Armeechef Delcour und Minister De Crem könne deshalb langsam von einem Vertrauensbruch die Rede sein.
De Standaard macht heute mit dem massenhaften Zuzug rumänischer Ärzte nach Belgien auf und geht im Leitartikel auf das Rahmentarifabkommen ein, dem der Kommentator im Grunde gute Seiten abgewinnen kann.