"Bis zu tausend Arbeitsplätze weg bei Van Hool", titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. "Produktion von Bussen soll komplett ins Ausland umziehen", fasst Gazet van Antwerpen zusammen. "Nur noch wenig Hoffnung für Van Hool - Angst vor Verlust von 600 Jobs" liest man bei Het Laatste Nieuws. "Kann die Regierung Van Hool noch retten? Und muss sie das?", fragt De Standaard.
Die europäische Industrie muss schon seit Monaten einen schweren Schlag nach dem anderen einstecken, schreibt Het Belang van Limburg in seinem Leitartikel. Das Busbau-Unternehmen Van Hool ist da nur der jüngste Fall. Und auch wenn Van Hool sicher nicht das beste Beispiel ist, zeigt der Fall doch auch, welch große Gefahr unserer Industrie droht: Wenn Europa nichts unternimmt, dann droht dem Kontinent die Deindustrialisierung.
China und die Vereinigten Staaten missbrauchen die freien Märkte Europas, während sie ihre eigenen Märkte gegen ausländische Produkte abschirmen. So wie beim chinesischen Busbauer BYD, bei dem die flämische Nahverkehrsgesellschaft De Lijn 500 neue elektrische Busse bestellt hat. BYD erhält massive Subventionen vom chinesischen Staat. Während in Europa staatliche Subventionen verboten sind.
Das Gleiche gilt auch für den Automarkt, der von subventionierten chinesischen Marken überschwemmt wird. Gegen diese unehrliche Konkurrenz, die auch als geopolitische Waffe eingesetzt wird, müssen wir uns schützen. Selbst, wenn das zu höheren Preisen führen sollte. Worauf wartet Europa noch?, fragt Het Belang van Limburg.
Der ungleiche Kampf gegen die Konkurrenz aus Asien
Zu einem großen Teil hat sich Van Hool seine Probleme selbst eingebrockt, kommentiert De Morgen. Aber vor allem müssen wir jetzt mehr tun, als nur Symptome zu bekämpfen: Die grundlegende Herausforderung ist glasklar: Wie können wir unsere lokale Wirtschaft erhalten in diesem ungleichen Kampf gegen asiatische Konkurrenten? Für ein Unternehmen wie Van Hool ist es nun einmal schlicht unmöglich, erfolgreich in den Boxring zu steigen gegen ein Unternehmen wie BYD, das vom chinesischen Staat unterstützt wird. Alibaba, Temu, Shein und unzählige andere – sie alle überspülen unseren Markt mit günstigen chinesischen Produkten. Solange wir dagegen keinen Schlachtplan aufstellen, werden wir weiter bluten, warnt De Morgen.
Wenn es einen Moment gibt, um Schutzdämme aufzuwerfen gegen eine zu große Abhängigkeit von China, dann scheint der spätestens jetzt gekommen zu sein, meint De Standaard. Aber trotz allem sollte die flämische Regierung vor allem einen kühlen Kopf behalten. Strategisch betrachtet ist zumindest dieses Kind nämlich schon in den Brunnen gefallen: Van Hool hat auf das falsche Pferd gesetzt, 20 Jahre lang war die Firma überzeugt, dass Wasserstoff die Energiequelle der Zukunft sein würde.
Der flämische Markt hat dem Unternehmen auch keine Impulse geliefert, um sich in eine andere Richtung weiterzuentwickeln. De Lijn hat weiter stur Diesel-Busse gekauft, während zum Beispiel die Niederlande die Elektrifizierung ihrer Bus-Flotte vorangetrieben haben. Flandern hat es also versäumt, Van Hool in die richtige Richtung zu schubsen. Und jetzt ist der Rückstand gegenüber den Chinesen einfach nicht mehr aufzuholen für einen so kleinen Spieler wie Van Hool, analysiert De Standaard.
Späte Einsicht
Es ist traurig, dass die flämische Regierung weniger Vertrauen in die flämische Wirtschaft hatte als in die chinesische, so Gazet van Antwerpen. Wäre es anders gewesen, dann hätte De Lijn ihre neuen elektrischen Busse wohl nicht in China bestellt. Diese Entscheidung ist auch umstritten, weil die chinesischen Busse in den Niederlanden bereits bewiesen haben, dass sie nichts taugen. Dass Van Hool dieser Auftrag entgangen ist, ist aber trotzdem nicht der wichtigste Grund für die Schieflage des Unternehmens. Den Schuh muss sich vor allem die Firmenleitung anziehen.
Außerdem hat Van Hool mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie alle anderen großen produzierenden Betriebe in unserem Land: hohe Produktionskosten, teure Energie und hohe Löhne. In Europa zu produzieren, wird einfach immer schwieriger. Deshalb sind Maßnahmen notwendig, um die Industrie in Belgien zu halten. Eine Einsicht, die langsam durchzusickern scheint zu unseren Regierungen und auch zu Europa. Aber bis wirklich etwas passieren wird, wird es wohl noch dauern, befürchtet Gazet van Antwerpen.
L'Echo beschäftigt sich mit der Frage, ob die Politik Van Hool retten sollte: Weniger als 100 Tage vor den Wahlen ist das ein heißes Eisen, besonders für die flämische Regierung. Aber so schmerzhaft die Situation von Van Hool für die Arbeitnehmer und die Unternehmerfamilie ist, so muss dennoch die Frage gestellt werden, ob es sinnvoll ist, die Firma mit Millionen an Steuergeldern zu unterstützen. Welche Garantien hat der Staat, dass das Van Hool wieder auf die Beine helfen wird? Oder wäre es eher ein Fass ohne Boden?
Natürlich geht es um Tausende direkte und indirekte Arbeitsplätze. Aber die Probleme bei Van Hool sitzen tief, das aktuelle Geschäftsmodell an sich wirft viele Fragen auf. Und warum sollte gerade Van Hool gerettet werde, wenn das bei anderen Unternehmen nicht geschehen ist? Statt aus wahltaktischen Gründen jetzt das Portemonnaie für Van Hool zu zücken, sollte die Regierung lieber daran arbeiten, ein Wirtschaftsklima zu schaffen, in dem Menschen mit Unternehmergeist Erfolg haben können. Das bedeutet vor allem einen sicheren gesetzlichen Rahmen für Investitionen und einen Abbau des mörderischen Steuer- und Abgabendrucks, fordert die Wirtschaftszeitung.
Auf die Regierungen wartet viel Arbeit
Das GrenzEcho greift die düsteren Wirtschaftsprognosen der IHK für Ostbelgien auf: So schlecht wie im aktuellen Konjunkturbarometer waren die Werte zuletzt im Zuge der Finanzkrise von 2009 und nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Die größte Sorge der Unternehmen ist immer noch der Arbeitskräftemangel: Ein Viertel der aktiven Bevölkerung der DG arbeitet im Ausland. Das führt dazu, dass hier Arbeitskräfte dauerhaft fehlen.
Zuallererst ist die Föderalregierung gefragt, um für wichtige Reformen zu sorgen. Arbeit attraktiver und wettbewerbsfähiger zu gestalten über eine zeitgemäße Steuer- und Abgabenpolitik liegt in ihrer Hand. Aber auch die DG selbst wird in Zukunft noch stärker die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Auge behalten müssen, um Wettbewerbsnachteile im grenzüberschreitenden Umfeld innerhalb ihrer Zuständigkeiten zumindest teilweise auszugleichen, so das GrenzEcho.
Boris Schmidt