"Witwe von Nawalny will seinen Kampf fortführen", titelt Het Nieuwsblad. ""Ich werde weiter für ein freies Russland kämpfen", zitiert Gazet van Antwerpen Nawalnys Witwe auf Seite eins. ""Europa, kämpfe mit an meiner Seite", greift auch Het Laatste Nieuws Worte von Nawalny's Witwe auf ihrer Titelseite auf.
Julija Nawalnaya, die Witwe des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny, war gestern zu Besuch in Brüssel. Dabei hat sie neben den EU-Außenministern unter anderem auch EU-Ratspräsident Charles Michel getroffen.
L'Avenir kommentiert: Julija Nawalnaya hat es gestern ganz klar gesagt: Sie will den Kampf ihres verstorbenen Mannes weiterführen. Stellt sich die Frage, ob eine Frau dazu fähig ist, Wladimir Putin die Stirn zu bieten. Die Chance dazu ist ziemlich groß, denn auch in Weißrussland ist die größte Gegenspielerin des dortigen Machthabers eine Frau. An der Fähigkeit von Nawalnaya sollte kein Zweifel bestehen. Aber sie muss auf sich Acht geben, denn selbst wenn sie nicht nach Russland zurückkehrt, ist sie auch im Ausland nicht sicher. Putins Schergen sind auch in London oder Berlin unterwegs, erinnert L'Avenir.
Funken von Menschlichkeit
Het Nieuwsblad schreibt allgemein zum Tod von Nawalny: Die ganze Grausamkeit des Regimes von Wladimir Putin hat sich offenbart, als Nawalnys Mutter ihren toten Sohn sehen wollte. Die alte Frau wurde von einer Tür zur anderen verwiesen, weitab im kalten Sibirien. Ihren Sohn hat sie nicht gesehen. Der letzte Funken von Menschlichkeit ist erloschen, wenn man selbst einer Mutter die Trauer um ihren Sohn verweigert. Die EU ist gut beraten, an ihrem aktuellen Kurs gegenüber Russland festzuhalten. Dass die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihr Amt fortführen möchte, ist ein gutes Zeichen. Denn das würde Stabilität bedeuten. Und das braucht Europa gerade, weiß Het Nieuwsblad.
De Standaard berichtet mit Blick auf die EU: Heute treffen sich Alexander De Croo, Ursula von der Leyen und führende Industrielle von Europa in Antwerpen. Sie wollen ein Pakt für die europäische Industrie verabschieden. Dieser Industrie geht es zurzeit schlecht. Die Unternehmen geben dafür dem Green Deal die Schuld, den Bemühungen der EU, die Unternehmen umweltfreundlich zu gestalten. Doch das ist der falsche Gegner. Das Problem ist vielmehr, dass China und die USA den Wandel zu einer umweltfreundlichen Industrie viel schneller schaffen als die EU. Das Tempo erhöhen und gleiche Regeln für alle in der EU, das sollte das Ergebnis des Treffens heute sein, wünscht sich De Standaard.
Nicht alles ist immer gleich
La Libre Belgique kommt auf die Forderungen der PS zu den Reformen am Arbeitsmarkt zurück und meint: Wie soll man sich das vorstellen eine 32-Stunden-Woche an vier Tagen ohne Lohnverlust? Wie kann man es wagen, eine Erhöhung des Mindestlohns um 40 Prozent auf 2.800 Euro zu versprechen? Es ist beunruhigend zu sehen, wie sich die PS in den Wahlkampf stürzt, ohne im geringsten Rücksicht zu nehmen auf die Realität der Unternehmen und der öffentlichen Finanzen, empört sich La Libre Belgique.
De Morgen bemerkt: Hinter ihrer provokativen Fassade greifen die Vorschläge der PS durchaus interessante Überlegungen auf. Unserer Gesellschaft täte es gut, sich einmal genauer mit der Arbeitswelt, den Arbeitszeiten und der Entlohnung dafür auseinanderzusetzen. Denn hier ist nicht immer alles gleich. Gut ausgebildete Menschen in oft gut bezahlten Jobs kennen feste Arbeitszeiten eher selten. Sie arbeiten meist zielorientiert, mal sehr viel, mal etwas weniger, mal im Büro und mal im Homeoffice. Die Kassiererin im Supermarkt dagegen muss immer zu festen Zeiten im Supermarkt sein, aber auch sie strebt nach einem guten Ausgleich zwischen Arbeit und Freizeit. Weniger arbeiten für weniger Lohn kann sie sich nicht leisten. Eine Debatte über Arbeit, Arbeitszeiten und den Lohn dafür täte unserer Gesellschaft gut, rät De Morgen.
Unnötig und bedauernswert
De Tijd schreibt zu den geplanten neuen Staatsanleihen: Die Ausgabe dieser Staatsanleihen ist zu einem Thema der Politik geworden und hat sich mittlerweile in ein schlechtes Theaterstück verwandelt. Streitpunkt ist die Quellensteuer. Die beträgt normalerweise 30 Prozent. Finanzminister Van Peteghem will 15 Prozent durchsetzen, um sich im Wahlkampf Popularität zu erkaufen. Die Open VLD will genau das verhindern. Und dann schaltet sich auch noch die Schuldagentur mit einer Meinung ein, obwohl sie dazu eigentlich gar nichts zu sagen hat. Wie gesagt, ein Trauerspiel, bedauert De Tijd.
La Dernière Heure berichtet von der Brüsseler Baumesse Batibouw. Es ist nicht mehr, wie es einmal war. Batibouw hat seinen Glanz verloren. Es gibt weniger Aussteller an weniger Ständen. Das Gezeigte ist nicht mehr so interessant wie früher. Viele Besucher waren am Wochenende enttäuscht und Französisch wird auf der Messe immer weniger gesprochen. Die Zeit der großen Messen scheint vorbei, resümiert La Dernière Heure.
Kay Wagner
Herr Wagner, wie Sie selbst in einem vorigen Kommentar schreiben, handelt es sich um ein LANGZEITZIEL in einer sich verändernden Arbeitswelt. Derweil die einen ohne Zeit und Anfahrtskosten im home office Resultate bringen müssen, ohne Kontrolle der exacten Arbeitszeit, müssen andere 38 Std (plus 1/2 Std Mittagszeit plus 2x Stau auf dem Arbeitsweg) auf ihrem Arbeitsplatz verharren, ohne mal eben die Kinder aus der Kita zu holen, selbst einkaufen zu gehen und ähnlichem. Ob 32 Std oder andere Lösungen, aber diese Diskrepanz ist auf Dauer nicht haltbar. Und wie "irre" waren die Befürworter früherer Jahrzente, die kürzere Arbeitszeiten erstritten haben, von denen heute alle profitieren, ohne das die Wirtschaft zusammengebrochen ist? Es ist einfach nur reine Demagogie, die Aussagen des Herrn Magnette auf so billige Aussprachen zu reduzieren. ALLE, die jetzt meckern und noch jung genug sind, werden die verkürzten Arbeitszeiten irgendwann in der Zukunft gerne mitmachen!!