"Alexej Nawalny, gestorben als Märtyrer", titelt La Libre Belgique. "Kremlkritiker, Idealist und Laus im Pelz von Putin", schreibt Het Belang van Limburg auf Seite eins. "Dafür wirst du büßen, Putin", zitiert Het Laatste Nieuws in ihrer Schlagzeile die Witwe von Alexej Nawalny.
Der Kremlkritiker Alexej Nawalny ist gestorben. Das zumindest gab gestern die Leitung des russischen Gefängnisses an, in dem Nawalny inhaftiert war. Viele Zeitungen widmen dem Thema auch ihre Leitartikel.
Le Soir zweifelt: Kann man der offiziellen Version trauen? Nawalny hat sich nach einem Spaziergang schlecht gefühlt und hat fast sofort das Bewusstsein verloren. So heißt es seitens der Gefängnisleitung. Unter Wladimir Putin wird Russland zum Schweigen verdammt. Die Stimmen, die es noch wagen, sich zu erheben, kann man an einer Hand abzählen. Wer bleibt übrig, um frei zu sprechen im Russland von 2024? Bald wird die Welt nichts mehr von der Wirklichkeit wissen, die sich in dem großen und faszinierenden Land abspielt, befürchtet Le Soir.
"Putin hat getötet "
La Libre Belgique weiß: Nawalny bezahlt mit seinem Leben dafür, dass er mit Mut und unbeugsamem Willen den "Herrscher im Kreml" auf russischem Boden herausgefordert hat. Sein Ende war absehbar. Er war Gegner Nummer eins des Kremls. Ein Symbol des Widerstands. Die Paranoia und die Einsamkeit des russischen Tyrannen ließen keine Gnade zu. Für Putin ist ein toter Rivale weniger lästig als ein Rivale, der in den Gefängnismauern einer Ruine aus den Zeiten des stalinistischen Gulags vegetiert. Es handelt sich hier klar um einen Mord: Wladimir Putin hat getötet, urteilt La Libre Belgique.
De Standaard erinnert: Nawalny hat Willkür bekämpft mit Ironie, Idealismus und einer fast übermenschlichen Aufgabe seiner selbst. Das gab ihm die außergewöhnliche Kraft, mit der er jegliche Folter und seine schwere Gefängnisstrafe ertrug. Dass er jetzt gestorben ist, macht Putin zu einem pathetischen Verlierer. Der Tod von Nawalny zeigt, wie verängstigt und schwach das Regime von Putin geworden ist. Diese Art von Brutalität, wie sie unter Putin angewendet wird, kann nur auf eine Art beendet werden: nämlich durch den Tod von Putin selbst, glaubt De Standaard.
Das zarte Pflänzchen bei den Bauernprotesten
Het Nieuwsblad beschäftigt sich mit der Einigung, die die flämische Regierung mit den Bauern erzielt hat: Es ist eigentlich wie immer. Die Regierung versucht, Reformen durchzusetzen im Ausgleich mit allen Beteiligten. Die Bauern ärgern sich darüber. Der Boerenbond geht auf die Barrikaden, die CD&V unterstützt das, und dann muss die Regierung wieder zurückrudern. So ist es auch jetzt wieder geschehen. Die Zugeständnisse, die an die Bauern gemacht worden sind, sind kein Schritt in die Zukunft. Sie bedeuten im besten Fall Stillstand, wenn sie nicht sogar ein Schritt zurück sind, ärgert sich Het Nieuwsblad.
Het Laatste Nieuws hat beobachtet: Die Proteste der Bauern sind bislang auffällig ruhig und friedlich verlaufen. Die Bauern haben großes Interesse daran, dass das auch so bleibt. Denn das Verständnis der Bevölkerung für die Proteste der Bauern ist bislang zwar vorhanden, ist aber ein zartes Pflänzchen. Das könnte schnell einknicken, wenn die Bauern ihren Protest verschärfen und zu viel einseitig für sich herausschlagen wollen. Dass es dazu kommen könnte, ist nicht ausgeschlossen. Einige Jungbauern haben sich zu einer neuen Organisation mit dem Namen "Farmers Defence Force" zusammengeschlossen. Diese Organisation saß nicht mit am Verhandlungstisch. Das könnte sich in den kommenden Tagen und Wochen vielleicht rächen, überlegt Het Laatste Nieuws.
Eine Schande für Brüssel
Zu den Schießereien in Brüssel unter der Woche kommentiert De Tijd: Diese Vorfälle sind eine Schande für die Hauptstadt von Europa. Es gibt viele Gründe dafür, warum diese Bandenkriminalität jetzt solche Ausmaße annehmen konnte. Es muss klar sein, dass diese Kriminalität endlich schnell und effektiv bekämpft wird. Denn in einer Demokratie hat so eine Kriminalität nichts zu suchen. Die Maßnahmen, die der noch relativ neue Justizminister Paul Van Tigchelt ergriffen hat, weisen den Weg. Allerdings hat Van Tigchelt bis zu den Wahlen nicht mehr viel Zeit weiterzuarbeiten. Klar ist aber, dass die neue Föderalregierung diesen Weg konsequent weitergehen muss. Egal, welche politischen Parteien dann regieren werden, fordert De Tijd.
Auch das GrenzEcho findet: Die Wurzeln der Kriminalität in den belgischen Großstädten sind vielschichtig und legen ein multikausales Versagen offen. Politik, Polizei und Justiz sind allesamt gefordert. Die alarmierende Präsenz und Verfügbarkeit von Schusswaffen in Belgien, insbesondere in Brüssel und Antwerpen, muss entschieden angegangen werden. Es ist höchste Zeit, dass die im nationalen Sicherheitsplan festgelegten Prioritäten - das koordinierte Vorgehen gegen organisierte Kriminalität mit einer adäquat ausgestatteten Strafverfolgung - nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch in der Praxis umgesetzt werden. Nur so kann die Sicherheit der Menschen gewährleistet und ein klares Zeichen gegen die Kultur der Gewalt gesetzt werden, betont das GrenzEcho.